Abstract
Das Verhältnis von Emotionen, Gefühl, Sprache und Bewusstsein wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Zum einen aus zweien, die versuchen, einen repräsentationstheoretischen Ansatz mit Sprache zu verbinden, wobei exemplarisch für einen neurowissenschaftlichen Ansatz Antonio Damasios Theorie betrachtet wird, und für die sprachanalytische Perspektive die von Michael Tye und Fred Dretske. Das Zusammenspiel von Empfindung, Gefühl und Bewusstsein wird dabei aus neurowissenschaftlicher und aus analytischer Sicht jeweils ganz unterschiedlich konzipiert, aber es wird deutlich, dass die Klärung des Zusammenwirkens dieser Aspekte zentral ist für phänomenales Bewusstsein. Gemeinsam ist den beiden Ansätzen jedoch, dass sie weder die Rolle von Handlungszusammenhängen noch die Rolle des Anderen in ihre Überlegungen mit einbeziehen.
Um Letzteres leisten zu können, wird in dieser Arbeit exemplarisch auf das Triangulationsmodell des Spracherwerbs zurückgegriffen wie es Michael Tomasello in seinen Arbeiten verwendet. Es wird speziell für Emotionen modifiziert, um zu erläutern wie es kommt, dass wir zwar einerseits Sprache benötigen, um Emotionen in spezifischer phänomenaler Weise zu erfahren, das wir andererseits aber schon etwas spüren müssen, worauf wir Sprache anwenden können. Es wird erläutert, dass das Triangulationsmodell im Falle von Emotionen nur anwendbar ist, weil es so etwas wie einen universal zugänglichen Emotionsausdruck gibt, der somit eine Voraussetzung dafür ist, dass wir subjektiv spezifische Emotionen erleben. Hierin unterscheidet sich dieser Ansatz auch von rein narrativen Emotionstheorien, mit denen es ansonsten Übereinstimmungen gibt. Denn es ist wichtig zu sehen, dass Emotionen nur deshalb eine spezifische Bedeutung für uns erhalten können, weil wir uns nur auf Grund des universalen Ausdrucks gemeinsam auf sie beziehen können. Da das Moment der Empfindung Teil der Referenzbeziehung ist, wird es auch Teil der Bedeutung des Begriffes für die jeweilige Emotion. Das Triangulationsmodell wird nicht nur herangezogen, um das Verhältnis von Sprache, Emotion und phänomenalem Erleben zu klären, sondern auch, weil es sich eignet, die Frage des Zusammenspiels der Genese von subjektiv erlebten Emotionen und der Selbstbewusstwerdung darzulegen.
Abschließen wird erörtert, ob sich das trianguläre Modell des Spracherwerbs außer auf Emotionen auch auf Wahrnehmungsvorgänge wie Sehen, Hören, Riechen oder Tasten anwenden lässt.