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Zur Unterscheidung von logischer und faktischer Wahrheit

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Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Es wird zu zeigen versucht, daß die Unterscheidung logischer und faktischer Wahrheiten nicht gelingen kann, solange nicht zwei Arten von Existenz unterschieden werden, nämlich logische Existenz als Widerspruchsfreiheit und faktische als an Ort und Zeit gebundene Existenz. Die Vernachlässigung der Bedingungen von Ort und Zeit führt dazu, daß z. B. Leibniz, Frege und Russell die faktische Wahrheit auf die logische zurückführen, was wiederum dadurch begünstigt wird, daß die genannten Autoren Individuum und Einermenge nicht konsequent unterscheiden.

Die Unterscheidung logischer und faktischer Wahrheiten ist aber zugleich wichtigster Bestandteil des empiristischen Sinnkriteriums der logischen Empiristen. Der Streit zwischen Carnap und Quine über die Unterscheidbarkeit analytischer und synthetischer Sätze war daher zugleich ein Streit um die Unterscheidbarkeit logischer und faktischer Wahreiten. Da aber weder Quine noch Carnap bereit waren, Voraussetzungen ontologischer Art zu machen, und sie daher Wahrheit auf Beweisbarkeit sowie auf den richtigen Gebrauch einer Sprache zurückführten, wurden auch für sie Individuum und Einermenge und damit auch logische und faktische Wahrheiten ununterscheidbar. Daher kommen beiden trotz ursprünglich gegensätzlicher Auffassungen zu sehr ähnlichen Ergebnissen. Während Quine nämlich die logische Wahrheit auf die faktische zurückführt und Wissenschaft für ihn nichts weiter ist als mit Erfahrung verknüpfte Gedankenkonstruktion, führt Carnap ganz im Sinne von Leibniz die faktische Wahrheit auf die logische, nämlich auf Widerspruchsfreiheit zurück, so daß die gesamte Erfahrungswelt für ihn nichts weiter ist als eine aus Grundelementen rational konstruierbare Welt des sinnlichen Scheins.

Wenn faktische Wahrheit aber mehr ist als nur Widerspruchsfreiheit und Deduzierbarkeit, dann muß die Wahrheit von unabhängigen Atomsätzen anerkannt werden, deren Wahrheit nicht mit rein innersprachlichen Mitteln gesichert werden kann, sondern durch die Existenz außersprachlicher individueller Objekte abgestützt werden muß; denn Individuelles läßt sich in seiner Individualität nicht aus allgemeinen Gesetzen herleiten. Ein Wahrheitsbegriff, der dies leistet, findet sich bei Bernard Bolzano, der dafür die Annahme einer dritten Welt, einer Welt möglicher Intensionen, benötigte. Daß solch eine Annahme keine unnötige Vervielfältigung von Entitäten bedeutet, wird deutlich an den Schwierigkeiten, die für Wittgenstein dadurch entstanden, daß er einerseits mit Freges Theorie vom Sinn sprachlicher Zeichen eine semantische Grundlage sprachlicher Zeichen anerkannte, zugleich aber einen nominalistischen Standpunkt vertrat, indem er nur Namen, nicht aber Sätzen eine Bezeichnungsfunktion zuerkannte.

Bolzanos Theorie von den zwei Arten der Existenz und der durch sie begründeten Arten von Wahrheiten bedarf jedoch einer Ergänzung und einer begrifflichen Analyse dessen, was unter „Sachverhalt“, „Tatsache“, „Faktum“, „Ereignis“ und „Individuum“ zu verstehen ist, was einer späteren Arbeit vorbehalten bleiben soll.

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Bibliographie

  1. Gottfried Wilhelm Leibniz: Nouvaux Essais sur l'Entendement Humain été 1703–1705, 4. Buch, IX § 2, Philosophische Schriften hrsg. von C. J. Gerhardt V. Bd. Berlin 1882, S. 425.

  2. Monadologie (1714) § 53, Gerhardt VI. Bd. 1885, S. 615ff. Vérietés nécessaires et contingentes, Opuscules et fragments inédits de Leibniz, par Louis Couturat, Paris 1903, Neudruck Hildesheim 1966, S. 18.

