Papst Benedikt XVI. im europäischen Dialog
Abstract
In diesem Beitrag wird das Verhalten des Papstes im europäischen Dialog der Religionen und Weltanschauungen kritisch erörtert. Am Anfang steht eine kurze Analyse der Sprache der Religionen bzw. Weltanschauungen, die in Anlehnung an Joseph Maria Bochenski durchgeführt ist. Es wird dabei die Auffassung vertreten, dass Religionen und manche Weltanschauungen Behauptungen über die Wirklichkeit aufstellen, Sprache in einer deskriptiv-kognitiven Funktion verwenden, dass ein solcher Sprachgebrauch eine epistemische Verpflichtung auf Bescheidenheit mit sich bringt und dass eine solche Verpflichtung wiederum eine Basis für einen ernstgemeinten europäischen Dialog bieten könnte. Danach werden von einem theologischen Standpunkt ausgehend Bedingungen dafür untersucht, dass ein europäischer Dialog stattfinden kann. Anhand konkreter Beispiele, im Speziellen anhand der "Regensburger Rede" und der "Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte für die Juden", wird gezeigt, wie sich der Papst im europäischen Dialog tatsächlich verhält und wie von Seiten der jeweiligen Religion auf dieses Verhalten eingegangen wird. Da er vor allem in der menschlichen Vernunft eine Brücke für einen europäischen Dialog sieht, wird anschließend auf seine Argumentation für eine Ausweitung der Vernunft und seinen Gebrauch der Wörter "Vernunft" und "Glauben" eingegangen. Dabei wird hauptsächlich auf Schriften, in denen der Papst seine Überzeugung ausdrückt, dass Religion und Vernunft sich gegenseitig korrigieren, begrenzen und unterstützen müssen, Bezug genommen. Abschließend wird ein bestimmtes Argument des Papstes für diese Überzeugung expliziert und bewertet.