Abstract
Ausgehend von einer Skizze seiner gesundheitlichen Situation präsentiert dieser Aufsatz Nietzsches Aufgabe seiner Professur und seiner Baseler Existenz als biographischen Hintergrund eines salutogenetischen Konzepts von Genesung als Form der Loslösung. Während der berühmte Zusammenbruch von 1889 für Nietzsches Rezeption relevant, aber für sein Denken bedeutungslos war, ermöglicht der Blick auf seine Entscheidung von 1879 ein differenzierteres Verständnis seiner psychologisierenden entlarvenden Hermeneutik. Sie korrespondiert mit Nietzsches Physio-Psychologie des Leibes. Davon ausgehend werden auch die stimulierenden Dimensionen von Krankheit und die Pluralität möglicher Gesundheiten verständlich. Weit entfernt von soldatischer Strenge und kriegerischer Ignoranz, beruht Nietzsches Weg zur Gesundheit auf Achtsamkeit, Sorge und Praxis.