  3. Nach Rudolf Carnap: Bedeutung und Notwendigkeit, Wien, New York 1972 S. 13, Übersetzung von Meaning and Necessity 1947, Übersetzer Wilhelm Bader, Hrsg. A. J. Ayer, R. Carnap, H. Feigl, V. Kraft, K. Popper.

  4. Opuscules (1903/1966) S. 19f.

  5. Ebd. S. 17, Discours de Métaphysique (1668) Gerhardt IV. Bd. 1880, SS. 437ff. 450f.

  6. Leibniz nennt Wahrheiten, die auf dem Prinzip des Widerspruchs beruhen, notwendige oder ewige Wahrheiten, Monadologie §§ 33, 43, Gerhardt VI 1885, SS. 612. 614. Die Bezeichnung „formale Wahrheiten“ für „logische Wahrheiten“ dürfte auf Kant zurückgehen. Jedenfalls ist sie erst seit Kant üblich geworden. In der K.d.r.V. spricht Kant, der keinen scharfen Unterschied zwischen Wahrheit und Erkenntnis macht, nur von formaler Erkenntnis, wenn er von logischer Erkenntnis spricht (A 130), und nennt er einen logischen Gebrauch einer Erkenntniskraft einen bloß formalen Gebrauch (B 335) In der Einleitung der von Jäsche herausgegebenen Logik wird ein formales und ein materiales Kriterium der Wahrheit unterschieden. Hier wird auch der Ausdruck „formale Wahrheit“ gebraucht. Logik VII, Akademieausgabe IX. Bd. Berlin, Leipzip 1923, S. 50f. Bestätigt wird diese Vermutung durch Äußerungen Bolzanos, der ausführlich auf den Gebrauch der Ausdrücke formale bzw. logische Wahrheit eingeht und sich dabei ausschließlich auf Autoren nach Kant stützt. Wissenschaftslehre hrsg. von W. Schulz, 1. Bd. 1929 § 29b, S. 138. Bolzano weist auch darauf hin, daß vor der „Entstehung der kritischen Philosophie“ die Ausdrücke „logische“ und „metaphysische“ bzw. „transzendentale Wahrheit“ einander gegenübergestellt, beide aber in einem ganz anderen Sinne verstanden wurden, ebenda Anm. 1, S. 142.

  7. Meditationes de Cognitione, Veritate et Ideis, Gerhardt IV. Bd. S. 426.

  8. De Veritatibus Primis, Opera philosophica quae extant instruxit J. E. Erdmann 1840, Nachdruck ergänzt von Renate Vollbrecht, Scientia Aalen 1959, S. 99.

  9. Über Sinn und Bedeutung, in „Funktion, Begriff, Bedeutung“ hrsg. von Günther Patzig, 2. Aufl. 1966, S. 41.

  10. Ebd. S. 46f.

  11. Frege hat vorher (ebenda S. 43ff.) vom Sinn eines Eigennamens die Vorstellung als einen psychischen Prozeß unterschieden und diese Unterscheidung anscheinend als hinreichend für die Unterscheidung zwischen dem Sinn des Satzes und dem begleitenden Denkprozeß angesehen.

  12. Ebd. S. 48.

  13. Ebd. SS. 48, 50.

  14. Ebd. S. 50.

  15. Sinn und Bedeutung von Namen und Sätzen. Eine Untersuchung zur Semantik Gottlob Freges. Diss. Universität Graz, Wien 1975, S. 80ff.

  16. Der Gedanke. Eine logische Untersuchung. In „Logische Untersuchungen“ hrsg. von Günther Patzig, Göttingen 1966, S. 33.

  17. Das wird von Fabian (1975, S. 163f.) versucht. Allerdings unterscheidet er dabei nicht zwischen Sätzen über Fakten und logischen Satzverknüpfungen. Er will also diese Interpretation auf alle Arten von Sätzen anwenden, was dann dazu führt, daß seiner Auffassung nach bei dieser Interpretation die Bedeutung eines Satzes nicht mehr sein Wahrheitswert sein kann.

