Grazer Philosophische Studien

Volume 38, 1990

Armin Burkhardt
Pages 65-98

Wittgenstein und die Grenzen der Sagbarkeit

Wittgensteins Philosophie ist nicht auf die „Überwindung der Metaphysik" hin angelegt, sondem auf diejenige ihrer Überwindung. Insofem ist der Schritt zurück zu Wittgenstein zugleich ein Schritt hinaus über die analytische Philosophie. Beherrschendes Ziel des frühen wie des späten Wittgenstein ist es, den Innenraum des sinnvoll Sagbaren auszumessen und dadurch einen Blick auf das Unsagbare zu erhaschen, d. h. die Grenze des Sinnsi durch minutiöse Beschreibung der physischen Welt der Tatsachen bzw. der sozialen Welt der „Sprachspiele" zu bestimmen. Das eigentlich Wertvolle ist für ihn aber das, was sich nicht „sagen", sondem nur - gleichsam gegen die Regeln der Sprache - in „unsinnigen" Sätzen „zeigen" läßt: Ethik/Ästhetik, Logik/Semantik, Kunst und Religion. Scheinbar paradoxerweise wird der „Unsinn" für Wittgenstein dadurch zum eigentlichen Sinn2. Seine Philosophie zeigt sich als das, was sie immer wieder thematisiert: „Anrennen an die Grenze der Sprache", die in der Verstehbariceit von Metaphern liegt.