The author deals with the operational core oflogic, i.e. its diverse procedures ofinference, in order to show that logicallyfalse inferences may in fact be right because –in contrast to logical rationality – theyactually enlarge our knowledge of the world.This does not only mean that logically trueinferences say nothing about the world, butalso that all our inferences are inventedhypotheses the adequacy of which cannot beproved within logic but only pragmatically. Inconclusion the author demonstrates, through therelationship between rule-following andrationality, that it is (...) most irrational to wantto exclude the irrational: it may, at times, bemost rational to think and infer irrationally.Focussing on the operational aspects of knowingas inferring does away with the hiatus betweenlogic and life, cognition and the world(reality) – or whatever other dualism one wantsto invoke –: knowing means inferring, inferringmeans rule-governed interpreting, interpretingis a constructive, synthetic act, and aconstruction that proves adequate (viable) inthe ``world of experience'', in life, in thepraxis of living, is, to the constructivistmind, knowledge. It is the practice of livingwhich provides the orienting standards forconstructivist thinking and its judgments ofviability. The question of truth is replaced bythe question of viability, and viabilitydepends on the (right) kind of experiential fit. (shrink)
"Rationalität" respektive "rationale" gehören zu den Prädikaten, die wir Personen bzw. deren Einstellungen, Entscheidungen und Handlungen zuschreiben. Die Handlung einer Person beschreiben wir als "rational", wenn das Mittel, ein angestrebtes Ziel zu erreichen, den Erfolg der Handlung garantiert oder zumindest unter normalen Umständen wahrscheinlich macht. Die Zweck-Mittel-Relation lässt sich in einem "praktischen Syllogismus§ (von Wright 1984, Fischer 1987) formalisieren. Eine Meinung, ein Glaube (präpositionale Einstellung), dass p, gilt dann als rational, wenn er auf Prämissen beruht, die diese Meinung "begründen", die (...) sie aus den Prämissen ableitbar macht. Überall - ob bei Handlungen, Entscheidungen, Meinungen etc. -, wo wir Personen Rationalität zuschreiben, ist das am Werk, was wir Denken nennen. Hans Rudi Fischer reduziert den Kern der unterschiedlichen Verwendungsweisen unseres Rationalitätskonzeptes auf den zentralen Aspekt der Form: Es geht bei der Rationalität um die formale Beziehung zwischen Sätzen oder Einstellungen, Haltungen etc., die prinzipiell diskursiv zugänglich, also in Sprache artikulierter sein müssen. Da die Abstraktion von bestimmten Inhalten und die Fokussierung auf die formale Beziehung zwischen Sätzen das originäre Gebiet der Logik ist, kann man sagen, dass im Kern westlicher Rationalität (Logos), des sogenannten "rationalen" Denkens, eine formale, an der Logik orientierte Ordnung steckt- Diese Rationalität zu untersuchen, deren Bedingungen und grundlegenden Prinzipien zu bestimmen ist seit Alters her Aufgabe von Logik, Erkenntnistheorie (Handlungs- und Entscheidungstheorie) bzw. Philosophie. (shrink)
Autopoiesis oder Autopoiese (altgriech. autos „selbst“ und poiein „schaffen, bauen“) ist der Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems. In der Biologie stellt das Konzept der Autopoiesis einen Versuch dar, das charakteristische Organisationsmerkmal von Lebewesen oder lebenden Systemen mit den Mitteln der Systemtheorie zu definieren. Der vom chilenischen Neurobiologen Humberto Maturana geprägte Begriff wurde in der Folge seiner Veröffentlichungen aufgebrochen und für verschiedene andere Gebiete wissenschaftlichen Schaffens abgewandelt und fruchtbar gemacht.
Vom 3. bis 7. April 1991 fand unter dem Titel »Das Ende der großen Entwürfe und das Blühen systemischer Praxis« in Heidelberg ein interdisziplinärer Kongreß statt, der international bekannten Theoretikern der Kybernetik, Systemtheorie, Systemtherapie und anderer Bereiche Gelegenheit bot, angesichts des Zusammenbruchs vieler großer Entwürfe und einer nie dagewesenen Vielfalt konkurrierender Paradigmen ihre Konzepte und ihre Praxis zu diskutieren. Der vorliegende Band vereinigt die wichtigsten theoretischen Beiträge dieses Kongresses.
