Abstract
Wenn wir Peter Singers Konklusion in „Famine, Affluence, and Morality“ (1972) akzeptieren, dann handeln wir im Alltag sehr viel häufiger falsch, als es uns lieb ist. Anstatt über die Natur von Altruismus zu philosophieren, könnten wir auch möglichst effektiv Hungerleidenden helfen. Ist es daher etwa moralisch verwerflich – weil egoistisch – zu philosophieren? In diesem Beitrag beleuchte ich die Gründe, die wir haben, Philosophie in den Mittelpunkt unseres Lebens zu stellen. Ich argumentiere, dass Philosophieren – genauso wie die Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft – nur dann gerechtfertigt sein kann, wenn es praktische Gründe jenseits von Gründen des persönlichen Nutzens und der Moral gibt. Dabei schliesse ich an Susan Wolfs Idee an, dass diese Tätigkeiten ein Leben mit Sinn erfüllen können. Es bleibt jedoch offen, ob in einer Welt voller Ungerechtigkeit die moralischen Gründe gegen das Philosophieren (und für andere Handlungsoptionen) nicht dennoch überwiegen.