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Wo lag der Fehler der kategorialen Repräsentation? Zu Sinn und Reichweite einer Selbstkritik Husserls

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Anmerkungen

  1. Vgl. E. Husserl, “Entwurf einer ‘Vorrede’ zu den ‘Logischen Untersuchungen’ (1913)”. Hrsg. v. E. Fink, Tijdschrift voor Filosofie 1 (1939): 106–133 und 319–339. Im Folgenden wird er mit dem Sigel VLU im Text nachgewiesen. Zu diesem Text gibt es eine kenntnisreiche Textstudie von Karl Schuhmann, Forschungsnotizen über Husserls “Entwurf einer ‘Vorrede’ zu den ‘Logischen Untersuchungen‘”, Tijdschrift voor Filosofie 34 (1972): 513–524.

  2. Die wichtigsten Stellungnahmen zur kategorialen Anschauung finden sich bei E. Tugendhat, Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger (Berlin 1970), S. 111–136; R. Sokolowski, The Formation of Husserls Concept of Constitution (Den Haag 1970), S. 65–71; R. Sokolowski, Husserlian Meditations: How Words Present Things (Evanston 1974) §§ 10–17; E. Ströker, “Husserls Evidenzprinzip”, Phänomenologische Studien (Frankfurt 1987), S. 18–21 (erstmals 1978 erschienen); R. Sokolowski, “Husserl's Concept of Categorial Intuition”, Phenomenology and the Human Sciences: Philosophical Topics 12 (1981), Supplement, S. 127–141; D. Willard, Logic and the Objectivity of Knowledge: A Study in Husserls Early Philosophy (Athens 1984), S. 232–241; E. Ströker, Husserls transzendentale Phänomenologie (Frankfurt 1987), S. 44f., 49ff.; G. E. Rosado Haddock, “Husserls Epistemology and the Foundation of Platonism in Mathematics”, Husserl-Studies 4 (1987): 81–102; D. Lohmar, Phänomenologie der Mathematik (Dordrecht 1989), S. 44–69; Th. M. Seebohm, “Kategoriale Anschauung”, Phänomenologische Forschungen 23 (1990): 9–47. In dem Rahmen unserer eingeschränkten Fragestellung können nur die prägnantesten Stellungnahmen zur kategorialen Repräsentationen berücksichtigt werden.

  3. Vgl. z.B. R. Sokolowski, The Formation of Husserls Concept of Constitution, S. 70f., und ders., Husserlian Meditations, S. 54–56.

  4. Vgl. z.B. Tugendhat, a.a.O., 122–126 und Ströker, “Husserls Evidenzbegriff”, a.a.O., 18–21.

  5. Vgl. Hua XIX/2, 913–917, dazu auch die “Einleitung der Herausgeberin” von U. Panzer, Hua XIX/1, besonders S. LIXf. Zu beachten sind auch die fehlenden Blätter in der 6. Logischen Untersuchung, vgl. Hua XIX/2, 922, Anm. 5.

  6. Vgl. die Ms.-Gruppe M III 2. Die Umarbeitungsversuche sind einer gesonderten Edition der Husserliana vorbehalten (Husserliana XX), die jedoch bislang nicht erschienen ist.

  7. Für diese Ursprungsforschung finden sich noch weitere Synonyme, z.B. die Suche nach der “Quelle, aus welcher die kollektive Verbindung entspringt” (Hua XII, 77:23–27). Demnach kann also auch die Quellen-Metapher und ebenso das ‘Entspringen’ von Begriffen dieses Vorhaben anzeigen.

  8. Für eine nähere Charakterisierung und Beispiele, vgl. F. Brentano, Psychologie vom empirischen Standpunkt. Erster Band (Hamburg 1973), Buch 2, Kap. 1, S. 109–140.

  9. Vgl. Brentano, Psychologie vom empirischen Standpunkt. Bd. II, 1. Kap. § 6, S. 128 - Im 6. Kapitel der 6. Logischen Untersuchung wird die Rede von äußerer und innerer Wahrnehmung im Hinblick auf die kategoriale Anschauung “veraltet” genannt (Hua XIX/2, 673:16) - obgleich sie nicht selten noch vorkommt.

  10. Husserl schreibt in einem Brief vom 4. Sept. 1919 an Arnold Metzger, daß ihm die Logischen Untersuchungen “von nahe stehenden Menschen förmlich entrissen werden mußten”. Vgl. “Ein Brief Edmund Husserls von 1919”, Philosophisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 62 (1953): 199.

  11. Vgl. dieselbe Kritik in den Ideen I (Hua III/1, 246) mit dem expliziten Hinweis auf die “psychologistischen Denkgewohnheiten”.