  18. Dialog mit Pünjer über Existenz II, Nachgelassene Schriften, hrsg. von Hans Hermes, Friedrich Kambartel, Friedrich Kaulbach, Hamburg 1969, S. 69f.

  19. Principia Mathematica, Cambridge, 1927, 2. Aufl., 1963, Vol. I, §§ 24.01 bis 24.103, S. 169. — Zum Vergleich Paul Weingartner: Der Begriff der Existenz in Russells Theorie der Deskription in „Deskription, Analytizität und Existenz“ hrsg. von Paul Weingartner, Salzburg, München 1966, S. 74ff.

  20. Ebd. S. 29.

  21. The Principles of Mathematics, London 1903, 8. Aufl. 1964, S. 737 und Introduction to Mathematical Philosophy, London 1919, 11. Aufl. 1967, S. 169f. Allerdings spricht Russell bei diesen Beispielen nicht direkt von Nullklassen, sondern von Ausdrücken, die nichts beschreiben. Andererseits ist seiner Auffassung nach aber der Satz „Es gibt kein Einhorn“ äquivalent mit dem Satz „Für alle x gilt, es ist kein Einhorn“, und er beruft sich für diese Ableitung auf § 9 der PM, in dem die Verschiebungsregeln der Quantifikatoren dargestellt werden. Nach § 24.15 der PM gilt aber auch auch, daß eine Klasse, aus der sämtliche Elemente ausgeschlossen sind, gleich der Nullklasse ist; denn man kann definieren K, Es gilt dann: ∀x. Später werden dann von anderen Autoren Fabelwesen und Märchenfiguren direkt als Beispiele für Nullklassen angegeben. Zum Vergleich Rudolf Carnap: Sinn und Synonymität in natürlichen Sprachen, Übersetzung von Meaning and Synonymy (1955), in „Zur Philosophie der idealen Sprache“, Übersetzer und Hrsg. Johannes Sinnreich, München 1972, S. 153.

  22. Daß Russell eine Auffassung von Logik hat, die der von Leibniz sehr nahe kommt, geht aus folgendem Zitat hervor: „Logic, I should maintain, must no more admit a unicorn than zoology can, for logic is concerned with the real world just truly as zoology, though its more abstract and general features.“ (1919/1967, S. 169).

  23. Existenz in der Logik, in „Deskription ...“ Weingartner 1966, S. 57f.

  24. Die Bedeutung von Raum und Zeit für die Unterscheidung wirklicher Dinge von möglichen dürfte zuerst von Bernard Bolzano deutlich hervorgehoben worden sein. Zum Vergleich Ursula Neemann: Historischer und naturwissenschaftlicher Kausalbegriff nach Bernard Bolzano, in „Natur und Geschichte“ X. Deutscher Kongreß für Philosophie, Kiel 8. – 12. Oktober 1972, Hrsg. Kurt Hübner, u. Albert Menne, Hamburg 1973, S. 402ff. und „Der Begriff der Möglichkeit bei Bernard Bolzano“, Philosophia Naturalis Bd. 17, 1978, H. 1, S. 70ff.

  25. 1966, S. 85.

  26. Zum Vergleich die Beispiele in „Einführung in die Logik“ von A. Menne, 2. Aufl. München 1973, 3.81, S. 73. Auch wenn dabei Angaben raumzeitlicher Art fehlen, handelt es sich stets um Beispiele, die entweder zur Präzisierung zusätzliche Angaben raumzeitlicher Art erfordern wie z. B. „das Haus meines Vaters“ oder um Beispiele aus der Mathematik. Letztere aber erfordern überhaupt keine Angaben raumzeitlicher Art, weil die Gegenstände der Mathematik keine wirklichen Individuen sind.

  27. Logik der Forschung, 1. Aufl. 1934, 3. verm. Aufl. Tübingen 1969, S. 67f,

  28. So lautet der Titel eines Aufsatzes von Herbert Feigl: „The Distinction between Analytic and Synthetic Statements as a Cornerstone of Logical Emprism, in „Deskription ...“ Weingartner 1966, S. 175.

