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Der ‘intentionale Fehlschluß’ — ein Dogma?

Systematischer Forschungsbericht zur Kontroverse um eine intentionalistische Konzeption in den Textwissenschaften Teil I

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Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie Aims and scope Submit manuscript

Summary

Our examination of the controversy surrounding the intentionalist conception of textual interpretation shows that the critics of this approach to questions of meaning and interpretation have so far failed to prove their case. The standard objections to intentionalism, on grounds of logical or empirical fallacy, cannot be maintained. We reconstruct the objections which have been raised in the literature against the intentional conception and discuss them as criticism of a conception hold to be inadequate with respect to the problem of literary interpretation. In our evaluation of the intentional conception we conclude that it represents a perfectly ‘normal’ conception of meaning and interpretation, of a kind by no means inferior to other approaches adopted by the various disciplines concerned with interpreting texts.

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Literatur

  1. Vgl. hierzu auch Danneberg/Müller 1980, 1981 und 1984.

  2. Zur zentralen Rolle dieser Diskussion in der anglo-amerikanischen Literaturwissenschaft vgl. Hermerén 1975/76, S. 57.

  3. Wimsatt/Beardsley 1946. Wir zitieren — soweit nicht anders vermerkt — nach Wimsatt/Beardsley 1978. Hierbei handelt es sich um einen Wiederabdruck der gegenüber 1946 überarbeiteten Fassung Wimsatt/Beardsley 1954.

  4. Nach Hoy 1978 (S. 25) ist Wimsatts und Beardsleys „The Intentional Fallacy“ vielleicht „the fundamental manifesto of Anglo-American New Criticism“. — Unsere Erörterung der Diskussion setzt mit Wimsatt/Beardsley 1946 ein. Wir lassen dabei die ‘Vorläufer’-Kontroverse zwischen Eustache M. W. Tillyard und Clive S. Lewis (vgl. Tillyard/Lewis 1939), Parallelpublikationen, die sich noch nicht auf den Aufsatz von Wimsatt und Beardsley beziehen können (vgl. z. B. Walcut 1946) sowie gelegentlich vorausgegangene Äußerungen der Verfasser (vgl. z. B. Wimsatt 1942) unberücksichtigt.

  5. Ablehnungen finden sich bei Wienold 1971, S. 75–77; Mecklenburg 1972 S. 49/50 und S. 94; Groeben 1972, S. 170–72 und Id. 1977, S. 44–48; Steinmetz 1974, S. 68–70; Pasternack 1975, S. 200/01; Titzmann 1977, S. 330–42; Rusterholz 1979, S. 241–44. (Vgl. auch Anm. 201). — Ausnahmen sind die Aufsätze des in den USA lehrenden, auch in der Bundesrepublik publizierenden Peter D. Juhl (vgl. Id. 1971, 1973, 1975 und 1980b) und Hans Eichner (vgl. Id. 1971), auf die wir in unserer Untersuchung noch zurückkommen werden; vgl. fernerhin Schmidt 1968; Link 1973; Van Ingen 1974. — Es ist hier nicht möglich, auf die ausführlichere Diskussion einiger Aspekte der Konzeption Hirschs bei Frank 1977 (u. a. S. 250–62) einzugehen. Franks Kritik, die zwar hinsichtlich des Genre-Begriffs von Hirsch scharfsichtig ist, die wir ansonsten aber für verfehlt halten, ist so weitgehend in die allgemeinen Überlegungen Franks integriert, daß eine angemessene Erörterung für diese Arbeit zu weit führt. Zu Hirschs Genre-Begriff wären zudem die gegenüber von Hirsch 1967 klärenden oder modifizierenden Ausführungen in Hirsch 1975a (S. 33–35) heranzuziehen. Auf Hirschs Genre-Begriff geht auch Hempfer 1973 (S. 92–97) ein.

  6. Zu dieser Einschätzung vgl. z. B. Hough 1974, S. 224.

  7. Skinner 1975/76, S. 218.

  8. Vgl. Hirsch 1967, passim, Id. 1975a, S. 17–19, und Id. 1972, S. 76–78.

  9. Beardsley 1967/68 (S. 145) z. B. führt das zunehmende Interesse an der Intentionalismus-Kontroverse auf den „progress of ordinary language philosophy and the increasing sophistication of works in the philosophy of mind“ zurück. Vgl. auch Skinner 1975/76, S. 211/12; und Hough 1974, S. 224.

  10. Im Folgenden zitiert nach der in Anm. 3 angegebenen Fassung; Seitenangaben werden in runden Klammern in den Text eingerückt. — Nach zwanzig Jahren heftiger Kontroverse sieht Wimsatt 1968 (S. 195 und 197) keinen Grund für nennenswerte Korrekturen: „It seemed to me then, and it still seems, that Mr. Beardsley and I succeeded in formulating a clear, reasonable, and viable statement of the thesis that the intention of a literary artist qua intention is neither a valid ground for arguing the presence of a quality or a meaning in a given instance of his literary work nor a valid criterion for judging the value of that work.“ Und: „[...] at the precise level of abstraction and definition at which Mr. Beardsley and I argued the question, I do not see that any notable revision is required, or even any very emphatic repetition.“

  11. Wimsatt/Beardsley 1949 sprechen auch von einem ‘genetischen Fehlschluß’, denn im ‘intentionalen Fehlschluß’ sehen sie „a special case of what is known to philosophers as the Genetic Fallacy.“ (S. 21).

  12. Vgl. auch Maier 1970/71, S. 136; oder Roberts 1960.

  13. In Wimsatt/Beardsley 1946 heißt es noch: „[...] axiomatic, if not truistic.“ (S. 469).

  14. Damit werden auch die nicht seltenen Klagen über Mißverständnisse verständlicher. Vgl. z. B. Wimsatt 1968, S. 222, Anm. 49, zu Roma 1966 (dagegen jedoch Beardsley 1970, Anm. 9, S. 112/13); oder Beardsley 1967/68, S. 146, und Id. 1970, S. 21–24, sowie Wimsatt 1968, S. 209, Anm. 26, zu Cioffi 1963/64.

