Abstract
In seinen Vorlesungen über Ethik tritt Ernst Tugendhat u.a. dafür ein, daß sich das moralische "alle" auf alle kooperationsfähigen Wesen bezieht. Hätte Tugendhat recht, gehörten z.B. Tiere und Foeten nicht zum moralischen Universum. Wer ihnen Leid zufügte, täte ihnen kein Unrecht.Die These dieses Artikels ist, daß Tugendhat in dieser Sache fehlgeht. Das moralische "alle" bezieht sich auf alle leidensfähigen und nicht nur auf alle kooperationsfähigen Wesen. Der Artikel sucht den Fehler in Tugendhats Argumentation, findet ihn in einem doppeldeutigen Gebrauch des Begriffes "Kooperation" und zeigt auf ansonsten Tugendhatscher Basis, daß alle leidensfähigen Wesen zum moralischen Universum gehören. Das heißt dann aber auch, daß die alte Kantische und auch Tugendhatsche Dichotomie von "Pflichten in Ansehung" versus "Pflichten gegenüber" durch eine Trichotomie ersetzt werden muß