  29. Der Begriff der kognitiven Signifikanz: eine erneute Betrachtung. Übersetzung von „The Concept of Cognitive Significance: A Reconsideration, Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences 80, 1951, Sinnreich, München 1972, S. 126.

  30. Zum Vergleich C. G. Hempel, ebenda S. 111. Nach Wolfgang Stegmüller hat die Forderung nach Ausscheidung von Scheinsätzen vor allem deshalb Bedeutung, weil theoretisch sinnlose Sätze unter Umständen bedeutende kausale Wirkungen insbesondere emotionaler Art haben können. „So ist z. B. die Wendung ‘das Nichts nichtet’ vom Standpunkt des theoretischen Gehaltes aus als sinnlos zu beurteilen. Nichtsdestoweniger ist sie geeignet, alle möglichen Stimmungen und Gefühle hervorzurufen.“ Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik, 2. Aufl. 1968, Nachdruck 1972, S. 262.

  31. Das wird besonders deutlich bei Rudolf Carnap: Der logische Aufbau der Welt, 1. Aufl 1928, 4. Aufl. 1974, §§ 17, 57–60. Nach Williard Orman Quine war er „der erste Empirist, der sich nicht mit der Behauptung der Reduzierbarkeit der Wissenschaft auf die unmittelbare Erfahrung begnügte, sondern ernsthafte Schritte unternommen hat, die Reduktion durchzuführen.“ Two Dogmas of Empiricism, in „Philosophical Review“ 60, 1951, abgedruckt in „From a Logical Point of View“ Cambridge, Mass. 1953, Zitat nach einer Übersetzung von Sinnreich, 1972, S. 187. — Zum Vergleich auch C. G. Hempel 1951/1972, S. 106 Anm. 5.

  32. Siehe Anm. 31. Die genannnten Aufsätze sind außer Hempel 1951/1972: Problems and Changes in the Empiricist Criterion of Meaning, Revue Internationale de Philosophie, No. 11, 1950, SS. 41–63, deutsch: „Probleme und Modifikationen des empiristischen Sinnkriteriums,“ Sinnreich 1972. „Empiricist Criteria of Cognitive Significance: Problems and Changes.“ Überarbeitete Fassung von Hempel (1950) und (1951) in „Aspects of Scientific Explanation and other Essays in the Philosophy of Science.“ New York: Free Press, London: Collier Macmillan Limited 1965, SS. 101–119.

  33. Hempel 1951/1972, SS. 134, 143f.

  34. 1951/1972, S. 167ff.

  35. Ebd. S. 167.

  36. Language, Truth and Logic, London 1. Aufl. 1936, deutsche Übersetzung von Herbert Herring, Stuttgart 1972, IV, S. 102. Diese Definition von Ayer ist umfassender als die spätere von G. H. von Wright, die üblicherweise benutzt wird, nach der bei analytischen Sätzen die Wahrheit aus der Intension der verwendeten Begriffe folgt (siehe Anm. 45); denn nach der Definition von Ayer können Sätze auch dann noch als analytisch betrachtet werden, wenn sie gar keine Intensionen haben.

  37. „Two Dogmas ...“, Sinnreich 1972, S. 171ff.

  38. Ebd. S. 189. Das wird von Quine allerdings so nicht expressis verbis formuliert, ist aber als Konsequenz gegeben, wenn man die Dichotomie „analytisch/synthetisch“ leugnet und auch nicht als Ausweg die Möglichkeit einer Trichotomy in Erwägung zieht.

  39. Ebd. SS. 186ff.

  40. Where Things Now Stand with the Analytic-Synthetic Distinction, „Sythese“ Volume 28, 1974, S. 289.

  41. Das gilt sowohl für die Analyse natürlicher Sprachen als auch für Kunstsprachen, für letztere, insofern sie bereits als Konstrukte auf Grund eines Regelsystems gegeben sind, damit auch der Erforschung vorgegeben sind und daher nur mittels einer deskriptiven Semantik, die ihrerseits Teil der Pragmatik ist, erfaßt werden können. Rudolf Carnap: Sinn und Synonymität in natürlichen Sprachen, Übersetzung von Meaning und Synonymy (1955), Sinnreich 1972, S. 145.

