Abstract
Betrachtet man den Begriff »Individualität« in den späten Ausführungen Fichtes, so scheint er sich bei einem ersten Augenschein in einem Widerspruch bzw. in einem Spannungsverhältnis zwischen zwei Aspekten darzustellen: einerseits wird der Individualität - dem Erscheinen des Ich als konkret-faktisches Individuum im Deduktionsgang der Wissenschaftslehre - höchster Stellenwert zugeschrieben als notwendiges Teilmoment in der Entfaltung der Erscheinung des Absoluten, andererseits fordert Fichte am Ende der Wissenschaftslehre die Überwindung aller spezifischen Individualität und spricht vom Aufheben oder Abwerfen der Individualität. Die Individuen, die in der Sinnenwelt vorkommen, erscheinen beliebig und austauschbar. So schreibt Fichte am Ende der WL 1810