  15. Vgl. auch Beardsley 1958, S. 19.

  16. So ist z. B. nach Kemp 1964 (S. 150) genau dieses Argument gegen die Autorintention „neither necessary nor sufficient for artistic understanding and appreciation.“ Vgl. auch J. M. Ellis 1974, S. 120/21. — Ein anders aufgebautes ‘Trivialisierungsargument’ findet sich in Belgion 1946, S. 642/43.

  17. Vgl. hierzu auch Margolis 1971, S. 370.

  18. Eine etwas andere kunsttheoretische Annahme, die jedoch dieselbe Leistung erbringt, findet sich in Beardsley/Wimsatt 1953 (S. 229): „The work after being produced must continue to exist independently of the author's intentions or thoughts about it.“ (Vgl. auch Brooks 1947, S. 199/200.) Ebenfalls durch den Rückgriff auf die von ihm favorisierte Definition von Literatur glaubt J. M. Ellis 1974 zu dem „most radical and accurate argument against intentionalism that can be made“ (S. 113) zu kommen.

  19. Olson 1973 (S. 230) ist zudem der Auffassung, daß die Akzeptation der Relevanz von Äußerungen eines Autors zu seiner Intention die Unterscheidung zwischen „literary and non-literary scripts“ hinfällig macht (vgl. auch Olson 1978, S. 124). — Wimsats und Beardsleys Unterscheidung zwischen „poetry“ und „practical messages“ wurde in der Forschungsliteratur zum ‘intentionalen Fehlschluß’ nur selten erörtert: sie wurde entweder (stillschweigend) übernommen oder aber nicht als wirkungsvoller Ansatzpunkt für eine Kritik angesehen. Eine Ausnahme ist Roberts 1960, S. 130.

  20. Hierzu vgl. Abschnitt 6.

  21. Vgl. Wimsatt/Beardsley 1978, S. 299/300; auch Beardsley/Wimsatt 1953, S. 230. Der Zusammenhang zwischen der kunsttheoretischen Annahme und ihrer methodologischen Umsetzung wird deutlicher in Beardsley 1958 (S. 19/20). Beardsley stellt hier die Forderung auf, zwischen dem „aesthetic object“ und der „intention of its creator“ zu unterscheiden. Mit Hilfe dieser Forderung und der (generellen) Annahme, daß das Belegmaterial „for the existence and nature“ zweier verschiedener „things“ nicht dasselbe sein kann, gelangt Beardsley zu der Unterscheidung von „external“ und „internal evidence“.

  22. Vgl. z. B. Wimsatt 1953 (S. 50): „[...] if anything about poetry is clear at all it is that a poem is not really a thing, like a horse or a house, but onlyanalogically so. The analogy I would maintain is a good one, highly instructive, and no doubt the only way by which criticism of a poem (rather than talk about its author and its audience or about its message) can be conducted.“ Auch Wimsatt 1947, S. 263. Auf diesen Aspekt kommen zurück Fell 1966/67, S. 21/22; Margolis 1971, S. 370/71.

  23. Wie in Beardsley 1958 (S. 24, auch S. 238–42) deutlich wird, richtet sich diese Unterscheidung direkt gegen den Intentionalismus, der nach Beardsley impliziert, „that the dramatic speaker, the ‘I’ in the poem, is always the author of the poem, so that any evidence about the nature of either of them is automatically evidence about the other.“ Aufgenommen wird dieses Argument in Dickie 1968, S. 188/89. — Eine ausführliche Argumentation gegen diese Annahme Beardsleys liefert Juhl 1973 (auch Id. 1971, S. 12–14). Vgl. auch die Konzeption des „translocutionary act“ in Eation 1969, 1970/71 und 1973.

  24. Lyas 1971/72a (S. 177) sieht in diesem Argument eine Abwendung von der Kritik des Schlusses vom Autor auf sein Werk und eine Wende hin zur Kritik des Schlusses vom Werk auf seinen Autor. Lyas versucht in diesem Aufsatz eine detaillierte Verteidigung des Schlusses von bestimmten Merkmalen eines Werkes auf seinen Autor.

  25. Tatsächlich findet sich ein solches Argument später in Redpath 1957, S. 15.

  26. Vgl. Beardsley 1958, S. 18; sowie Wimsatt 1968 (S. 222), der das auf S. 105 wiedergegebene Zitat wie folgt verstanden wissen will: „The design or intention of the author is neither available nor desirable as a standard for judging either the meaning or the value of a work of literary art. „Vgl. auch die Formulierung in Beardsley/Wimsatt 1953, S. 229. Die ursprüngliche Formulierung hat einige Autoren in die Irre geführt. So z. B. Stevenson 1962 (Anm. 5, S. 126), der meint, Wimsatt und Beardsley bezögen sich allein auf die Bewertung literarischer Werke. Vgl. hierzu auch Hancher 1972, S. 828/29.

  27. Wir unterscheiden dabei nicht zwischen der Beschreibung und Interpretation eines literarischen Werkes, weil eine solche Unterscheidung — falls sie überhaupt erforderlich und zweckmäßig ist — verwickelte Probleme aufwirft, die wir hier nicht erörtern können. Ein Beispiel der vielen unbefriedigenden Unterscheidungen liefert Weitz 1964 (zur Kritik vgl. u. a. Reichert 1968/69 und 1977, S. 110–15; auch Abrams 1972, S. 31–34); ein anderes Matthews 1977/78 (zur Kritik vgl. Hancher 1977/78, auch Id. 1981). Wir kommen auf diese Unterscheidung in Abschnitt 6.2 zurück.

  28. Vgl. hierzu Abschnitt 5.5.

  29. Vgl. Lyas 1971/72a und 1971/72b.

  30. Zur Kritik an der „Expression Theory of Art“ vgl. Beardsley 1958, S. 325–39; auch Bouwsma 1950 und Hospers 1954/55.

  31. Vgl. allgemein Tormey 1971; Sircello 1972; auch Robinson 1977/78.

  32. Wimsatt und Beardsley haben ihre Konzeption mit fallacy-Vorwürfen gegen mögliche Gegner gleichsam gepanzert. Weitere fallacy-Vorwürfe finden sich in Wimsatt/Beardsley 1949 und Wimsatt 1953 (hierzu die ironische Bemerkung in Vivas 1955, S. 345). Der fallacy-Vorwurf hat seitdem nicht an Beliebtheit eingebüßt (vgl. z. B. Hirsch 1970). Den Rekord im Bereich der Literaturwissenschaft an fallacy-Zusammenstellungen scheint Rodway 1970 (S. 83–95) zu halten. Dabei ist auch der New Criticism nicht vom fallacy-Vorwurf verschont geblieben (vgl. Seidler 1967/68; Richmond 1971/72).

