Filozofija i drustvo 2010 Volume 21, Issue 2, Pages: 167-183
https://doi.org/10.2298/FID1002167D
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Wissen - nihilismus – bejahung: Fichtes transzendentalphilosophischer offenbarungsbegriff
Drilo Kazimir
In dem Zeitraum zwischen 1792 und 1805 entwickelt Johann Gottlieb Fichte zwei
verschiedene Bestimmungen des Offenbarungsbegriffs: 1. Offenbarung ist eine
auf der göttlichen Autorität beruhende Lehre, mit der das sittliche Handeln
gefördert werden soll, 2. Offenbarung ist das Zusammenhalten des Wissens im
Sein und so die Rettung vor dem Nihilismus. In dem Beitrag wird gezeigt,
dass Fichte in seiner späten Wissenschaftslehre und in ständiger
Auseinandersetzung mit Jacobis Kritik, Idealismus sei Nihilismus, mit dieser
letzten Bestimmung eine tragfähige Alternative zu dem ersten, traditionellen
Offenbarungsbegriff gibt. Offenbarung, so wie Fichte sie in seiner
Spätphilosophie versteht, dient weder der Förderung der Moral, noch hält sie
den Prozess der Selbsterkenntnis des Absoluten im Gang oder ist eine
Entäußerung Gottes. Der Begriff der transzendentalphilosophischen
Offenbarung hat vielmehr seine Bedeutung als der Garant der Realität des
Wissens. Als Beleg für diese These dienen die Schriften „Versuch einer
Kritik aller Offenbarung“, „Erlanger Wissenschaftslehre“ und „Erlanger
Logik“. Darüber hinaus wird auf die Interpretation der Fichte‘schen
Religionsphilosophie von Emanuel Hirsch eingegangen, der Fichtes
Offenbarungsbegriff im Rahmen der theologischen Fragestellung mit dem
Gedanken der „Bejahung“ des Absoluten produktiv weiterführt.
Keywords: Offenbarung, Sittlichkeit, Wissen, Nihilismus, Wissenschaftslehre, Transzendentalphilosophie, Bejahung, Hirsch