Abstract
Analogien lassen sich aus unserem vernünftigen Nachdenken und Argumentieren kaum wegdenken. Ganz zurecht stellen sie eines der klassischen Themen der Argumentationstheorie dar. Doch wie genau sollte die argumentative Rolle von Analogien in Argumentrekonstruktionen dargestellt werden? Das ist die Leitfrage dieses Beitrags. Zunächst wird mit Michael Dummetts Schach-Analogie ein prominentes Beispiel dargestellt und eine genauere Charakterisierung des Analogiebegriffs vorgeschlagen. Danach wird die gängigste Rekonstruktionsform von Analogien diskutiert, das Analogieargument, und in einigen Punkten verfeinert. Vor diesem Hintergrund schlägt der Beitrag eine zweite, alternative Rekonstruktionsform vor, in der zwei analoge Argumente an die Stelle eines einzelnen Analogiearguments treten. Nachdem diese beiden Rekonstruktionsformen an einem weiteren berühmten Beispiel vorgeführt wurden, an Peter Singers Teich-Analogie, wird diskutiert, wie sich diese beiden Varianten gegenseitig ergänzen und welche Stärken und Schwächen sie haben. Es zeigt sich, dass Analogien nicht nur in Form von Analogieargumenten einen zentralen Topos eines Einzelarguments darstellen. Darüber hinaus kann die Untersuchung analoger Argumente bereits selbst als argumentationstheoretische Topik verstanden werden.