Zusammenfassung
Mit dem Begriff ›Instrumentalisierung‹ steht eine Praxis im Blick, die dadurch charakterisiert ist, dass andere jeweils als Mittel behandelt werden. Das tun wir, wenn wir uns von einem Taxifahrer zum Bahnhof fahren lassen, wenn wir uns im Supermarkt vom Verkäufer beraten lassen und vom Kollegen einen Aufsatz lesen und kommentieren lassen. Wenn wir andere als Mittel benutzen, dienen sie bestimmten Zwecken, die wir verfolgen. Diese Zwecke müssen nicht notwendigerweise die eigenen sein. Ich kann jemanden fragen, wo die Stadtbibliothek sei, weil ich damit einem Kollegen einen Gefallen erweisen möchte. Der Kollege möchte das wissen. Die Zwecke, die dabei verfolgt werden, sind nicht Zwecke, welche die als Mittel benutzte Person verfolgt. Es sind ihr fremde Zwecke. Wenn wir jemanden als Mittel behandeln, dann tun wir etwas mit der betroffenen Person. Sie ist nicht Mittel zu ihr fremden Zwecken, wenn sie keinen Beitrag zur Realisierung des Zwecks leistet. Dabei muss sie selbst nicht wissen, dass sie das tut. Fraglich ist, ob man bloß dann davon reden kann, dass ich eine andere Person als Mittel behandelt habe, wenn ich das absichtlich tue. Nehmen wir an, jemand würde mir im obigen Beispiel sagen, wo sich die Stadtbibliothek befindet, ohne dass ich sie vorgängig gefragt habe. Diese Person leistet ohne Zweifel einen Beitrag zur Realisierung meines Zwecks, aber habe ich sie auch als Mittel behandelt? Samuel Kerstein meint, dass man einen anderen dann als Mittel behandelt, wenn die Weise, wie man ihn behandelt, von der Absicht getragen wird, dass er oder sie etwas tut, was zur Realisierung meines Zwecks beiträgt: »Sie muss beabsichtigen [...], dass die Anwesenheit oder Mitwirkung des Anderen auf die eine oder andere Weise zur Realisierung des Zwecks beiträgt« (Kerstein 2013, 57 f.). Jemand wird danach als Mittel behandelt, wenn eine andere Person beabsichtigt, seine Anwesenheit oder sein Tun zur Realisierung eines ihm fremden Zwecks zu benutzen.
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Schaber, P. (2018). Instrumentalisierungsverbot. In: Ach, J., Borchers, D. (eds) Handbuch Tierethik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05402-9_28
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