Abstract
Die forensische Psychiatrie und insbesondere ihr klinischer Bereich, der Maßregelvollzug, sind im Hinblick auf Forschung noch weitgehend eine terra incognita. Steigende Unterbringungszahlen und Gesetzesreformen belasten die klinische Arbeit des Maßregelvollzugs. Zugleich hat der Fall Mollath Fragen an der Zuverlässigkeit forensisch-psychiatrischer Prognosen aufgeworfen. Gerade im zentralen Arbeitsbereich der Kriminal- und Gefährlichkeitsprognose fehlen epidemiologische und Verlaufsdaten. Auch zur Effizienz der Therapieprogramme und der Frage, welche Maßnahmen letztlich zu einer Verbesserung der Prognose bei Maßregelvollzugspatienten führen, gibt es keine einheitlichen Daten. Vor dem Hintergrund des Doppelmandates der Besserung und Sicherung und des Anspruchs der Gesellschaft, vor gefährlichen, psychisch kranken Straftätern geschützt zu werden, ist es sowohl fachlich wie ethisch geboten, über die Frage der Effizienz der forensisch-psychiatrischen Arbeit zu forschen. Hiermit will sich die vorliegende Arbeit auseinandersetzen und die fachlichen sowie ethischen Aspekte diskutieren. Ansätze aus der Sozialethik können hier Argumente für eine ethisch verantwortbare Forschung auf diesem Gebiet liefern.