  42. Ebd. S. 146. G. H. von Wright: Den logiska empirismen, Helsingfors, 1943, S. 18. Erik Stenius hat sie in „The Concepts ‘Analytic’ and ‘Syntetic’“ in englischer Sprache wiedergegeben und zugleich darauf hingewiesen, daß diese Formulierung von Quine übernommen wird. Die Übersetzung lautet: „A sentence is called analytic, when its truth follows from the meanings of the words, it contains.“ Contemporary Philosophy in Scandinavia, Edited by Raymond E. Olson and Anthony M. Paul, Baltimore, London 1972, S. 61. In „Notes on Existence and Necessity“ bemerkt Quine, daß es üblich sei, als analytisch eine Aussage zu beschreiben, die auf Grund des Sinnes der Wörter wahr ist oder die aus dem Sinn der Wörter logisch folgt. Sinnreich 1972 („Bezeichnung und Existenz“) S. 43.

  43. Zum Vergleich „Bedeutungspostulate“ 1952, im Anhang von „Bedeutung und Notwendigkeit“ 1972, S. 278ff. und Carnap 1955/1972 (Sinnreich) S. 147ff. Der Ausdruck „Sprachgemeinschaft“ kommt bei Carnap allerdings nicht vor. In „Bedeutungspostulate“ spricht er in Bezug auf künstliche Sprachen vom Autor eines Systems, der Bedeutungspostulate festlegt, in „Sinn und Synonymität ...“ spricht er von Sprachgewohnheiten, die mittels empirisch überprüfbarer Hypothesen beschrieben werden können (Sinnreich 1972, S. 151). Solche Sprachgewohnheiten können aber als von Sprachgemeinschaften festgelegte Bedeutungspostulate verstanden werden.

  44. Nach Bolzano gibt es zwei Arten von analytischen Sätzen, logisch analytische und analytische Sätze in einer weiteren Bedeutung, Sätze, deren Analytizität von außerlogischen Konstanten abhängt und extensional bestimmt ist. Wissenschaftslehre §§ 148, 223, II. Bd. SS. 83ff.; 392ff. Zum Vergleich außerdem Ursula Neemann: Bernard Bolzanos Lehre von Anschauung und Begriff Paderborn 1972, S. 95ff. Nach Bolzanos Bestimmung sind daher naturwissenschaftliche Gesetze analytische Sätze, aber nicht logisch analytische Sätze. Auch der Satz „Lebewesen mit Herz sind Lebewesen mit Nieren,“ der nach Quine ein empirischer und damit kein analytischer Satz ist und von ihm als Gegenbeispiel zu einem extensionalen Lösungsversuch angeführt wird (Two Dogmas, Sinnreich 1972, S. 178), wäre nach Bolzano ein analytischer Satz, wenn auch kein logisch analytischer. Auch Harald Delius unterscheidet von den logisch analytischen Sätzen ähnlich wie Bolzano eine weitere Art analytischer Sätze, die er material analytische Sätze nennt. Untersuchungen zur Problematik der sogenannten synthetischen Sätze a priori, Göttingen 1963, S. 270ff.

  45. Bedeutungspostulate 1952/1972, S. 282.

  46. Sinn und Synonymität, Sinnreich 1972, S. 153f.

  47. Ebd. S. 163.

  48. Zum Vergleich Hempel 1950/1972 (Sinnreich) S. 107 Anm. 6.

  49. Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik, Wien, New York, 1957, 2. Auf. 1972, S. 313.

  50. Empiricism, Semantics and Ontology, Revue International de Philosophie 4, 1950 Übersetzung in „Bedeutung und Notwendigkeit“ 1972, S. 257.

