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Die Finalisierungsdebatte oder: Viel Lärm um nichts

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Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie Aims and scope Submit manuscript

Einen Menschen aber, der die Wissen-schaft einem nicht aus ihr selbst, wie irrtümlich sie immer sein mag, sondern von außen, ihr fremden, äußerlichen Interessen entlehnten Standpunkt zu akkomodieren sucht, nenne ich „gemein“.

Karl Marx, Theorien über den Mehrwert

Nutzen? Soll man denn alles des Mauls und Magens wegen tun? Und macht Erkenntnis der Wahrheit nicht schon an und für sich glückselig? Ist sie nicht die höchste Glückseligkeit? Gehört das Vergnügen, die Freude nicht zu Nutzen?

Wilhelm Heinse, Ardinghello

Zusammenfassung

Der Artikel sucht eine kritische Auseinandersetzung mit der sogenannten Finalisierungsthese. Diese postuliert eine externe Steuerung der Wissenschaft, die „Indienstnahme“ der „wissenschaftlichen“ durch die „gesellschaftliche Praxis“. Schon im Ansatz zeigt die Finalisierungsthese einige gravierende Mängel, die noch gravierender in ihren methodologischen Voraussetzungen — u.a. der Ablehnung der Kausalforschungsmethode — zum Ausdruck kommen. Bei näherer Analyse enthüllt sich die Finalisierungsthese als rein normatives Konzept, als der bloße Anspruch, Wissenschaft könne und solle extern gesteuert werden.

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Literatur

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  5. Alternativen, S. 312.

  6. Finalisierung, S. 133.

  7. Finalisierung, S. 129.

  8. Finalisierung, S. 133.

  9. Finalisierung, S. 133f.

  10. Finalisierung, S. 134.

  11. Finalisierung, S. 134.

  12. Finalisierung, S. 135 u. 136.

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  15. Alternativen, S. 305.

  16. Vgl. etwa H. Reichenbach, Experience and Prediction, Chicago 1938, S. 3ff. Die Unterscheidung entspricht ungefähr der früher üblichen zwischen questio facti (Tatsachenfragen) und quaestio juris (Geltungsfragen).

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  18. Ebd.

  19. Alternativen, S. 305.

  20. Alternativen, S. 314.

  21. Meine Vermutung wird gestützt durch die Aussage der Starnberger Autoren: „Denn es ist zu erwarten, daß alles, was als Kriterium von Wissenschaftlichkeit im context of justification auftritt, sein Korrelat in einem Regulativ des context of discovery haben muß. Denn durch die Regel der Erzeugung von Wissenschaft muß doch offenbar im vorhinein sichergestellt sein, daß deren Resultate sich auchrechtfertigen lassen.“ (Alternativen, S. 305).

  22. Alternativen, S. 309.

  23. Alternativen, S. 309.

  24. Alternativen, S. 313.

  25. Diese These führen die Autoren mit der Behauptung ein: „Wenn man versucht den Entwicklungsprozeß der Wissenschaft zu begreifen, ist es naheliegend, sich an der Struktur der biologischen Evolutionstheorie zu orientieren.“ (Alternativen, S. 312). Mir scheint das absolut nicht naheliegend. Aber vielleicht sind die Starnberger Autoren auf diese Idee gekommen, weil Wissenschaftsentwicklung sich für sie „naturwüchsig“ (Finalisierung, S. 132 u. 133) darstellt. Demgegenüber scheint angesichts des Finalisierungsansatzes um so naheliegender, daß „man sich als Wissenschaftstheoretiker schwer mit dem Gedanken aussöhnen (kann), daß zwischen wissenschaftlichen Theorien nicht sollte wissenschaftlich entschieden werden.“ (Alternativen, S. 313).

  26. Alternativen, S. 313.

  27. Finalisierung, S. 141.

  28. Finalisierung, S. 134 u. 141.

  29. Finalisierung, S. 134.

  30. Alternativen, S. 310.

  31. Finalisierung, S. 141.

  32. K. R. Popper, Logik der Forschung, 4. Aufl. Tübingen 1971, S. 21.

  33. Finalisierung, S. 141f.

  34. Finalisierung, S. 142.

  35. Finalisierung, S. 140.

  36. Finalisierung, S. 140, Fn. 22.

  37. Diese wird u.a. bestimmt durch das „ungenaue Gerät“.

  38. Finalisierung, S. 140, Fn. 22.

  39. Finalisierung, S. 140.

  40. Finalisierung, S. 140.

  41. Finalisierung, S. 139.

  42. Zur Diskussion des Funktionalismus vgl. P. Clever, Kritischer Rationalismus und die Komplexität sozialer Systeme, in: G. Lührs, T. Sarrazin, F. Spreer, M. Tietzel (Hrsg.), Kritischer Rationalismus und Sozialdemokratie, 2. Aufl. Berlin-Bonn-Bad Godesberg 1975, S. 127–165.

  43. Finalisierung, S. 141.

  44. Finalisierung, S. 140.

  45. Vgl. dazu W. Stegmüller, Das Problem der Kausalität, in: L. Krüger (Hrsg.), Erkenntnisprobleme der Naturwissenschaften, Köln-Berlin 1970, S. 156ff., insbes. S. 170f.

  46. Finalisierung, S. 141.

  47. R. Dahrendorf, Die Unabhängigkeit der Wissenschaft, a.a.O., S. 53.

  48. Finalisierung, S. 143.

  49. Finalisierung, S. 143.

  50. H. Albert, Traktat über kritische Vernunft, 2. Aufl. Tübingen 1969, S. 66.

  51. Finalisierung, S. 132.

  52. „So hat die Qualität einer Messerschleiftechnik nichts zu tun mit den Anwendungen oder möglichen Anwendungen des Messers, sei es als Chirurgieinstrument oder als Mordwerkzeug.“ (G. Radnitzky, Prinzipielle Problemstellungen der Forschungspolitik, in: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie, VII/2 (1976), S. 395.)

  53. H. Albert, Konstruktion und Kritik, Hamburg 1972, S. 81.

  54. Ebd., S. 91f.

  55. Finalisierung, S. 143.

  56. Finalisierung, S. 143.

  57. G. Böhme, W. van den Daele, W. Krohn, Gesellschaftliche Konstitution und gesellschaftliche Steuerung von Wissenschaft, in: Leviathan 2/1976, S. 282.

  58. Finalisierung, S. 144.

  59. Vgl. R. K. Merton, Wissenschaft und demokratische Sozialstruktur, in: P. Weingart (Hrsg.), Wissenschaftssoziologie 1, Frankfurt 1972, S. 46.

  60. K. R. Popper, Das Elend des Historizismus, 3. Aufl., Tübingen 1971, S. 121.

  61. H. Albert, Konstruktion und Kritik, a.a.O., S. 87.

  62. Finalisierung, S. 138.

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Tietzel, M. Die Finalisierungsdebatte oder: Viel Lärm um nichts. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 9, 348–360 (1978). https://doi.org/10.1007/BF01801229

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