  12. Man beachte daher das häufige Vorkommen der Terme ‘gliedernd’, ‘artikulierend’ und vor allem ‘Deckung’ und ‘Deckungssynthesen im 6. Kapitel der 6. Logischen Untersuchung und das völlige Fehlen dieser Ausdrücke im 7. und 8. Kapitel.

  13. Das Wort ‘Einheit’ ist hier in einem trivialen Sinne (wie in: Einheitspartei, Einheitskleidung) gebraucht, und zwar als Andeutung dafür, daß z.B. alle Ist-Urteile mit demselben Repräsentanten auskommen müssen.

  14. Das “psychische Band” (Hua XIX/2, 701:1, 10f., 34; 702:4; 704:36), welches die Akte verknüpft wird auch als “psychischer Charakter” (Hua XIX/2, 701:6; 703:1, 27) als “Aktcharakter” (Hua XIX/2, 708:15f., 20f.; 714:12, 717:3f.), als “synthetisches Band” (Hua XIX/2, 702:24), “psychische Verbindungsform” (701:17) oder einfach als “Band” (Hua XIX/2, 703:2) bezeichnet. Auch der Ausdruck “Das psychische Band der verknüpfenden Akte” (Hua XIX/2, 701:1f.) läßt vermuten, es handele sich um eine den fundierenden Akten irgendwie innewohnende Verbindung, die sich ‘von selbst’ passiv zwischen ihnen knüpfe. Der Hinweis, daß das psychische Band “die Synthesis herstellt” (Hua XIX/2, 701:34f.) löst diese Unsicherheit auf. Die aktive Herstellung von Synthesis kann nur auf den kategorialen Akt zutreffen, der sich synthetisch auf die Gegenstände der fundierenden Akte bezieht.

  15. Natürlich sind solche nicht ausgeschlossen, jedoch gehören sie nicht notwendig dazu.

  16. Auch diese Eigenart der Kollektiva überträgt Husserl - zumindest andeutungsweise—als “sachliche Beziehungslosigkeit der kategorialen Aktform zu den sinnlichen Inhalten ihrer Grundlagen” (Hua XIX/2, 703:18–23) im 7. Kapitel der 6. Logischen Untersuchung unterschiedslos auf alle kategorialen Formen.

  17. E. Tugendhat und R. Sokolowski kritisieren insofern zu recht, daß Husserl nach einem sinnlichen Repräsentanten für die kategoriale Intention sucht (Tugendhat, a.a.O., 120) und daß dieser Versuch erhebliche Schwierigkeiten mit sich bringt (Tugendhat, a.a.O., 122 und Sokolowski, Husserls Concept of Constitution, a.a.O., 70). Entgegen der Ansicht von Tugendhat (a.a.O., 122) und Sokolowski (a.a.O., 71) ist aber, wie oben ausgeführt, das “psychische Band” eine aufweisbare Gegebenheit, die wohl untauglich zur Erfüllung kategorialer Intentionen ist, aber eben keine bloße Konstruktion.

  18. Auch im ‘Entwurf’ findet sich der Hinweis, daß es sich um eine “Interpretation” (VLU 125) handelt. Das ist insofern ungewöhnlich, als Husserl seine Thesen in der Regel nicht als ‘mögliche Deutung’ oder ‘mögliche Interpretation’ bezeichnet.

  19. Man kann nicht vertreten, daß die kritisierte Position im 6. Kapitel überhaupt nicht vorkommt. Ansatzweise findet sich auch hier die später selbstkritisch aufgehobene Umdeutung der erlebten Deckungseinheiten in das Erlebnis des Aktvollzuges in innerer Wahrnehmung. Direkt im Anschluß an die oben zitierte zentrale Darstellung im § 48, in der die Deckungseinheiten deskriptiv als Repräsentant ausgemacht werden, findet sich auch ihre Umdeutung in den erlebten “Verband der Akte” (Hua XIX/2, 682:28).

  20. Vgl. E. Tugendhat, Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger, S. 111–136 und E. Ströker, “Husserls Evidenzprinzip”, a.a.O., S. 18–21.

