Abstract
Davidson vertritt die Auffassung, daß Handlungen durch Gründe verursacht werden, daß Gründe als Werturteile zu analysieren sind, und daß die Befolgung der Norm „Vollziehe die Handlung, die du situativ als die beste beurteilst“ eine notwendige Bedingung für intentionales Handeln darstellt. Damit scheint eine bestimmte Form von Willensschwäche, das intentionale Unterlassen der Handlung, die man situativ als die beste beurteilt, aus begrifflichen Gründen ausgeschlossen, was vielfach als explanatorischer Nachteil einer solchen Handlungstheorie angesehen wird. Davidson bestreitet die begriffliche Unmöglichkeit. Um Willensschwäche zu erklären, interpretiert er den Geist als unterteilt in Subsysteme, die, da ihre Binnenstruktrur der A-priori-Norm gemäß ist, auf partikular intentionale Weise interagieren können – mit dem möglichen Resultat, daß das Gesamtsystem die Norm verletzt und das Subjekt dennoch intentional handelt. Ich argumentiere, daß Handlungen, die durch solche irrationalen mentalen Kausalprozesse verursacht werden, mit einem Kontrollverlust verbunden sind, der mit der üblichen Phänomenbeschreibung von willensschwachem als freiem, kontrolliertem Handeln unvereinbar ist. Insofern das intentionale Handeln generell als vom Akteur kontrolliertes Handeln angesehen wird, muß innerhalb einer Handlungstheorie, wie Davidson sie vertritt, der propositionale Gehalt der vermeintlichen A-priori-Norm nicht normativ, sondern assertorisch qualifiziert werden: „Intentionales Handeln ist der Vollzug der situativ als die beste beurteilten Handlung.“