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Wertfreiheit der Wissenschaften bei Marx, Weber und Adorno

Ein Nachtrag zum Methodenstreit zwischen Kritischer Theorie und Kritischem Rationalismus

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Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Wie Max Weber verlangt auch Marx die Wertfreiheit der Wissenschaften, hält es aber im Gegensatz zu Weber dennoch für möglich, politische Entscheidungen durch wissenschaftliche Aussagen zu begründen. Der Grund liegt in Marx' Anerkennung eines allgemein verbindlichen politischen Ziels, der Interessenharmonie, das Weber aus empirischen Gründen für ohne Einbuße an Kultur unrealisierbar hält. Dieser Grund für die unterschiedliche Auffassung der Wertfreiheit der Wissenschaften wird als der entscheidende Grund für den methodologischen Gegensatz zwischen Kritischer Theorie und Kritischem Rationalismus hervorgehoben.

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Literatur

  1. So Ralf Dahrendorf, Anmerkungen zur Diskussion der Referate von Karl R. Popper und Theodor W. Adorno, in: Th. W. Adorno u.a., Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Darmstadt und Neuwied 1969, S. 145. Vgl. auch Bernard Willms, System und Subjekt oder die politische Antinomie der Gesellschaftstheorie, in: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie, Beiträge zur Habermas-Luhmann-Diskussion, hrg. v. Franz Maciejewski, Frankfurt 1973, S. 43f., und Hans Albert, Ökonomische Ideologie und politische Theorie, Göttingen 1972, S. 5: Obgleich Willms die Kritischen Rationalisten, Albert die Kritischen Theoretiker verantwortlich macht, sind sie sich darin einig, daß der Streit „wissenschaftlich ergebnislos geblieben“ (Willms) und seine Zusammenfassung im Buch „Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie“ eine „literarische Mißgeburt“ (Albert) ist.

  2. Nach Ralf Dahrendorf, Anmerkungen zur Diskussion, a.a.O. S. 150.

  3. Karl Marx, Das Kapital. Erster Band, In: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke, Berlin 1956–68, Bd. 23, S. 21f. und 180, sowie Karl Marx, Theorien über den Mehrwert in: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke, a.a.O., Bd. 26.2, S. 119.

  4. Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, a.a.O. S. 111.

  5. Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, in: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke, a.a.O. Bd. 13, S. 46.

  6. Th. W. Adorno, Einleitung, in: Th. W. Adorno u.a., Der Positivismusstreit..., a.a.O. S. 33. Vgl. auch Alfred Schmidt und Oskar Negt in Walter Euchner/Alfred Schmidt, Hrsg., Kritik der politischen Ökonomie heute, Frankfurt/Wien 1968, S. 32 und 43f.

  7. Max Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, Akademische Antrittsrede, in: Max Weber, Gesammelte politische Schriften, hrsg. v. Joh. Winckelmann, Tübingen21958, S. 1–25, bes. S. 13–18.

  8. Ebd. S. 16.

  9. Vgl. zu dieser Hume-Interpretation aber A. C. MacIntyre, Hume on „Is“ and „Ought“, Philosophical Review 69, 1959, S. 451ff., und A.C. MacIntyre, A short history of Ethics, London 1968, S. 173f.

  10. Max Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, a.a.O. S. 16.

  11. Ebd. S. 13.

  12. Max Weber, Der Sinn der „Wertfreiheit“..., in: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hrsg. v. Joh. Winckelmann, Tübingen41973, S. 508. Vgl. auch Max Weber, Wissenschaft als Beruf, in: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, a.a.O. S. 607f.

  13. Max Weber, Politik als Beruf, in: Max Weber, Gesammelte politische Schriften a.a.O. S. 539f.

  14. Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, a.a.O., S. 110f.

  15. Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, in: Karl Marx, Friedrich Engels, Werke, a.a.O. Bd. 4, S. 482.

  16. Max Weber, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, a.a.O. S. 12.

  17. Max Weber, Wissenschaft als Beruf, a.a.O. S. 598.

  18. Vgl. dazu bes. Max Weber, Zur Lage der bürgerlichen Demokratie in Rußland, in: Max Weber, Gesammelte politische Schriften a.a.O. S. 60f., und Max Weber, Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland, in: Max Weber, Gesammelte politische Schriften a.a.O. S. 320f.