  33. Diese Frage diskutiert auch Hermerén 1975/76, S. 61–65. Hermerén kommt bei anderer Argumentation als wir auch zu dem Ergebnis, daß es sich nicht um einen logischen Fehlschluß handelt.

  34. Vgl. Oliver 1967, vor allem S. 466–68.

  35. Newton-de Molina 1976 (S. viii/ix) läßt das Problem in allgemeiner Konfusion verschwinden: „[...] it would appear to be generally true of literary critical arguments that theycannot be predominantly like logical arguments in some senses of ‘logical’: they are both like and unlike some kinds of logical arguments. William Righter, who speaks of literary criticism's melange of ‘logic and illogic’, has brilliantly reminded us that this is, indeed, the necessary and perfectly proper state of affairs. [...] In short: like all good literary critical arguments the best arguments [...] display their own kind of logic“ (Hervorhebungen sind, falls nicht anders vermerkt, im Original).

  36. Vgl. Copi 1966, S. 79–82.

  37. Vgl. Rowe 1962, S. 87–92.

  38. Zu der Analyse Rowes vgl. Bar-Hillel 1964; Cole 1965, Hamblin 1970, S. 20/21. Eine Analyse — ohne Bezug zu der Rowes — findet sich in Broyles 1975 (dazu Woods/Walton 1976).

  39. Selbst wenn der ‘intentionale Fehlschluß’ ein Sonderfall des ‘genetischen Fehlschlusses’ sein sollte — wie Wimsatt und Beardsley annehmen (vgl. Anm. 12) —, so ist dieser Hinweis wenig hilfreich, um den Fehlschlußcharakter des intentionalen Schlusses aufzuzeigen. Die Diskussion des ‘genetischen Fehlschlusses’ hat bislang kaum Klarheit darüber erbracht, was überhaupt als genetischer Schluß anzusehen ist, geschweige denn eine Analyse des Fehlschlußcharakters des genetischen Schlusses, die sich auf den intentionalen Schluß übertragen ließe (vgl. z. B. Goudge 1961). Zudem wird gelegentlich einigen Varianten des genetischen Schlusses eine ähnliche Deutungsmöglichkeit eingeräumt, wie wir sie für dem intentionalistischen Schluß angedeutet haben (vgl. z. B. Salmon 1973, S. 11/12; Mejbaum 1974).

  40. Hirsch 1967.

  41. Vgl. Beardsley 1968, S. 169, auch 1970, S. 17.

  42. Zur Forderung der Determiniertheit des Sinns vgl. schon Bateson 1952 (S. 110): „[...] the critic's basic assumption be that the essential meaning of the particular work under discussion, ‘the object as in itself it really is’, remains continously thesame.“ — Ausführlich Hirsch 1967, S. 66/67.

  43. Zur Forderung der Reproduzierbarkeit des Sinns vgl. Hirsch 1967, S. 52/53.

  44. Vgl. zu diesem Ausdruck Stebbing 1950, Kap. 12 (Vgl. auch Lyas 1971/72a, S. 478).

  45. Mit der Erfüllung der stärkeren Version der ‘epistemischen Bedingung’ kann der ‘kausalen Beziehung’, die Wimsatt und Beardsley zwischen Autor und Werk sehen (vgl. S. 106), Rechnung getragen werden. Notwendige Voraussetzungen für die Behauptung einer kausalen Relation ist hierbei die unabhängige Ermittelbarkeit beider Bestandteile dieser Relation.

  46. So z. B. Smith 1948, S. 625; Gang 1957, S. 175 und 177.

  47. Roberts 1960 (S. 121–25) versucht zu zeigen, daß die Behauptung der Nichtverfügbarkeit der Autorintention in Beardsley/Wimsatt 1953, Wimsatt/Beardsley 1954b und Beardsley 1958 mehrdeutig und die von ihm unterschiedenen drei Deutungen unvereinbar sind.

  48. Vgl. Aiken 1955 (S. 752), der eine solche Sicht zurückweist; ebenso Lyas 1971/72b, S. 208. — Nach Hoy 1978 (S. 26) werden Intentionen von Wimsatt und Beardsley als „basically private“ aufgefaßt.

  49. Kritik am Intentionsbegriff Wimsatts und Beardsleys findet sich u. a. bei Capitan 1964, S. 324–28; Close 1972, S. 176–79; Olson 1973 S. 221/22.

  50. Vgl. auch Ramsey 1972, vor allem S. 408–10 (dazu Larissy 1973).

  51. Hungerland 1955, S. 734 (vgl. auch 1958, S. 162).

  52. Vgl. Hungerland 1955, S. 735/36, auch 1958, S. 163.

  53. Vgl. auch Abschnitt 5.3.

  54. Im Verlauf der Kontroverse um den Intentionalismus in der Literaturwissenschaft scheint sich die Bezweifelung der Determinierbarkeit oder Reproduzierbarkeit zunehmend zur Bezweifelung der Rekonstruierbarkeit der Autorintention abgeschwächt zu haben (vgl. z. B. das Argument in Beardsley 1968, S. 178, und 1970, S. 32/33). Vgl. hierzu auch Abschnitt 5.2.