  51. Wissenschaftslehre, § 42, I. Bd. S. 181. Man kann daher eine unausgesprochene indirekte Kritik an den Thesen Carnaps vermuten, wenn Friedrich Waismann bemerkt, daß die Beziehungen zwischen einem Naturgesetz und seinen empirischen Belegen, zwischen Objektaussage und Sinnesdaten, insgesamt lockerer sind, als bisher angenommen wurde, und herausstellt, daß logische Beziehungen nur zwischen Sätzen Gültigkeit haben, die einem homogenen Bereich angehören. „Verifizierbarkeit“ in „Sprache und Analysis“ übersetzt u. hrsg. und Rüdiger Bubner, Göttingen 1968, S. 167, Übersetzung von „Verfiability“, Proceedings, of the Aristotelian Society, Suppl. Vol. 19, 1949.

  52. §§ 125–128, 170–174.

  53. Nouveaux Essais, 4. Buch, II § 14, XI §§ 10, 13, Gerhardt V 1882, S. 355f.

  54. Bedeutung und Notwendigkeit 1947/1972, II § 23, IV §§ 33, 34, SS. 114ff. 181ff.

  55. Ebd. I §§ 7–9, S. 41ff.

  56. Siehe Anm. 50.

  57. Zum Vergleich hierzu „Ontologische Relativität“ in „Ontologische Relativität und andere Schriften“, Stuttgart 1975, vor allem die Seiten 70ff. Originaltitel „Ontological Relativity and Other Essays“ (1969) Übersetzer: Wolfgang Spohn.

  58. Nach Carnap ist es möglich, eine bestimmte Disposition eines individuellen Dinges durch eine Zustandsbeschreibung dieses Dinges zum Zeitpunkt t mit Hilfe allgemeiner Gesetze herzuleiten und seine Reaktionen auf bestimmte Situationen vorherzusagen und zwar mit genau der gleichen Sicherheit wie bei einer empirischen Erprobung, die von Carnap auch behavioristische Erprobung genannt wird. Sinn und Synonymität, Sinnreich 1972, S. 159. Quine, Siehe Anm. 42.

  59. Auch bei Quine wird „Existenz“ auf das zurückgeführt, was mit dem Existenzoperator ausgedrückt wird. Zum Vergleich „Existenz und Quantifikation“, in „Ontologische Relativität“, 1975, SS. 130ff.

  60. Empirismus, Semantik und Ontologie, im Anhang von „Bedeutung und Notwendigkeit“, 1972, S. 260ff. (Übersetzung von Empiricism, semantics and ontology. Revue Intern. de Phil. 4, 1950).

  61. Zum Vergleich Ursula Neemann: Bernard Bolzanos Lehre von Anschauung und Begriff, Paderborn 1972, SS. 61ff. 75ff. Diesselbe: Der Begriff der Möglichkeit bei Bernard Bolzano, 1978, S. 70ff.

  62. Wissenschaftslehre, § 29,4b, I. Bd. S. 140ff.

  63. Siehe Anm. 47.

  64. Wissenschaftslehre, §§ 137, 188, 196, II. Bd. SS. 52f. 260ff. 328ff.

  65. Wissenschaftslehre § 129,8, II. Bd. S. 23.

  66. On the Theory of the Objective Mind, Akten des XIV. Internationalen Kongresses für Philosophie Wien 2.–9. September 1968, I, S. 25.

  67. So z. B. bei Walter Dubislav: Die Definition, 3. umgearbeitete Aufl. Leipzig 1931, § 72, S. 133f. Nach Dubislav verstößt auch Freges Definition durch Abstraktion gegen diese Regel Ockhams. Ebenda § 30, S. 46. Eine entsprechende Kritik an Bolzano findet sich auch bei Joseph Geyser: Die Grundlagen der Logik und Erkenntnistheorie in positiver und kritischer Darstellung, 2. Aufl. Münster/Westf. 1919, S. 102ff.

  68. 1. Aufl. 1921, 11. Aufl. Frankfurt/M. 1976, In den §§ 4.022, 4.064, spricht Wittgenstein davon, daß jeder Satz einen Sinn hat, während Namen keinen Sinn ausdrücken können (§ 3.142). Andererseits aber soll ein Elementarsatz nichts weiteres als eine Verkettung von Namen, also von sinnlosen Zeichen sein (4.22).

