De Gruyter (
2011)
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Abstract
Mit seinem Werk Politeia wurde Platon zum Begrunder einer neuen literarischen Gattung: der politisch-philosophischen Utopie. Schon im Altertum versuchten eine Reihe von Autoren ihm nachzueifern, und nachdem Thomas Morus mit dem namengebenden Werk "Utopia" die Gattung gleichsam neu belebt hatte, entstand eine nicht mehr zu uberblickende Flut utopischer Entwurfe. Doch nicht nur durch die hier entfaltete Staatslehre erwies sich die "Politeia" als grundlegendes und richtungsweisendes Werk: Platons Ausfuhrungen zu solch verschiedenen philosophischen Gebieten wie der Theorie der Erziehung, der Theorie der Dichtung, der Ethik und Tugendlehre, der Seelenlehre haben die Diskussion bis in unsere Tage beeinflusst. Platon ist aber auch ein Sprachkunstler, der seine Werke als Dialog-"Dramen" meisterhaft gestaltete. Dabei weiss er sich souveran von dem Medium Schrift zu distanzieren, das drei Hauptmangel aufweist: Sie sagt immer dasselbe, kann auf Fragen nicht antworten; sie wendet sich unterschiedslos an alle, weiss nicht, zu wem sie reden und zu wem sie schweigen soll; und wird sie angegriffen, so kann sie sich nicht selbst zur Hilfe kommen. Dass der Kern der platonischen Ideenlehre nicht in dafur ungeeignete Kopfe "gepflanzt" werden kann, beweist das Erste Buch: Das aufgezwungene Gesprach uber die Gerechtigkeit mit Polemarchos und dem Sophisten Thrasymachos endet in einer Aporie. Erst als Platon mit seinen Brudern Glaukon und Adeimantos das Gesprachsthema wieder aufgreift, kann der Funken der Erkenntnis uberspringen, und "Einsicht leuchtet auf.""