  55. Vgl. Hirsch 1967, Kap. I und II.

  56. Ausführlich bei Margolis 1968 und 1980, S. 184–87; eine knappe Formulierung findet sich bei Id. 1971, S. 376.

  57. Vgl. Margolis 1968, S. 408–10.

  58. Zur Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutsamkeit vgl. Hirsch 1967, S. 23, S. 85–92 u. ö., 1972, vor allem S. 79–81, und 1976b. Die von Hirsch vorgeschlagene Unterscheidung zwischen „meaning“ und „significance“ weicht in den beiden zuletzt zitierten Arbeiten ein wenig von der ursprünglichen Fassung ab; für unsere Diskussion an dieser Stelle spielt die Abweichung keine Rolle. — Um Mißverständnisse zu vermeiden, haben wir den Ausdruck „Bedeutsamkeit“ anstelle von „Bedeutung“, der sich in der Übersetzung findet, in Anlehnung an Eichner 1971 (S. 73) gewählt. In einem früheren Aufsatz identifiziert Hirsch „meaning“ mit „Sinn“ und „significance“ mit „Bedeutung“ im Sinne Freges (vgl. Hirsch 1960a, S. 265). Hirschs Deutung der Unterscheidung bei Frege ist jedoch mehr als fragwürdig und damit eine Übernahme der Terminologie unzweckmäßig. Vgl. die Kritik bei Hoy 1978, S. 22/23. (Für Freges Konzeption im Hinblick auf Literatur ist Gabriel 1970 und 1971 aufschlußreich).

  59. Diese Unterscheidung wird übernommen von Eichner 1971 (S. 73), vgl. auch Juhl 1980a (S. 12, 27–37 und 43/44); sie wird kritisiert — wenn auch mit anderen Argumenten als bei Margolis — von Carrithers 1968, S. 196; und vor allem von Palmer 1969, S. 60–66 (zur Kritik an Palmers Ansatz, von dem er aus die Kritik führt, vgl. L. Nathan 1972/73). Foulkes 1975a (S. 25) und 1975b (S. 10/11) kritisiert — vornehmlich unter dem Aspekt der Lehre — die „practical impossibility“ und „social undesirability“ dieser Unterscheidung Hirschs.

  60. Zu Hirschs Historismusbegriff („historicism“) vgl. Hirsch 1967, S. 61–66, auch Id. 1965, S. 310–14.

  61. S. 126, Anm. 37, der amerikanischen Ausgabe von Hirsch 1967 (S. 162, Anm. 37, der deutschen).

  62. Margolis 1968, S. 408.

  63. Vgl. Margolis 1968, ebd.

  64. Vgl. z. B. auch Hirsch 1967 (S. 77): „Wenn ein Text Züge aufweist, die auf einen unbewußten Sinn hindeuten (das gilt sogar für den bewußten Sinn), dann gehören sie zum Wortsinn des Textes nur dann, wenn sie mit dem bewußt gewollten Typ in einem Zusammenhang stehen, der den Sinn als Ganzes definiert.“

  65. Der Einwand von Margolis bezieht sich nicht auf die Ermittlung der „unconscious intentions“, die selten unproblematisch ist. Vgl. hierzu z. B. Steig 1977/78.

  66. Zu einem Beispiel, das Wimsatt und Beardsley zur Unterstützung ihrer Argumentation liefern, bemerkt Peckham 1968b (S. 143): „To assert that a man has failed is not to assert that his method is in error, though Beardsley and Wimsatt seem to think so“.

  67. Vgl. z. B. Brown 1968 (der sich auf Hirsch 1960b bezieht); Efron 1968, S. 222; Wimsatt/Beardsley 1978, S. 300-02 (hierzu Nuttall 1968, S. 100/01, und Reichert 1977, S. 101/02).

  68. Die Zurückweisung der stärkeren Version der ‘epistemischen Bedingung’ impliziert auch die Zurückweisung der Deutung der Beziehung zwischen Autorintention und Werkbedeutung als kausal (vgl. Anm. 47) — eine Deutung, die bis heute in der Literatur zu finden ist (vgl. z. B. Schultz 1979, S. 239).

  69. Zu der Variante, in der die Werkbedeutung — und nicht die Autorintention — unabhängig rekonstruiert werden soll, vgl. Abschnitt 6.3.

  70. Dickie 1967/68, S. 551.

  71. Die Art von Adäquatheitsbedingungen, um die es sich hier handelt, haben wir als Ao-Adäquatheitsbedingungen eingeführt und näher beschrieben (vgl. Danneberg/Müller 1981, S. 149).

  72. Vgl. Anm. 51.

  73. Ein Vorschlag, auf den wir nicht einzugehen brauchen, findet sich in Maier 1970/71 (dazu die Kritik in Hancher 1971/72b und die Erwiderung in Maier 1971/72).

  74. Gang 1957, S. 177/78.

  75. Vgl. Kuhns 1960, S. 5–8.

  76. Vgl, Kemp, 1964, S. 147/48.

  77. Vgl. Aiken 1955, S. 149; Fowler 1976, S. 244; Hermerén 1975/76 (S. 65–67) mit einer Kritik an der Unterscheidung zwischen „literary“ und „nonliterary intentions“.

  78. Hancher 1972, S. 835. — Hancher bemerkt zu seinem Begriff „active intention“: „Of course an author will usually intend to cause his reader to grasp the meanings presented by his work; but this kind of final intention is so closely tied to active intention that it is best referred to that category.“ (S. 834) Wir werden demgegenüber Vorteile der Beibehaltung dieser Unterscheidung in diesem Abschnitt aufzeigen und im Abschnitt 6.4 näher ausführen.

  79. Vgl. Hancher 1972, S. 833, auch S. 836–39.

  80. Die Wahl des Ausdrucks „subconscious intentions“ anstelle des in der erörterten Literatur ebenso verwendeten Ausdrucks „unconscious intentions“ erfolgt zur Abgrenzung gegenüber Hirschs Unterscheidung zwischen „conscious“ und „unconscious intentions“ (vgl. Abschnitt 3).

  81. Vgl. u. a. Gang 1957, S. 184/85; Hermerén 1975/76, S. 67–71; Fowler 1976, S. 245.

  82. Nach Hirsch würde hierbei vermutlich eine Verletzung der Forderung der Determiniertheit vorliegen (vgl. seine Ausführungen zum „symptomatischen Sinn“ in Id. 1967, S. 74–81). Wir würden das Schwergewicht der Kritik dagegen eher auf die Unvereinbarkeit einer solchen Erweiterung mit der intentionalistischen Bedeutungskonzeption legen. — Mit entsprechenden Einwänden können auch alle Vorschläge konfrontiert werden, die ohne eine Differenzierung des Intentionsbegriffs die Erweiterung der intentionalistischen Bedeutungskonzeption um eine ‘unbewußte’ Bedeutungsdimension vorschlagen (wie z. B. Efron 1968).