  21. Vgl. Hua XIX/2, 702:5f. und 717:10. Mit diesem Hinweis ist auch die naheliegende Deutung des ‘aktuellen Vollzugs’ als ‘in Akten vollzogen’ abgewiesen. Zu den Motiven der Herausgeberin U. Panzer, die Wendung “aktuellen Akte”, die sich in der 2., 3. und 4. Auflage findet, im Haupttext der Husserliana-Edition durch die A-Fassung “kategoriale Akte” zu ersetzen, vgl. Hua XIX/2, 925ff. Es findet sich natürlich auch außerhalb des 7. und 8. Kapitels der 6. Logischen Untersuchung die Redeweise von ‘aktuell’ im Sinne von ‘intuitiv’. Vgl. z.B. Hua XIX/2, 668:15; 670:17; 672:7 u.ö. Die Gleichheit der Verwendungsweise von “aktuell”, “wirklich”, “eigentlich” und “intuitiv” bezogen auf kategoriale Akte zeigt sich besonders deutlich Hua XIX/2, 702:4–12.

  22. Auch die Verwendung des im 7. Kapitel für die Reflexionsinhalte geprägten Terminus “Aktcharaktere” (Hua XIX/2, 708:15–21) an zwei Stellen des 8. Kapitels (Hua XIX/2, 714:11f.; 717:2–4) zeigt die Gleichheit der Lösung an. Die Aktcharaktere werden in der 5. Logischen Untersuchung auch als Bezeichnung des fundierten Aktes genommen, der die fundierenden Teilakte umspannt (Hua XIX/1, 419:14–18; 425:17; 443:13). Auch von “Urteilscharakter” ist die Rede (Hua XIX/1, 448:25).

  23. Vgl. F. Brentano, Psychologie vom empirischen Standpunkt. Bd.II, a.a.O., S. 145, 134, 147. Diese Unterscheidungen finden sich in dem ‘Anhang zur Klassifikation der psychischen Phänomene’ von 1911. Sie dürften Husserl durch sein Studium bei Brentano (WS 1884/85-SS 1886 in Wien) bekannt gewesen sein.

  24. Vgl. F. Brentano, a.a.O., S. 134.

  25. Vgl. Hua XIX/2, 599–608 und den Hinweis von E. Tugendhat, a.a.O., S. 65, Anm. 75.

  26. Wir fragen hier nicht, ob durch die Materie der mittelbaren Vorstellungen wirklich eindeutig bestimmt ist, welche Erfüllungskette vorgezeichnet ist. Im Beispiel des Rechenausdrucks sind die Vorverweisungen dann-allerdings auch nur dann-eindeutig, wenn man sich strikt an einer bestimmten Interessenhaltung orientiert und z.B. immer nur das jeweils komplexeste Symbol auf seine Definition zurückführt. Mit einem anderen Gesamtinteresse, wenn man z.B. die Zahl ausrechnen will, kann die Eindeutigkeit der Vorverweisung einer pragmatischen Suche nach dem besseren Weg weichen.

  27. Vgl. Hua XIX/2, 604f. In den Umarbeitungen der 6. Logischen Untersuchung findet sich diese Konzeption der Steigerung der Fülle in nur wenig veränderter Form. Jedoch weist ein Deleaturzeichen am Rand darauf hin, daß Husserl seine Unterscheidung von eigentlicher und uneigentlicher Erfüllung für falsch oder verbesserungsbedürftig hielt. Vgl. Ms. M III 2 I 3 / B1. 26. Vgl. auch die Kritik an der ‘uneigentlichen Erfüllung’, VLU 127.

  28. Den signitiven Intentionen fehlt für sich jede Fülle. Sie können nur intuitiv efrüllt werden, wenn sie etwas von der Fülle des Gegenstandes selbst erhalten. Vgl. Hua XIX/2, 607. Im § 55 des 7. Kapitels weist Husserl mit denselben Argumenten die Annahme solcher uneigentlicher Repräsentanten für die kategoriale Anschauung zurück (Hua XIX/2, 699f.). Er schreibt, “daß bei den fundierten Akten ohne eigentliche Repräsentation [...] kein Auskommen ist.” (Hua XIX/2, 700:4–7).

  29. Die Differenz zwischen einem bloßen Durchlaufen der Deckungssynthesen und einem expliziten, auf sie zurückgreifenden Wiedervollzug der gliedernden Akte mit dem Interesse an prädikativer Fixierung wird vor allem in Erfahrung und Urteil ausgearbeitet. Sokolowski hat sie zu einer Annäherung an die Rolle der Deckungssynthesen genutzt, vgl. Sokolowski, “Husserl's Concept of Categorial Intuition”, a.a.O. 129–132. Zu einer weiteren Deutung vgl. D. Lohmar, a.a.O., S. 106–111.

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Lohmar, D. Wo lag der Fehler der kategorialen Repräsentation? Zu Sinn und Reichweite einer Selbstkritik Husserls. Husserl Studies 7, 179–197 (1990). https://doi.org/10.1007/BF00347584

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