Abstract
Alexius Meinong nimmt in der Geschichte der Ontologie eine ausgezeichnete Stellung ein. Er war der erste Philosoph, der in systematischer Weise eine quasi-onto¬logische Disziplin entwickelte, die im Vergleich zu der Disziplin, die man traditionell Metaphysik oder Ontologie nennt, viel allgemeiner sein sollte. Die Metaphysik untersucht das Seiende als Seiendes, und die seienden Entitäten bilden – so die These Meinongs – nur ein kleines Fragment dessen, was man unter dem Namen „Gegenstands¬theorie” untersuchen kann. Die Gegenstände als solche sind „außerseiend”, d.h. sie sind bezüg¬lich ihres Seins bzw. Nicht-Seins neutral. Es gibt drei prima facie plausible Möglichkeiten, wie man die Meinongsche Seinsneutralität verstehen kann. Die Meinongsche Philosophie kann als (i) eine Erweiterung der Ontologie, als (ii) eine onto¬logisch nicht-verpflich¬tende Deutung von Quantoren oder als (iii) eine Version der free logic interpretiert werden.