Abstract
Das normative Grundverständnis der kurativen Medizin und ein Trend, sich ihr zu entwinden, wird beschrieben. Durch systematische Betrachtung des Trends wird der Begriff einer „wunscherfüllenden Medizin“ eingeführt und mit der kurativen Medizin kontrastiert. Am Beispiel der Schönheitschirurgie und der Kritik des „Schönheitswahns“ wird deutlich gemacht, dass die Bewertung von Phänomenen wunscherfüllender Medizin in liberalen Gesellschaften sich nur auf schwache normative Ressourcen stützen kann. Nutzen-Risiko-Argumente und Kohärenzargumente, bezogen auf Lebensentwürfe, stellen die vergleichsweise stärksten dar. Wunscherfüllende Medizin erscheint zwiespältig, einerseits erhöht sie die Klientenzentrierung und Responsivität des Medizinsystems, andererseits befördert sie Kommerzialisierungstendenzen.