Erkennen wir die Welt so, wie sie wirklich ist oder konstruieren wir die Wirklichkeit, in der wir leben? Der einführende Artikel vom Herausgeber und der Beitrag von E. von Glasersfeld wollen zeigen, dass diese Streitfrage sich durch die ganze abendländische Philosophiegeschichte zieht. In dem Sammelband wird der Streit auf der Grundlage alter und neuer Argumente noch einmal ausgefochten. Stützen sich die einen auf die wissenschaftliche Erforschung unseres Gehirns und unserer kognitiven Fähigkeiten, um ihre These der Nichterkennbarkeit einer von uns unabhängig (...) existierenden Welt zu untermauern, so meinen die anderen, diese Argumentation sei zirkulär, ja, habe der radikale Konstruktivismus recht, so sei er widersprüchlich und damit falsch. Hinter dem konstruktivistischen Paradigma verberge sich zudem letztlich ein naiver Naturalismus, der glaubt, mit Hilfe wissenschaftlicher Forschungen allein erkenntnistheoretische Aussagen machen zu können, so die Argumentation von H.J. Wendel. Hingegen sind es vor allem Literatur- und Sozialwissenschaftler, die in etwas abgewandelter Form den Konstruktivismus durchaus als wissenschaftliches Paradigma akzeptieren. So verteidigt Wolfgang Frindte einen Sozialen Konstruktivismus, der die Auffassung vertritt, wir erzeugten unsere Wirklichkeit zusammen im Diskurs. S.J. Schmidt geht davon aus, dass soziale Systeme über Wirklichkeitsmodelle verfügen, die in der gesellschaftlichen Evolution über die Konstitution und Thematisierung für essentiell gehaltener Unterscheidungen entstehen. Verschiedene Beiträge beziehen sich explizit auf die Theorie von Humberto Maturana. Busse, Locker und Nüse erörtern in ihren Aufsätzen besonders die Problematik, die sich aus dem Konzept der Autopoiese und der daraus resultierenden Geschlossenheit des zentralen Nervensystems ergeben. O. Breidbach nimmt auf die biologische Forschung Bezug und zieht den es noch viel zu verfrüht ist, um auf dem heutigen Kenntnisstand bereits Aussagen über unsere Erkenntnisfähigkeit zu machen. Einige Beiträge befassen sich mehr mit den praktischen Auswirkungen konstruktivistischer Annahmen z.B. in der Familientherapie (Stierlin) oder in der Lerntheorie (Simon). Von Interesse sind auch die Beiträge von Hans Geisslinger, die beschreiben, wie sich unsere Wirklichkeit mit Hilfe einiger weniger Parameter verändern lässt. (shrink)
Wittgenstein vergleicht seine Arbeitsweise häufig mit der eines Malers, wobei er Denken (und Sprechen) mit dem Zeichnen von Bildern analogisiert. Der Begriff des Bildes ist ein Schlüssel zu seinem Sprachdenken und wird in der Bildtheorie des Tractatus (T) enfaltet. Die Klärung, wie ein Bild (bzw. Satz) Wirklichkeit abzubilden vermag, ist das Paradigma, anhand dessen Wittgenstein die Abbildbarkeit von Wirklichkeit klären möchte. Abbildung im bildlichen bzw. sprachlichen Sinne ist im Tractatus explizit ein Konstruktionsprozess, der Satz ist „Projektionsmethode“. Die Methode sichtbare Dinge (...) in einem Bild so darzustellen, dass sie für einen Betrachter als realistisches, i.e. perspektivisches Abbild erscheinen, wurde im 15. Jh. auf Grundlage geometrischer und optischer Gesetze erfunden (Alberti, Brunelleschi). Albertis Bildtheorie, mit dem Velum als Projektionstechnik, ist analog zur Abbildtheorie im Tractatus. Im Rekurs auf Alberti und anhand einiger Bilder zeigt Hans Rudi Fischer, dass der Tractatus die Konstruktionslogik der Perspektivtheorie nutzt, 2. dass und wie der Tractatus konstruktivistisch zu lesen ist und 3. wie darin W´s Ambivalenzen gegenüber der eigenen, auf Ein-Eindeutigkeit zielenden Logik des Tractatus zum Ausdruck kommen. Wittgensteins Ambivalenz gegenüber der zweiwertigen Logik, die er im Tractatus auf so geniale Weise exponiert hat, bleibt die kreative Quelle seiner konstruktivistisch besser zu verstehenden Spätphilosophie. Aber: die Entscheidung zwischen Realismus und Konstruktivismus ist rational unentscheidbar, sie bleibt ambivalent bis in die letzten Passagen von Über Gewißheit. (shrink)
