Abstract
Ob was Mythos im ursprünglichen oder anfänglichen Sinn heissen soll aus den zahlreichen späteren und sich oft widersprechenden Deutungen überhaupt noch ans Licht zu ziehen ist lässt sich fragen. Desgleichen, ob es das Sein selbst ist, das sich im Mythos (als auslegende Seinserzählung) dem archaischen Menschen kund tut oder ob es vom Menschen als dem „interpretations- und orientierungsbedürftigen Wesen” angesprochen wird. Im ersten Falle lässt Mythos sich am besten als Manifestation, im zweiten als Interpretation auffassen. Aber auch wenn es das Sein selbst sein sollte, das den Menschen im Mythos anspricht so ist es auf ihn als das Wesen, das ausspricht dass es angesprochen wird oder sich angesprochen weiss immer noch angewiesen. Die immer von aktuellen Fragen inspirierte wissenschaftliche und philosophische Forschung wird mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass die Suche des Mythos „an sich” immer davon auszugehen hat was der Mythos „für uns” bedeutet und dem unmöglich los wird. Wenn Myhos mit einem gewissen Recht als „vorgängiges Seinsverständnis” qualifiziert wird kann mit gleichem Recht gelten, dass jede theoretische Interpretation des Mythos als Artikulierung von etwas das „vorgängiges Mythosverständnis” genannt werden kann aufzufassen ist. Der Grund, der im Mythos gelegt wird, lässt sich nicht mehr „interpretationsfrei” zurückholen. Zugleich zieht er uns immer wieder zu sich zurück. Auch das ist ein Grund – der Grund, der uns zwingt immer wieder vom Mythos zu reden und über ihn nachzudenken, sei es im Modus des Verfalls