  83. Nach Hough 1974 (S. 223) handelt es sich dabei um einen „solecism“; kritisch äußert sich auch Reichert 1977, S. 74–76. Vgl. zu diesem Problem die allgemeineren Überlegungen in Flew 1956; MacIntyre 1958; die Diskussion zwischen Siegler 1967 und Shope 1970; sowie ausführlich Hamlyn 1971.

  84. Vgl. auch Jones 1964, S. 142–44. Einen allgemeinen Vorschlag, anhand der Mittel-Ziel-Relation zwischen ‘Motiven’ und und ‘Intentionen’ zu unterscheiden, liefert Wilkins 1970/71. Nach Wilkins beziehen sich dabei ‘Motive’ auf Ziele und ‘Intentionen’ auf Mittelhandlungen. Vgl. auch Anm. 159.

  85. Skinner 1971/72, S. 216. Vgl. hierzu auch Id. 1971, S. 3–12.

  86. Skinner nimmt diese Unterscheidung vor, um dem Einwand Wimsatts und Beardsleys zu entgehen, daß die Intention des Autors sich außerhalb seines Werkes befindet (vgl. hierzu auch Abschnitt 6.4). Bei Skinner 1975/76 (S. 214) heißt es: „[...] a sense of intentionality which is not contingently but logically related to the meaning of what is said.“

  87. Ein weiterer Versuch findet sich bei Capitan 1964, S. 324–28. Kemp 1964 (S. 148/49) unterscheidet nicht nur zwischen „intentional“ und „unintentional“, sondern hebt aus den Bestandteilen eines literarischen Werkes, die „unintentional“ sind, noch solche hervor, die „counter-intentional“ sind: sie zeigen nach Kemp fehlgeschlagene Intentionen, Mittelmäßigkeit oder schlechte Beschaffenheit eines literarischen Werks an.

  88. Vgl. Sirridge 1978, S. 138/39.

  89. Vgl. z. B. Capitan 1964, S. 328.

  90. Eaton 1969 (S. 169) scheint zu bemerken, daß Probleme nicht nur bei der Erhebung des Belegmaterials von Interpretationen auftreten.

  91. Zum Begriff der Motivation heißt es außerdem bei Sirridge 1978 (Anm. 4, S. 152): „‘Motivation’ here has no special technical sense.“

  92. Vgl. Abschnitt 5.2.

  93. Beardsley 1968, S. 175, und 1970, S. 19. Zur Kritik an dem von Beardsley angeführten Beispiel vgl. Walton 1973, S. 834; Tolhurst 1976, S. 41. Eine allgemeinere Kritik findet sich bei Juhl 1976.

  94. Beardsley 1968, S. 177; vgl. auch Id. 1970, (S. 20/21.

  95. Vgl. Beardsley 1968, S. 174 („conclusively disproved“); Id. 1970, S. 18 („conclusively refuted“).

  96. Nach Walton 1973 (S. 833) ist diese Argumentation zwar zufriedenstellend, doch ist er der Ansicht, daß „the fact that textual and autorial meanings need not coincide does not begin to establish the fallaciousness of the ‘intentional fallacy’, let alone give credible support to the Principle of Autonomy [...]. That fact leaves wide open the possibility that textual meaning is determined partly (or even wholly, for the matter) by authorial meaning, or by authorial intentions of some (other?) sort, and that it is essential to take the latter into account in order to ascertain the former.“ — Vgl. hierzu auch die in Abschnitt 6 erörterten Verbesserungsvorschläge.

  97. Beardsley 1958, S. 19.

  98. Beardsley 1958, S. 25. Diese Unterscheidung ist wohl auf (literarische) Kunstwerke zu beschränken, da sonst Beardsleys Überlegungen mit dem Zugeständnis der Relevanz der Autorintention für „practical messages“ in Konflikt geraten (vgl. S. 107 dieser Arbeit).

  99. Vgl. z. B. Dickie 1968, S. 184. — Ähnliche Mängel lassen sich auch bei einem Argument finden, mit dem der Intentionalismus unterstützt werden soll. So unterscheidet Juhl 1980a (S. 54–58) zwischen „utterance meaning“ und „sentence meaning“, wobei-vereinfacht gesagt — „sentence meaning“ allein durch die Regeln der entsprechenden Sprache und „utterance meaning“ entscheidend durch die Intention des Autors bestimmt sein sollen: „[...] to know what a sentence means is not the same as to understand an utterance of the sentence.“ (S. 57) Wird die gewünschte Bedeutungskonzeption bei der Unterscheidung nicht schon vorausgesetzt, so folgt aus ihr jedoch nicht — wie Juhl annimmt —, welche Bedeutungskonzeption (nach einer Übertragung auf literarische Werke) zur Interpretation literarischer Werke zu wählen ist oder gewählt wird.

  100. Tolhurst 1977/78, S. 500.

  101. Es ist zu bedenken, daß Beardsleys „Aesthetics“ erschien, bevor die „new philosophies of science“ (vgl. Kisiel 1974) breitere Resonanz erlangen konnten.

  102. Beardsley 1958, S. 21.

  103. Die ‘Theoriegeladenheit’ der Beobachtungssprache bzw. von Beobachtungen wird insbesondere von den „new philosophies of science“ hervorgehoben. Skinner 1975/76 S. 209) sieht in dieser Entwicklung innerhalb der Wissenschaftstheorie einen Grund für das anwachsende Interesse an einer „theory of interpretation“ (im angelsächsischen Raum), d. h. in „the attack on empiricist epistemology, with the consequent rejection of the belief in sense data which are capable of being directly perceived and embodied in a noninterpretative observation language.“

  104. Aufgrund anderer Überlegungen ist dieses Argument auch für Capitan 1964 (S. 330 bis 32) nicht überzeugend.

  105. Beardsley 1958, S. 21.

  106. Beardsley 1958, ebd. (vgl. auch S. 291). Dieses Argument hält Capitan 1964 (S. 332–34) für wenig überzeugend, während A.J. Ellis 1974 (S. 322) es zu akzeptieren scheint.