  69. So unterscheidet z. B. Paul Weingartner noch Tatsachen im engeren Sinne, die er reale Tatsachen (real facts) nennt, weil seiner Auffassung nach sowohl Sachverhalte als auch Tatsachen bei Wittgenstein Sätze sind. Are there Negative Facts or Properties? In „Ontologie und Logik“ Internationales Kolloquium Salzburg 21.–24. September 1976, Hrsg. Paul Weingartner u. Edgar Morscher, Berlin 1979, SS. 267 Anm. 1, 277.

  70. Tractat, § 2.01.

  71. Daß auch viele andere Autoren nicht in der Lage sind, einen Unterschied zwischen Sachverhalt und Tatsache bei Wittgenstein zu erkennen, geht aus einem Hinweis von D. Dubarle hervor, während einer Diskussion im Anschluß an einen Vortrag von Weingartner (siehe Anm. 73, ebenda S. 276).

  72. Tractat, § 3.142.

  73. Ebd. § 4.061.

  74. Ebd. §§ 3; 3.02; 3.13; 4.

  75. Ebd. §§ 4.022; 4.031.

  76. Ebd. §§ 2.0121 bis 2.0141; 2.06; 3.02; 5.135.

  77. Ebd. §§ 4.031; 4.023.

  78. Ebd. § 4.022.

  79. Ebd. §§ 2.06; 4.063; 5.5151.

  80. Siehe Anm. 73. „Facts are to be regarded as nominal entities ... Fact-Talk is through and through meta-linguistic.“ R. M. Martin: On Event and Event-Description, in „Fact and Existence“, Proceedings of the University of Western Ontario Philosophy Colloquium 1966, edited by Joseph Margolis Oxford 1969, S. 73.

  81. Wissenschaftslehre, §§ 19, 21, 25, 26, 30, I.Bd. SS. 76ff. 86, 112f.

  82. In Neemann (1972) wurde versucht, den Bereich des An sich bei Bolzano als einen Bereich von Subjekt-Objekt-Relationen zu interpretieren. Diese Interpretation läßt sich dadurch stützten, daß Johann Heinrich Lambert, von dem Bolzano die Lehre von den Wahrheiten an sich übernommen und zur Lehre von Sätzen an sich erweitert hat, diesen Relations-Charakter der Welt des An sich als einer Intellektualwelt dadurch deutlich gemacht hat, daß er dieser eine doppelte Seinsbasis zuschrieb. Sie erfordere nämlich ein denkendes Wesen, damit sie in der Tat gedacht werde, und die Sache (d. h. die Objekte) selbst, die der Gegenstand des Denkbaren sei. Architectonic § 229, Philosophische Schriften, hrsg. von Hans Werner Arndt, Hildesheim 1965 III. Bd. S. 289.

  83. Wissenschaftslehre § 142 Anm. 2, II. Bd. S. 66.

  84. Wissenschaftslehre §§ 137, 142 II. Bd. SS. 53, 64ff.

  85. Folgerichtig lehnt daher Walter Dubislav mit der Lehre von den Sätzen an sich zugleich auch die These ab, daß Sätze ohne ein System von Grundvoraussetzungen Geltung haben könnten, was nichts anderes bedeutet, als daß er die Geltung unabhängiger Atomsätze leugnet. Dubislav: Die Definition, 3. umgearbeitete Aufl. Leipzig. 1932, S. 134.

  86. Daß es so etwas wie eine Wahrnehmungsanalyse gibt, durch die individuelle Gegenstände sich aus einem Hintergrund herauslösen, darauf dürfte als erster Clemens Bäumker hingewiesen haben, Anschauung und Denken, 3. Aufl. Paderborn 1921, S. 19.

  87. 1969, S. 66.

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Neemann, U. Zur Unterscheidung von logischer und faktischer Wahrheit. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 12, 75–97 (1981). https://doi.org/10.1007/BF01811305

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