  19. Vgl. dazu Max Weber, Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland, a.a.O. S. 320; Max Weber, Diskussionsrede auf der Tagung des Vereins für Sozialpolitik 1909, in: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik, Tübingen 1924, S. 415.

  20. Max Weber, Zur Lage der bürgerlichen Demokratie in Rußland, a.a.O. S. 40.

  21. Max Weber, Der Sozialismus, in: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik, a.a.O. S. 515.

  22. Hans Albert, Im Rücken des Positivismus? in: Th. W. Adorno u.a., Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, a.a.O. S. 282.

  23. Hans Albert, ebd. S. 300 n.; vgl. auch Albert über „Brückenprinzipien“ in: Hans Albert, Traktat über kritische Vernunft, Tübingen 1968, S. 76, und Hans Albert, Konstruktion und Kritik, Hamburg 1972, S. 24–28.

  24. Jürgen Habermas, Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik, in: Th. W. Adorno u.a., Der Positivismusstreit... a.a.O. S. 155; vgl. Th. W. Adorno, Einleitung, in Th. W. Adorno, u.a., Der Positivismusstreit..., a.a.O. S. 8.

  25. Jürgen Habermas, Gegen einen positivistisch halbierten Rationalismus, in: Th. W Adorno u.a., Der Positivismusstreit..., a.a.O. S. 244f.

  26. Jürgen Habermas, Erkenntnis und Interesse, in: Jürgen Habermas, Technik und Wissenschaft als ‚Ideologie‘, Frankfurt 1968, S. 157.

  27. Ebd. S. 157f.

  28. Ebd. S. 158f.

  29. Ebd. S. 159 und 164.

  30. Das wird von Hans Albert, Im Rücken des Positivismus? a.a.O. S. 285f. behauptet.

  31. Imre Lakatos, Die Geschichte der Wissenschaft und ihre rationalen Rekonstruktionen, in: Werner Diederich, Hrsg., Theorien der Wissenschaftsgeschichte, Frankfurt 1974, S. 87.

  32. Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang, Frankfurt 1976, S. 392–402.

  33. Th. W. Adorno, Zur Logik der Sozialwissenschaften, in: Th. W. Adorno u.a., Der Positivismusstreit..., a.a.O. S. 127.

  34. Adorno ebd. S. 126: „die Gesellschaft“ ist „nicht neutral dem Belieben kategorialer Formung anheimgegeben“.

  35. Ebd. S. 139.

  36. Adorno, Einleitung, in: Th. W. Adorno u.a., Der Positivismusstreit... a.a.O. S. 75; vgl. Adorno, Zur Logik der Sozialwissenschaften, a.a.O. S. 139.

  37. Adorno, Einleitung, a.a.O. S. 74.

  38. Vgl. Adorno, Zur Logik der Sozialwissenschaften, a.a.O. S. 139.

  39. Th. W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson, R. Nevitt-Sanford, The Authoritarian Personality, New York 1950. Dt.: Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt 1973.

  40. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg. v. Joh. Winckelmann, Tübingen51976, S. 2f.; vgl. S. 7: „Inwieweit auch das Verhalten von Tieren uns sinnhaft „verständlich“ ist und umgekehrt: — ... bleibt hier völlig unerörtert... Wir haben abersichere Mittel, den subjektiven Sachverhalt beim Tier festzustellen, teils gar nicht, teils in nur sehr unzulänglicher Art“.

  41. Max Weber, ebd. S. 3.

  42. Max Weber, Wissenschaft als Beruf, a.a.O. S. 604.

  43. Z. B. K. R. Popper, Objektive Erkenntnis, Hamburg 1973, S. 247n.

  44. So Jürgen Habermas, Gegen einen positivistisch halbierten Rationalismus, a.a.O., S. 262f

  45. Karl R. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, 2 Bde., Bern 1957.

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Steinvorth, U. Wertfreiheit der Wissenschaften bei Marx, Weber und Adorno. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 9, 293–306 (1978). https://doi.org/10.1007/BF01801224

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF01801224

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