  107. Vgl. schon Aschenbrenner 1948/49, S. 240–54.

  108. Roma 1966 (S. 75–78) weist ebenfalls ein Stützungsargument, das sich auf kunsttheoretische Annahmen beruft, zurück.

  109. Roma 1966, S. 78, ähnlich offenbar auch J.M. Ellis 1974, S. 108.

  110. Das Argument Romas läßt sich nicht nur mit der Unterscheidung zwischen intendierter und realisierter Bedeutung, sondern auch mit der Unterscheidung Hanchers zwischen „programmatic“ und „active intentions“ abwehren (vgl. Hancher 1972, Anm. 11, S. 831). Die „programmatic intention“ besitzt im Gegensatz zur „active intention“ nach Hancher keine bedetungskonstitutive Funktion.

  111. Vgl. Abschnitt 6.4.

  112. Hirsch akzeptiert diese Adäquatheitsbedingung ohne die Einschränkung aufliterarische Werke (vgl. Hirsch 1967, S. 146). Ein Argument hierfür lautet nach Hirsch 1975a (S. 17): „An interpretative model or methodology that is not correctly descriptive or normative for all textual interpretations is also not correctly descriptive or normative for smaller groupings of texts.“ Bei diesem Argument setzt Hirsch voraus, daß es keine gelungene Eingrenzung z. B. des Bereichs der literarischen Texte gibt, die eine nur bereichsbezogene Feststellung der Anwendungsbreite einer Bedeutungs- und Interpretationskonzeption erlaubt (vgl. zu dieser Voraussetzung auch Hirsch 1978).

  113. Vgl. Hogan 1969/70; Eichner 1971, S. 71; Beardsley 1968, S. 178, und 1970, S. 33: „There is a special and important sense in which the authors of many literary works are not available: they cannot be appealed toindependently of the text in order to settledisputes about interpretation.“ — Vgl. auch Chari 1977/78, der daneben noch auf weitere argumentative Parallelen der Kontroverse zwischen Intentionalisten und Antiintentionalisten aus einer früheren Zeit und einem anderen Kulturzusammenhang hinweist (vgl. dazu auch die Bemerkung in Beardsley 1977/78, S. 359).

  114. Vgl. Hirsch 1967, S. 36.

  115. Hirsch 1967, S. 245.

  116. Beardsley 1970, S. 19, auch 1968, S. 175.

  117. Vgl. Beardsley 1968, S. 175, sowie 1970 S. 18/19. Übernommen und weiter ausgebaut findet sich dieses Argument von Dickie 1968 (S. 182) und 1971 (S. 112/13); vgl. auch Borroff 1970/71. Dazu Hirsch 1969, S. 60/61. — Eine ähnliche Zielrichtung scheint der zweite Einwand zu haben, den Eichner 1971 (S. 69–75) erörtert, obwohl Eichner weniger weitreichende Konsequenzen als Beardsley zieht.

  118. Juhl 1977, S. 1046. Vgl. zu diesem Einwand auch Tolhurst 1976, S. 92/93.

  119. Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß es unter Umständen überzeugendere Beispiele gibt oder daß erfolgreich für eine ‘Theorie des künstlerischen Schaffens’ argumentiert wird, nach der die Autorintention irrelevant ist. Die Beispiele ließen sich gegebenenfalls aus dem Bereich ‘offenbarter’ Texte, dem Bereich ‘eingegebener’ Texte oder dem Bereich zufällig durch einen personalen Autor erzeugter Texte gewinnen (zu dem zuletzt genannten Bereich vgl. allgemein Cormier 1974/75). Drei ‘Theorien des künstlerischen Schaffens’, aus denen die Irrelevanz der Autorintention gefolgert werden könnte, führt Payzant 1964 (S. 153) an. Vgl. zu dieser Frage jedoch vor allem Ghiselin 1963; auch Brooks/Warren 1960, Kap. VIII: „How Poems Come About: Intention and Meaning (S. 514–50).

  120. Auf weitere, zum Teil auch stärkere Anforderungen an den nichtrelativistischen Charakter literaturwissenschaftlicher Konzeptionen brauchen wir hier nicht einzugehen (vgl. Danneberg/Müller 1984, Abschnitt 6.2).

  121. Für eine bestimmte Fassung dieser Adäquatheitsbedingung und für eine bestimmte Gruppe von Konzeptionen haben wir die Auffassung vertreten, daß ihre Erfüllung eine minimale hinreichende und notwendige Bedingung für die Adäquatheit literarturwissenschaftlicher Konzeptionen ist (vgl. Danneberg/Müller 1980). Nicht selten wird diese Adäquatheitsbedingung nicht oder nur abgeschwächt akzeptiert. Vgl. z. B. Arbeiten von Margolis; sowie Meiland 1978; Dutton 1977; oder Hospers 1960/61, S. 45.

  122. Vgl. Hirsch 1967, S. 43/44, und 1969, S. 59. Eine logische Verknüpfung von Autorintention und Werkbedeutung versucht Juhl 1977/78 und 1980a (S. 66–89) aufzuzeigen (vgl. dazu den Kommentar von Beardsley 1977/78, S. 353/54). Juhls Argumentation erscheint uns entweder zirkulär oder — nach einer anderen Deutung — zu voraussetzungsvoll zu sein, um als gelungen gelten zu können. Es ist an dieser Stelle jedoch nicht möglich, ausführlicher Juhls umfangreiche Argumentation wiederzugeben und zu kritisieren. — Zumindest bereichsweise wird eine Exklusivitätsanspruch für eine intentionalistische Konzeption vertreten von Fowler 1976 (S. 250) und Sirridge 1978 (vgl. zu Sirridge Abschnitt 6.2).

  123. Vgl. Hirsch 1967 (S. 45/46) sowie 1969 (S. 59): „I claim that the meaning shared by the author and his interpreters is, in principle, the only norm that is stable and invariable. Here in lies its pragmatic superiority and its claim to privilege, though I would also be willing to argue for its superiority on ethical grounds as well.“

  124. Wenn man einmal von den explizit antiintentionalistischen Konzeptionen absieht, für die diese Zurückweisung obligatorisch ist, so könnte beispielsweise verwiesen werden auf Hungerland 1955 (S. 738) und 1958 (S. 164). Hungerland versäumt es jedoch zu zeigen, daß die von ihr erörterten alternativen Konzeptionen auch tatsächlich nichtrelativistisch sind.

  125. Hierbei handelt es sich bestenfalls um eine notwendige Voraussetzung für die Erfüllung dieser Adäquatheitsbedingung (vgl. auch Anm. 131).

