Abstract
Es wird versucht nachzuweisen wiesehr Husserl neben der immer erneuten Übung der Phänomenologie als ein Instrument genauester philosophischer Analyse immer mit metaphysischen Fragen „alten Stils” beschäftigt gewesen ist : Ursprung der Welt, Existenz Gottes, Möglichkeit und Sinn der Geschichte, Unsterblichkeit. Solche und ähnliche Probleme hat er angeschnitten und neu zu beantworten versucht auf dem von ihm nie verlassenen Boden der transzendentalsubjektiven Phänomenologie. Die Frage ist eben wie eine solche Phänomenologie, die vom Bewusstsein als dem Absoluten, das „nulla ‘re’ indiget ad existendum” ausgeht und daran immer festgehalten hat mit der metaphysischen Problematik ins Reine kommt, namentlich wenn das mit der Transzendenz Gottes gemeinte Absolute dem Bewusstseinsabsoluten gegenüber als „ total verschieden” und „übertranszendentalsubjektiv” bezeichnet wird. Stösst das transzendentale Bewusstsein irgendwo auf Absolutes, das es unter Verzicht auf seinen konstitutiven Leistungscharakter ohne weiteres hinzunehmen hat ? Von Fink stammt die Bemerkung dass man Husserl als dem „Philosophen des Kleingeldes” seine unspekulative Gesinnung nicht als Schwachheit anrechnen darf, weil in der sorgfältigen Analyse eben seine Stärke liege. Ich möchte demgegenüber betonen dass eine „manque d'esprit métaphysique” sich bei Husserl eben nicht nachweisen lässt, wie auch aus seinen geschichtsphilosophischen Bemühungen eindeutig hervorgeht. In dieser letzten Beziehung liesse sich fragen inwiefern eine Philosophie, die den Ursprung der Geschichte in die transzendentale Subjektivität verlegt auf die „wirkliche” Geschichte als das „grosse Faktum des absoluten Seins” sich zu berufen ein Recht hat. Jedenfalls dürfte klar sein dass es neben Husserl, dem geduldigen, sorgfältigen, auf das Detail hinsehenden phänomenologischen Analytiker einen durch metaphysische Fragen in andauernder Unruhe versetzten Husserl gegeben hat