Abstract.
Definition of the problem: In Germany, the dissection rate of the deceased is distinctly lower than in many other European countries. Although critics of autopsies use to put forward ethical objections and religious scruples, neither the Christian church nor piety stand opposite to the practise of autopsies.
Arguments: From an ethical point of view, there are numerous arguments for an increase in the number of autopsies. It can be shown that not only the deceased, his relations and the physicians but also the population as a whole could take advantage of a higher percentage of dissections. In Germany, law authorities put much more emphasis on the regulation of birth and origin of life than on problems concerning dying and death of human beings. Legal obstacles and tendentious reporting by the mass media are serious reasons for the poor popularity of dissections of the corpse.
Conclusion: For many reasons, comprehensive and unbiassed information about autopsies, fundamental legislative reforms and an increase of the dissection rate have to be claimed.
Zusammenfassung.
Seit vielen Jahren liegt die Sektionsrate in Deutschland deutlich unter dem Niveau anderer europäischer Staaten. Wenngleich Skeptiker und Gegner der inneren Leichenschau ihren Standpunkt mit dem allgemeinen Hinweis auf sittlich-religiöse Bedenken zu untermauern suchen, lassen sich – gerade unter ethischen Gesichtspunkten – zahlreiche Argumente für eine Erhöhung der Sektionsfrequenz ausmachen. Letztere betreffen den Verstorbenen ebenso wie die Angehörigen, weitere an der inneren Leichenschau beteiligte Personen und die Gesundheitsfürsorge als Ganzes. Weder die Anschauungen der christlichen Religion noch das vielzitierte allgemeine Pietätsempfinden stehen einer Leichenöffnung entgegen. Die vergleichsweise geringe Akzeptanz der inneren Leichenschau in der Bevölkerung ist nicht zuletzt auf eine mangelnde Aufklärung und eine unbefriedigende Öffentlichkeitsarbeit zurückzuführen. Eine unsachliche Berichterstattung in einem Teil der Medien ist hierbei ebenso geltend zu machen wie das mangelnde Engagement mancher Ärzte und Amtsrichter. Hinzu kommen Erschwernisse von seiten des Gesetzgebers, der den Regelungen zur Entstehung und Geburt menschlichen Lebens seit Jahren einen größeren Stellenwert einräumt als bestehenden Problemen im Zusammenhang mit Sterben und Tod.
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Groß, D. Sektionen in Deutschland: Historische Wurzeln, gegenwärtiger Stellenwert und aktuelle ethische Probleme. Ethik Med 11, 169–181 (1999). https://doi.org/10.1007/s004810050072
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DOI: https://doi.org/10.1007/s004810050072