Abstract
Der Beitrag befasst sich mit dem Verhältnis des Kommunitarismus zum europäischen Freiheitsdenken. Freiheit ist zwar kein vorrangiges Reflexionsziel kommunitaristischer Philosophen, doch die Kommunitarismusdebatten in den Vereinigten Staaten und im deutschsprachigen Raum können als Liberalismuskritik in liberalistischen Geist interpretiert werden. Ausgehend von dieser Arbeitshypothese wird gezeigt, wie das als „Kommunitarismus“ bezeichnete Theorienspektrum in der Auseinandersetzung sowohl mit Rawls Gerechtigkeitstheorie als auch mit Isaiah Berlins Freiheitsbegriffen an Konturen gewonnen hat. Im Anschluss hieran wird der Tradition des westlichen Freiheitsdenkens verortet. Freilich bilden die Kommunitarier trotz gemeinsamer Bezugspunkte keine Denkschule, nicht einmal eine weltanschaulich kohärente Gruppe. Dies wird im Vergleich der amerikanischen mit der deutschen Kommunitarismusdiskussion deutlich. Der Beitrag schließt mit politischen Aspekten kommunitaristischer Freiheitskritik.