Psyche 77 (9-10):768-796 (
2023)
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Abstract
Winnicotts Konzept des »Holding« bezieht sich auf das komplexe psychische Tun und Wirken der Mutter für ihr neugeborenes Kind, also darauf, dass sie sowohl als »Umwelt-Mutter« als auch als »Objekt-Mutter« fungieren muss. Während das Holding mit der Umwelt-Mutter assoziiert ist, möchte ich das »Containing« hier der Objekt-Mutter zuordnen. Es soll gezeigt werden, dass Winnicott diese Konzepte in Anlehnung an Freuds frühe Beobachtungen der für die emotionale Entwicklung des Kindes entscheidenden Rolle der Mutter erarbeitete. Obwohl die Rolle des Vaters ebenso wichtig sei, betonte Winnicott, es liege in der Hand der Mutter, der Psyche des Kindes die Bedeutung des Vaters nahezubringen – oder nicht. Anknüpfend an Winnicotts späte Formulierungen aus »Objektverwendung und Identifizierung« wird vorgeschlagen, dass das psychische Überleben des Objekts die entscheidende interpsychische Dynamik im Kern der Eltern-Kind-Beziehung ist. Das intrapsychisch entstehende subjektiv überlebende Objekt gewinnt im Kontext der analytischen Situation potenziell an Stärke, wenn der Analytiker imstande ist, sein Überleben zu unterstützen. Um diese Themen kreist Winnicotts Objektbeziehungstheorie.