Abstract
ZusammenfassungDie sogenannte individualisierte Medizin (IM) ist in den letzten Jahren zu einem Schlagwort in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit geworden. Wie jede technologische Neuentwicklung hat sie jedoch (potentielle) ethische Implikationen, die es zu berücksichtigen gilt, um eine angemessene Entwicklung und Anwendung individualisierter Präventions- und Therapiemaßnahmen zu ermöglichen. Allerdings steht eine ethische Bewertung der IM vor verschiedenen methodischen Herausforderungen, die sich insbesondere aus der Heterogenität des Problembereichs, begrifflicher Unklarheit sowie dem Frühstadium ihrer Entwicklung ergeben. Der vorliegende Beitrag spezifiziert zunächst den Begriff der IM, um den Kontext der weiteren Überlegungen einzugrenzen. Anschließend wird eine heuristisch zu verstehende Typologie (möglicher) individual- und sozialethischer Implikationen der IM entwickelt. Sie verdeutlicht, dass die IM vorwiegend ethische Probleme aufwirft, die aus anderen biomedizinischen Bereichen bekannt sind. Welche dieser Probleme tatsächlich relevant sind, ist allerdings abhängig von der jeweils spezifischen IM-Maßnahme. Eine adäquate ethische Bewertung kann daher nur durch die Evaluation jedes einzelnen individualisierten Ansatzes erfolgen.