Wittgenstein übernimmt im Tractatus das Zusammenhangsprinzip von Frege und formuliert die Doktrin von der Priorität des Satzes vor seinen Teilen, den Wörtern. Dies ist die frühste Formulierung kontextualistischen Denkens bei Wittgenstein. In der Spätphilosophie wird das "Sprachspiel" zur sinnkonstituierenden Einheit sprachlicher Kommunikation und damit zum Inbegriff kontextualistischen Denkens beim späten Wittgenstein. Eine Untersuchung der zentralen Begriffe von Wittgensteins Spätphilosophie offenbart starke Verwandtschaft zu Schapps Begriff der "Geschichten". G. Bateson führt den Terminus "Geschichte" in jenem Schappschen Sinne als Prinzip des geistigen (...) Prozesses der Informationsgewinnung bzw. Sinnkonstitution ein. Damit läßt sich über Schapps Phänomenologie der Geschichten eine Brücke von Wittgenstein zu Bateson schlagen und eine bislang unbemerkte Affinität zwischen beiden Denkern aufzeigen. Umgekehrt werden mit dem von Bateson geprägten Begriff der Transkontextualität Phänomene beschreibbar, die Wittgenstein bei der Diskussion mathematischer bzw. logischer Paradoxien behandelt. Demnach sind solche Paradoxien transkontextuelle Phänomene, die in ihrem Sinn unterbestimmt sind, ähnlich dem transkontextuellen Verhalten, das sinnbestimmende Kontexte (Sprachspiele) transzendiert und außerhalb solcher Kontexte als verrückt erscheint. (shrink)
Wittgenstein übernimmt im Tractatus das Zusammenhangsprinzip von Frege und formuliert die Doktrin von der Priorität des Satzes vor seinen Teilen, den Wörtern. Dies ist die frühste Formulierung kontextualistischen Denkens bei Wittgenstein. In der Spätphilosophie wird das "Sprachspiel" zur sinnkonstituierenden Einheit sprachlicher Kommunikation und damit zum Inbegriff kontextualistischen Denkens beim späten Wittgenstein. Eine Untersuchung der zentralen Begriffe von Wittgensteins Spätphilosophie offenbart starke Verwandtschaft zu Schapps Begriff der "Geschichten". G. Bateson führt den Terminus "Geschichte" in jenem Schappschen Sinne als Prinzip des geistigen (...) Prozesses der Informationsgewinnung bzw. Sinnkonstitution ein. Damit läßt sich über Schapps Phänomenologie der Geschichten eine Brücke von Wittgenstein zu Bateson schlagen und eine bislang unbemerkte Affinität zwischen beiden Denkern aufzeigen. Umgekehrt werden mit dem von Bateson geprägten Begriff der Transkontextualität Phänomene beschreibbar, die Wittgenstein bei der Diskussion mathematischer bzw. logischer Paradoxien behandelt. Demnach sind solche Paradoxien transkontextuelle Phänomene, die in ihrem Sinn unterbestimmt sind, ähnlich dem transkontextuellen Verhalten, das sinnbestimmende Kontexte transzendiert und außerhalb solcher Kontexte als verrückt erscheint. (shrink)
Hans Rudi Fischer eröffnet vom Standpunkt einer philosophischen Analyse her einen neuen Zugang zu bestimmten Formen der Geisteskrankheit und damit zu ihrer psychotherapeutischen Analyse und Behandlung. Die Studie ist daher im Zwischenbereich zwischen Philosophie, Sprachtheorie und Psychologie bzw. Psychotherapie angesiedelt und somit für alle drei Bereiche von Interesse. Ihre Zielrichtung ist deshalb eine doppelte: Zum einen sollen Wittgensteins verstreute Bemerkungen zur Psychologie, zum Wahnsinn und zur Psychoanalyse in einer systematischen Interpretation ihres (bisher, wenn diese Bemerkungen überhaupt beachtet wurden, meist unterstellten) (...) kursorischen Charakters entkleidet und in einen konsistenten Zusammenhang mit seinem philosophischen Konzept von Sprachspiel, Grammatik und Lebensform gebracht werden. Zum anderen soll von dieser philosophisch gewonnenen Position her eine (weiterführende) Kritik an einigen Positionen der Psychoanalyse sowie an kommunikationstheoretischen Ansätzen in der Psychopathologie (Bateson und, auf ihn folgend, Watzlawick) geübt werden. Ergebnis ist eine philosophische Erklärung von Schizophrenie als Verschiebung der Grammatik (in Wittgensteins Gebrauch dieses Terminus) aufgrund devianter Lebensformen im sozialen Nukleus der Familie. (shrink)