  126. Vgl. Hirsch 1972 (S. 79), wo eine neue Definition von „meaning“ vorgeschlagen wird. Hirsch bemerkt zu seiner neuen Definition: „The enlarged definition [scil. of meaning] now compromises constructions where authorial will is partly or totally disregarded.“ Da Determiniertheit (und Reproduzierbarkeit) in seiner neuen Definition weiterhin gefordert sind, folgt daraus, daß nach Hirsch 1972 nicht allein eine intentionalistische Bedeutungskonzeption die hier diskutierte Adäquatheitsbedingung zu erfüllen vermag.

  127. Einen Hinweis hierauf könnte vielleicht die folgende Stelle in Margolis 1968 (S. 409) liefern, obwohl eine Parallelstelle in Margolis 1971 (S. 380) diese Deutung nicht zu belegen scheint: „[...] it is entirely possible to introduce canons of plausibility among competing interpretations without supposing either that all defensible interpretations are compatible or that or that defensible interpretations accord with the author's intent [...].“ Vielleicht behauptet Margolis in diesem Zitat, daß Interpretationen, die hinsichtlich ihres ‘interpretatorischen Gehalts’ unvergleichbar sind, gleichwohl evaluiert werden können. Eine solche Möglichkeit besteht zwar, doch ist zu bedenken, daß derartige „canons of plausibility“ für die Evaluation von Interpretationen bisher nicht entwickelt wurden.

  128. Vgl. Hirsch 1972, S. 89–92, auch 1976c, S. 139/40.

  129. Zu einigen Argumenten vgl. Meiland 1978, S. 44.

  130. Vgl. den Hinweis auf Dickie 1967/68, S. 551/52. Dickies Hinweis ist in der Forschungsliteratur auf nur geringe Resonanz gestoßen: Beardsley verweist — ohne weitere Ausführungen — zwar auf diese Stelle, verbannt den Hinweis jedoch in eine Anmerkung (vgl. Beardsley 1968, Anm. 1, S. 181, sowie 1970, Anm. 13, S. 113). Dickie selbst kommt in seiner späteren Kritik an Hirschs Konzeption auf diesen Hinweis nicht wieder zurück (vgl. Dickie 1968 und 1971). Für Tolhurst 1976 (S. 37) ist Dickies Hinweis wenig schlagkräftig. Den klarsten Hinweis auf diesen Einwand liefert wohl Huntley 1968 (S. 250): „[...] all evidence for authorial intention survives in the form of verbal documents whose interpretation must pass the same tests as the interpretation of the document in question.“ (Vgl. auch den Hinweis bei Black 1972/72, S. 76, Anm.30).

  131. Vgl. Danneberg/Müller 1981, S. 158–60.

  132. Vgl. Juhl 1980a (S. 10), der von seiner intentionalistischen Konzeption fordert: „It must account in some plausible manner for the sorts of things critics and ordinary readers alike actually do in interpreting a work, what they take into account in arriving at an interpretation. [...] Any theory which cannot adequately account for such facts and hence must dismiss as in principle misguided a significant part of what critics and readers do in interpreting literary works [...] will be suspect of offering, not an analysis of our common concept of the meaning of literary work, but rather an implicit recommendation as to how we ought to conceive its meaning.“ Juhl ist der Auffassung, daß er mit seiner intentionalistischen Konzeption eine nichtnormative „analytical theory“ geliefert hat. Juhls Versuch, die Erfüllung dieser Adäquatheitsbedingung durch seine Konzeption zu zeigen, leidet an ganz ähnlichen Schwierigkeiten wie sein Versuch, eine logische Beziehung zwischen Autorintention und Werkbedeutung nachzuweisen (vgl. Anm. 126).

  133. Vgl. z. B. Cioffi 1963/64.

  134. Kennick 1964b (S. 499) bezweifelt, daß der Streit zwischen Intentionalisten und Antiintentionalisten empirisch entscheidbar ist.

  135. Vgl. die Bemerkung in Beardsley 1970 (S. 24) zu Cioffi 1963/64: „Cioffi could argue that the attempt to distinguish textual from authorial meaning is mistaken because it conflicts with the practice of some eminent critics. But I do not assume that eminent critics are infallible [...] I have tried to show that the distinction has to be made — and I draw the consequence that some critical practices are unsound.“

  136. Wimsatt und Beardsley zählen zu den „reformists“, d. h. zu denen, die den vorfindbaren wissenschaftlichen Verfahren der Literaturwissenschaft kein generelles Mißtrauen entgegenbringen und die sich daher bereits von der Abänderung einiger dieser Verfahren die Herstellung wissenschaftlicher Vertrauenswürdigkeit versprechen (vgl. zur Unterscheidung von „formists“, „reformists“, „rectifiers“ und „codifiers“ Danneberg/Müller 1979, S. 188/89). Wie Lyas 1971/82b (S. 198) und J.M. Ellis 1974 (Anm. 4, S. 109) bemerken, scheint dieser ‘Reformierung’ kein durchschlagender Erfolg in der Praxis beschieden worden zu sein. Nach dem Ergebnis einer umfangreichen Untersuchungen deutschsprachiger Interpretationskontroversen dürften vorwiegend „psychologisch/biografische Argumente“ als schlagend für Interpretationen angesehen werden; die bei den Kontroversen ‘implizit befolgten Regeln’ scheinen — wenn man dem Untersuchungsansatz und den Ergebnissen folgen will — häufig nicht unvereinbar mit einer intentionalistischen Konzeption zu sein (vgl. Grewendorf 1975; Savigny 1976; Meggle/Beetz 1976; zur Kritik des Untersuchungsansatzes vgl. Anz/Stark 1977; Danneberg/Müller 1979, S. 181–88).

  137. Einen Vorschlag haben wir an anderer Stelle zu entwicklen versucht (vgl. Danneberg/Müller 1984, Abschnitt 12).

  138. Vgl. Abschnitt 1.

  139. Beardsley behandelt zwar den auf Bewertung und Interpretation bezogenen ‘intentionalen Fehlschluß’ an verschiedenen Stellen, jedoch ohne wesentlich unterschiedliche Argumente (vgl. Beardsley 1958, S. 17–29 und S. 457–60). Vgl. auch Dickie 1971 (S. 111/12), für den die Zurückweisung des Intentionalismus bei der Bewertung weniger schwierig erscheint als bei der Interpretation.

