Abstract
ZusammenfassungDie bei Krebserkrankungen junger Frauen erforderliche Chemo- bzw. Strahlentherapie kann in der Folge bei den betroffenen Patientinnen zur Unfruchtbarkeit führen. Somit werden die Betroffenen oft gleichzeitig mit einer potentiell lebensbedrohlichen Erkrankung und einem potentiell kinderlosen Leben konfrontiert. Die derzeitigen Methoden zum Erhalt der Fertilität sind experimentell, mit therapeutischer Unsicherheit und gesundheitlichen Risiken belastet, dennoch werden sie zunehmend nachgefragt. Die mit dem Angebot fertilitätserhaltender Maßnahmen verbundene derzeitige Beratungspraxis wird in dem hier vorliegenden Beitrag aus ethischer Perspektive hinterfragt. Ausgehend von einer kritischen Würdigung des nach wie vor häufig angewandten Autonomiekonzepts von Beauchamp und Childress wird diskutiert, auf welche Weise die normative Belastbarkeit der Entscheidungsfindung durch die Vulnerabilität der Patientin limitiert sein kann. Als Alternative zum Autonomiekonzept von Beauchamp und Childress wird anschließend eine Entscheidungsfindung auf der Grundlage biographischer Identität in Anlehnung an das Konzept der personalen Autonomie nach Quante erörtert.