Abstract
Der Beitrag fundiert den Begriff der Enkulturation in psychologischen, anthropologischen und wissenschaftstheoretischen Erkenntnissen und stellt auf diese Weise die Besonderheiten des Lernens in der Wissenschaft heraus. Enkulturation wird dabei über das Spannungsverhältnis zwischen individueller und gesellschaftlicher Entwicklung definiert, welches als ein didaktisches Moment durch die Unterscheidung von Fern- und Nahzielen im Lehrhandeln erörtert wird. Des Weiteren wird erklärt, warum Lernen in der Wissenschaft letztlich eine Emanzipationsbewegung impliziert, über Grenzen des Gegebenen hinauszugehen. Dazu muss es sich als kritische Praxis erweisen. Daher stellt sich die grundlegendere Frage, ob sich heute die Gesellschaft noch dieser Emanzipation durch Wissenschaft gegenüber verpflichtet sieht bzw. ob die Mitglieder dieser Gesellschaft ihr einen so hohen Wert beimessen, dass sie ihn gegenüber Verwertungsinteressen, Rationalisierungs- und Optimierungsvisionen für akademische Bildung verteidigen werden.