Abstract
Zusammenfassung Im Gegensatz zu der sowohl im Alltag als auch in der Sportwissenschaft häufig vertretenen Ansicht, der zufolge der Fußball schon immer ein männlich kodiertes Spiel gewesen ist, wird in diesem Beitrag gezeigt, dass die Geschlechterdifferenz sich erst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts als zentrale Teilungsdimension des Fußballs etablieren konnte. Aus differenzierungstheoretischer Perspektive stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie sich die Funktion von Geschlecht als Inklusionskriterium innerhalb einer modernen, primär funktional differenzierten Gesellschaft überhaupt legitimieren lässt. Vor dem Hintergrund der Ende des 18. Jahrhunderts entstehenden „Polarisierung der Geschlechtscharaktere“ wird innerhalb eines historischen Abrisses die Einlagerung der Geschlechterdifferenz als Ordnungsprinzip in den modernen Fußball dargestellt, die mit dem Verweis auf die unterschiedliche körperliche Leistungsfähigkeit von Frauen und Männern gerechtfertigt wurde. Die faktische Exklusion der Frauen und die Institutionalisierung des Fußballs als Männersport erfolgten in Europa jedoch erst zwischen 1921 und 1955 durch die offiziellen Verbote der nationalen Fußballverbände. Die Aufhebung der Verbote Anfang der 1970er Jahre stellt weniger eine Inklusion der Frauen in den Fußball als vielmehr die Erfindung einer „neuen“ Sportart, des Frauenfußballs, dar.