Abstract

Es hat sich als ausgesprochen schwierig erwiesen, für Leibniz' Auffassung, daß kontingente Wahrheiten unendlich komplex sind, eine Interpretation zu finden, die diese Auffassung kohärent erscheinen läßt. Dies liegt daran, daß seine Kommentatoren dazu neigen, sich für die unendliche Analyse einer kontingenten Wahrheit am Vorbild eines nicht endenden logischen Beweises zu orientieren. Ich versuche hingegen zu zeigen, daß unendliche Analysen als unendliche Reihe immer komplexerer und detaillierterer physischer Argumente aufgefaßt werden sollten. Ferner versuche ich zu zeigen, daß die Theorie der unendlichen Analyse speziell für die Wahrung dessen entworfen wurde, was man ,innerweltliche' Kontingenz nennen könnte, d.h. einer Kontingenz, die aus internen Merkmalen einer gegebenen moglichen Welt hervorgeht, im Gegensatz zu einer Kontingenz, die aus Überlegungen dariiber entsteht, welche anderen Welten Gott geschaffen haben konnte. Um innerweltliche Köntingenz geht es, wenn Leibniz scheinbare Gefahren für die Freiheit betrachtet, die aus seiner Erklärung von Wahrheit als einem begrifflichen Enthaltensein entstehen