  140. Vgl. dagegen die sorgfältig entwickelte Konzeption von Walton 1970 (dazu die Kritik von D. Nathan 1972/73 und die Erwiderung von Walton 1973/74). — Wir sind auch nicht der Meinung, daß eine Bedeutungs- und Interpretationskonzeption gegenüber einer Ästhetik- und Literaturkritikkonzeption grundsätzlich ‘methodologische Priorität’ genießt, wie dies beispielsweise von Kemp 1964 (S. 177) angenommen wird (ähnlich auch Hirsch 1967, S. 46, und 1969; Tolhurst 1976, S. 188; Olson 1977, S. 210; Juhl 1980a, Kap.VI). Gegen eine solche ‘Priorität’ äußern sich Aiken 1955 (S. 747/48) und vor allem Hancher 1970.

  141. Watson 1969, S. 163, auch Id. 1958, S. 596.

  142. Vgl. Fowler 1975/76 (S. 41): „None of the varieties of anti-intentionalism has so far succeeded in realizing the ideal of a critical history more humane than the old positivistic one. For they have alle rejected more than the former subject matter of literary history. They have rejected assumptions on which and literary history must rest: namely, the significance of original meaning and value.“ — Ähnlich auch Watson 1969.

  143. Vgl. Anm. 97.

  144. Vgl. hierzu Abschnitt 6.

  145. Gelegentlich findet sich in der Forschungsliteratur die Behauptung, daß sich die kritisierte Konzeption nicht verbessern läßt (vgl. z. B. Margolis 1968, S. 408). Diese Behauptungen sind entweder trivial oder — so weit wir sehen — unbegründet.

  146. Auf weitere, seiner Ansicht nach unklare Begriffe einer intentionalistischen Konzeption verweist Peckham 1968a, S. 191/92.

  147. Vgl. zu den Klärungsversuchen des Intentionsbegriffs Passmore 1955; Heath 1955; Anscombe 1957 (auch 1956/57); Kenny 1963, Kap. IV; Fleming 1964; Jenkins 1965; Meiland 1970; Chisholm 1970; Castañeda 1971, Lawrence 1972; Audi 1973.

  148. Zu verschiedenen Arten der Vagheit literaturwissenschaftlicher und -kritischer Begriffe vgl. Margolin 1981.

  149. Vgl. z. B. die kritische Bemerkung zur Klarheit der Terminologie des New Criticism von Pfeiffer 1974 (Anm. 43, S. 122) oder zur Mehrdeutigkeit des „intentional fallacy“-Vorwurfs von Roberts 1960.

  150. In der Forschungsliteratur wird in derartigen literarischen Phänomenen häufig ein Argument für den Intentionalismus in der Literaturwissenschaft gesehen (vgl. z. B. Loewenberg 1975, S. 44/45; Hirsch 1975a, S. 34; Juhl 1980a, S. 62–64). Eine knappe Erörterung dieses Arguments für den Intentionalismus findet sich bei Hermerén 1975/76, S. 71–74. Allgemein zur Frage von Autorintention und Ironie vgl. Muecke 1973 und vor allem Booth 1974 (dazu kritisch Jakobsen 1977). — Aufschlußreich ist hierzu auch Beardsleys Diskussion eines Beispiels, bei dem Ironie gegen die explizite Absicht des Autors konstatiert wird (vgl. Beardsley 1958, S. 25/26; zu diesem Beispiel u. a. Eichner 1971, S. 65/66; A.J. Ellis 1974, S. 322; Juhl 1980a, S. 140–43).

  151. Vgl. zu letzteren z. B. Wünsch 1977.

  152. Vgl. Hogan 1969/70.

  153. Vgl. Danneberg/Müller 1981, S. 160.

  154. Beardsley 1968, S. 173.

  155. Beardsley 1968, ebd.

  156. Es bleibt bei Beardsley zudem unklar, ob Interpretationen literarischer Werke mit den Regeln der „speech-community“ des Interpreten oder des Autors übereinstimmen sollen. Das Illustrationsbeispiel in Beardsley 1968 (S. 175; vgl. auch Anm. 95 dieser Arbeit) provoziert diese Unklarheit ebenso wie die Äußerung in Wimsatt/Beardsley 1978 (Anm. 7, S. 306). Damit scheint Beardsleys Validitätskriterium seine ohnehin geringe Diskriminierungskraft auch noch einzubüßen (vgl. hierzu auch Hancher 1971/72a und 1972/73a, S. 188/89; Margolis 1980, S. 114).

  157. Vgl. Beardsley 1968, S. 174. — Von einer Art Oberflächenbedeutung zu „subtle poetic menings“ vorzudringen, ist häufig wohl auch ein Ziel intentionalistischer Konzeptionen. Dieses Ziel ist nicht unbestritten geblieben. So hat Wain 1952 (S. 106) die Frage gestellt, warum man sich nicht mit „the simple surface meaning“ von Texten begnügt, und er hat bezweifelt, daß es mit Hilfe irgendeines Prinzips zu zeigen gelungen ist, daß die „surface meaning“ gegenüber (z. B.) der autorintendierten Bedeutung „inferior“ ist.

  158. Beardsleys spätere Überlegungen zu Validitätskriterien stellen hierzu keinen Fortschritt dar (vgl. Beardsley 1970, Kap. 2 „The Testability of an Interpretation“; dazu kritisch Lind 1976/77). Auch die bei Beardsley 1958 (S. 144) aufgestellten Prinzipien — „the Principle of Congruence“ und „the Principle of Plenitude“ — vermögen offenbar einen Interpretationsrelativismus nicht zu vermeiden (vgl. hierzu die Bemerkung bei Fowler 1975/76, S. 44, und 1976, S. 252).

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Für Teil II vgl. diese Zeitschrift Band XIV, Heft 2. Dort findet sich auch ein Verzeichnis der zitierten Literatur D.H.

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Danneberg, L., Müller, HH. Der ‘intentionale Fehlschluß’ — ein Dogma?. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 14, 103–137 (1983). https://doi.org/10.1007/BF01801177

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