DER FALL ERNST VON SALOMON.

AKTIONEN UND STANDORTBESTIMMUNG

EINES PREUSSISCHEN ANARCHISTEN

IN DER WEIMARER REPUBLIK

In einem Interview (') fünf Wochen vor seinem Tode — 9.8.72 — erklärte Ernst von Salomon, als das Gespräch auf die nach langer Flucht kurz vorher verhaftete Ulrike Meinhof kam : "Wenn sie zu mir gekommen wäre, hätte ich sie aufgenommen. Und ich hätte ihr gesagt : Mach es wie ich es gemacht habe. Geh ins Gefängnis. Da kann man sich klar werden über alles". Ob Ulrike Meinhof gerade zu ihm geflohen wäre und seinen Rat befolgt hatte, ist wohl zweifelhaft, aber dem siebzigjährigen preussischen Uralt-Anarchisten konservativer Couleur hat es wohl mächtig in den Fingern gejuckt, und eine Begegnung mit der berüchtigten Ulrike Meinhof hätte ihn wohl gereizt. Als ehemaliger Kadett, Freikorpskämpfer, Terrorist der "Organisation Consul" und Mitverschwórer am Rathenauattentat in der Weimarer Republik müssen ihn die Terroranschläge, Gefangenenbefreiungen und Banküberfalle der Linksanarchisten der Baader-Meinhof-Bande, alias Baader- Meinhof-Gruppe, alias Rote Armee Fraktion, sehr an seine eigene, wirre Jugend erinnert haben. Wegen der Teilnahme am Rathenauattentat, eines versuchten Femenordes und eines (tatsachlich nicht von ihm begangenen) Bombenanschlages auf das Reichstagsgebäude in Berlin hat er sechseinhalb Jahre seiner damals sechsundzwanzig Jahre im Zuchthaus bzw. in Untersuchungshaft verbracht.

So wie heute die Parole "Baader-Meinhof-Bande", alias "Rote Armee Fraktion" genügt, um die Polizei in hektische Alarmbereitschaft zu versetzen, genügte vor rund fünfzig Jahren die Parole "Organisation Consul", um ahnliches zu bewirken. Zahlreiche Terroranschläge (2), Fememorde (3), Attentate (4), Waffenschiebungen