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Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter May 1, 2020

Die Vermittlung der Transzendenz in die Immanenz

Zur Gotik-Rezeption um 1800 vom Straßburger Münster zum Kölner Dom

  • Tilman Hannemann EMAIL logo

Zusammenfassung

Die gotische Kirchenarchitektur galt in der Religionsphänomenologie als ein Ideal für die Vermittlung von Transzendenz. Historisch betrachtet avancierte zunächst im religiösen Umfeld des Sturm und Drang der zeichenhafte ‚Thurm‘ des Straßburger Münster zu einer natursprachlichen Repräsentation von ,Wahrheit‘. Der Münsterturm wurde als Wahrnehmungsraum emotional codiert und eine kleine Pilgerpraxis entwickelte sich von 1770 bis 1780. Gut zwanzig Jahre später erneuerte Friedrich Schlegel im Zuge der deutschen Nationalbewegung die Rezeption der Gotik anhand des Kölner Doms.

Dieser Artikel rekonstruiert die mediale Funktion von Architektur im Zusammenhang dieser historischen Wahrnehmungsräume und historisiert den Transzendenzbegriff. Die Gestaltung religiöser Emotionen erfolgt im Austausch mit zeitgenössischen Theorien über Anschauung und Wahrnehmung. Welche architektonischen Motive standen für die Erfahrung von Transzendenz? Welche Sprachstrategien bezeugten eine erfolgreiche Vermittlung?

Abstract

According to phenomenology of religion, gothic architecture constituted an exemplary, almost timeless model of the mediation of transcendence. However, the religious ‘Sturm und Drang’ milieu was the first to associate a cipher of the Munster’s tower in Strasbourg with a transcendent ‘truth’ of religious nature. A pilgrimage practice emerged between 1770 and 1780 and the cathedral transformed into an emotionally coded religio-aesthetic space for a literary audience. More than twenty years later, Friedrich Schlegel reframed the gothic revival by considering the sacral architecture of both Strasbourg and Cologne as opposites in terms of the German national movement.

This article addresses the attribution of mediating qualities to architecture and aims to historicise the notion of transcendence. Religious sentiment was expected to relate to contemporary theories of experiencing and understanding via intuition. Which elements of gothic architecture have been considered to cause an emotional experience of transcendence? What seemed to be appropriate narratives for introducing or assessing such experiences?


Hinweis

Versionen dieses Beitrags wurden im Panel „Sakrale Architektur“ auf der Jahrestagung der DVRW in Marburg 2017 sowie auf einem Kolloquium des Instituts für Religionswissenschaft und Religionspädagogik an der Universität Bremen im Februar 2018 präsentiert. Ich danke allen dort Beteiligten für ihre Fragen und Vorschläge. Insbesondere danke ich den Studierenden im Seminar „Religion und Architektur“ (SoSe 2018) an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, die mir diverse weitere Anregungen und Einsichten zu dem Vortragsmaterial gaben.


Online erschienen: 2020-05-01
Erschienen im Druck: 2020-04-30

© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 24.4.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfr-2018-0034/html
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