In der 1785 veröffentlichten "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" formuliert Kant erstmals die Prinzipien einer universalistischen Ethik der Autonomie, deren Einfluß bis heute ungebrochen ist. Schon beim Übergang von der gemeinen zur philosophischen Vernunfterkenntnis findet man die Hauptgedanken: In der Ethik geht es nicht primär um das gute Leben und das Glück, und es geht auch zunächst nicht darum, welche Handlungserfolge erzielt werden; Gegenstand moralischer Hochschätzung sind vielmehr Intentionen und Maximen. Gut ist, was für alle vernünftigen Wesen gilt, (...) weil es von ihnen als autonomen und vernünftigen Wesen gewollt wird. (shrink)
„Ein jedes Ding in der Natur wirkt nach Gesetzen. Nur ein vernünftiges Wesen hat das Vermögen, nach der Vorstellung der Gesetze, i.e. nach Prinzipien zu handeln oder einen Willen.“ So definiert Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten den Willen oder, was für ihn dasselbe ist, die praktische Vernunft. Die Moral ergibt sich sowohl unter dem formalen Gesichtspunkt ihres Geltungsanspruchs wie unter dem materialen ihrer Grundnorm, nämlich des kategorischen Imperativs, aus der Selbstanwendung der apriorischen Grundstruktur der praktischen (...) Vernunft. Damit ist die Frage beantwortet, "von woher ein unbedingtes Sollen verbindet, was der Grund seiner Verbindlichkeit ist", wie sie beispielhaft Dirk Greimann formuliert. (shrink)
"Handle äußerlich so, daß der freie Gebrauch deiner Willkür mit der Freiheit von jedermann nach einem allgemeinen Gesetz zusammenbestehen könne." Dieses oberste Rechtsprinzip formulierte Kant im ersten Teil der "Metaphysik der Sitten", der "Rechtslehre" (1797). Bereits bei Erscheinen zog der Text die Kritik auf sich, er weise in seiner Anordnung Unstimmigkeiten auf, sei partiell unverständlich -/- Die Neuedition bietet einen von Verderbtheiten völlig bereinigten Text, der damit erstmals in einer Fassung vorliegt, die Kants Argumentationsgang bruchlos nachvollziehbar werden lässt.
La posición sistemática de la Metafísica de las costumbres de Kant y en concreto de su segunda parte, la Doctrina de la virtud, es análoga a la del Sistema de la doctrina de las costumbres según los principios de la Doctrina de la Ciencia de Fichte. Sin embargo, en dicha obra, Fichte califica la ética kantiana de “formalista” y pretende que la suya es más concreta y aplicable por su teoría de la conciliación entre el impulso natural y el impulso (...) moral. En este artículo se explica y discute dicha postura de Fichte, mostrando que la crítica a Kant es injusta, dado que precisamente la Doctrina de la virtud ofrece, de un modo metódicamente diverso pero sólido y coherente con la ética de la autonomía, la “ética material” kantiana. (shrink)
Die zentrale Stellung der "Tugendlehre" , des zweiten Teils der "Metaphysik der Sitten", wird innerhalb der Moralphilosophie Kants häufig verkannt. Es zeigt sich jedoch, daß diese späte Schrift den Vorwurf der Kritik, Kants Ethik ende im "Formalismus" und sei zur Begründung materialer Pflichten nicht fähig, ins Leere laufen läßt.
"Handle äußerlich so, daß der freie Gebrauch deiner Willkür mit der Freiheit von jedermann nach einem allgemeinen Gesetz zusammenbestehen könne." Dieses oberste Rechtsprinzip formulierte Kant im ersten Teil der "Metaphysik der Sitten", der "Rechtslehre" . Bereits bei Erscheinen zog der Text die Kritik auf sich, er weise in seiner Anordnung Unstimmigkeiten auf, sei partiell unverständlich.Die Neuedition bietet einen von Verderbtheiten völlig bereinigten Text, der damit erstmals in einer Fassung vorliegt, die Kants Argumentationsgang bruchlos nachvollziehbar werden läßt.
Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten is popular as an introduction into his philosophy and into fundamental ethics in general. Its third chapter is, nevertheless, a notoriously difficult text. According to many interpreters, it raises questions rather than answering them. This article tries to answer some questions which often remain unclear even in the secondary literature: how is the logical structure of the chapter; what exactly is the synthetic character of the categorical imperative; how does freedom function as (...) the third, connecting term in this synthesis; what is the relationship between questions concerning the possibility and the validity of the categorical imperative? In his own words, Kant wants to give here 'a deduction of the principle of morality' but also of the concept of freedom. The double use of the term 'deduction' needs an accurate interpretation. One thesis of the article is that the deduction of freedom must not be identified with the problematic deduction of the categorical imperative. The deduction of the concept of freedom has a more modest function within the proof of the possibility of the categorical imperative. This means that the question concerning the proof of its validity is still open; but the very idea that such a proof is neither possible nor necessary evokes already the notion of the factum der Vernunft. (shrink)
While there has been a resurgence of interest in Kant's moral philosophy, most philosophic discussion centers about the Grunlegung and the Kritik der praktischen Vernunft. Consequently there has been a great deal of sterility concerning discussions of the application of the categorical imperative. In her careful commentary, Gregor has attempted to show us the role of Metaphysik der Sitten in Kant's moral philosophy as well as to illuminate Kant's discussion of perfect and imperfect duties. The study helps to (...) correct the lopsided image of Kant's moral philosophy as excessively formalistic and legalistic and shows us the importance of a teleological perspective for understanding the import of the categorical imperative.—R. J. B. (shrink)
Diese Arbeit widmet sich einem Hauptproblem der kantischen Pflichtensystematik in der Tugendlehre: Der Unterscheidung von vollkommenen und unvollkommenen Pflichten und der resultierenden Spannung zwischen Einleitung und Elementarlehre. Während in der Einleitung in die Tugendlehre Tugendpflichten begrifflich nur als unvollkommene Pflichten eingeführt und abgeleitet werden, beginnt die Elementarlehre mit einem extensiven Abschnitt über vollkommene Pflichten, die dennoch Tugendpflichten sein sollen. Nach einer kurzen Betrachtung einschlägiger Vorschläge der Literatur zu diesem Problem, versucht die vorliegende Arbeit aus dem Konzept der Weite von Pflichten (...) Kriterien für die Zuordnung der verschiedenen Tugendpflichten zu gewinnen. Im Lichte dieser Kriterien erscheint Kants Beurteilung mancher verhandelter Pflichten als ‚vollkommen’ gerechtfertigt. Abschließend wird gezeigt, inwiefern sie dennoch zu den Tugendpflichten gehören können , indem Kants eher beiläufige Unterscheidung von Strebens- und Erhaltungspflichten in den Mittelpunkt gerückt wird. Unvollkommenheit einer Pflicht folgt nur aus ethischen Strebenspflichten, nicht aus gebotenen Maximen überhaupt. Das Ziel der Exposition aller relevanten Merkmale, die zu einer Tugendpflicht gehören können, lässt verstehen, warum die Einleitung nur auf Strebenspflichten zentriert ist.This essay is concerned with one of the main problems in Kant’s system of duties in the Tugendlehre: the difference between perfect and imperfect duties and the resulting inconsistency between introduction and Elementarlehre. Even though the introduction establishes and derives duties of virtue as imperfect duties only, the Elementarlehre begins with a long section concerning perfect duties, which nevertheless are supposed to be duties of virtue. After a brief consideration of other interpreter’s views on this topic, this essay tries to develop criteria for the categorisation of the different duties of virtue from the concept of a duty’s latitude. In light of these criteria, Kant’s categorizing some of the discussed duties as perfect seems justifiable. Finally I will show, why they can nevertheless be ‘duties of virtue’, by emphasizing Kant’s distinction between duties to strive and those to conserve. Imperfection of a duty follows from duties to strive only, not from obligatory maxims per se. The goal of introducing all relevant characteristics, a duty of virtue may have, can explain, why the introduction is only concerned with duties to strive. (shrink)
Diese Arbeit widmet sich einem Hauptproblem der kantischen Pflichtensystematik in der Tugendlehre: Der Unterscheidung von vollkommenen und unvollkommenen Pflichten und der resultierenden Spannung zwischen Einleitung und Elementarlehre. Während in der Einleitung in die Tugendlehre Tugendpflichten begrifflich nur als unvollkommene Pflichten eingeführt und abgeleitet werden, beginnt die Elementarlehre mit einem extensiven Abschnitt über vollkommene Pflichten, die dennoch Tugendpflichten sein sollen. Nach einer kurzen Betrachtung einschlägiger Vorschläge der Literatur zu diesem Problem, versucht die vorliegende Arbeit aus dem Konzept der Weite von Pflichten (...) Kriterien für die Zuordnung der verschiedenen Tugendpflichten zu gewinnen. Im Lichte dieser Kriterien erscheint Kants Beurteilung mancher verhandelter Pflichten als ‚vollkommen’ gerechtfertigt. Abschließend wird gezeigt, inwiefern sie dennoch zu den Tugendpflichten gehören können, indem Kants eher beiläufige Unterscheidung von Strebens- und Erhaltungspflichten in den Mittelpunkt gerückt wird. Unvollkommenheit einer Pflicht folgt nur aus ethischen Strebenspflichten, nicht aus gebotenen Maximen überhaupt. Das Ziel der Exposition aller relevanten Merkmale, die zu einer Tugendpflicht gehören können, lässt verstehen, warum die Einleitung nur auf Strebenspflichten zentriert ist.This essay is concerned with one of the main problems in Kant’s system of duties in the Tugendlehre: the difference between perfect and imperfect duties and the resulting inconsistency between introduction and Elementarlehre. Even though the introduction establishes and derives duties of virtue as imperfect duties only, the Elementarlehre begins with a long section concerning perfect duties, which nevertheless are supposed to be duties of virtue. After a brief consideration of other interpreter’s views on this topic, this essay tries to develop criteria for the categorisation of the different duties of virtue from the concept of a duty’s latitude. In light of these criteria, Kant’s categorizing some of the discussed duties as perfect seems justifiable. Finally I will show, why they can nevertheless be ‘duties of virtue’, by emphasizing Kant’s distinction between duties to strive and those to conserve. Imperfection of a duty follows from duties to strive only, not from obligatory maxims per se. The goal of introducing all relevant characteristics, a duty of virtue may have, can explain, why the introduction is only concerned with duties to strive. (shrink)
Kant has made an attempt in his Doctrine of Law to show that the principles of natural Law are a priori principles of pure practical reason. He considers this a necessary step towards establishing the obligating force of positive legislation within a legal system. It is not obvious, however, that Law, which recognizes external coercion as a possible incentive for the compliance with its duties, can be reconciled with pure practical reason, which through the categorical imperative commands that one fulfill (...) duty from the idea of duty and so independently of inclination. Accordingly, it is not clear that there is a systematic and necessary connection between Law and morality for Kant and that he has succeeded in his overall objective of justifying positive Law. ;My dissertation is concerned with the question of how, according to Kant, pure practical reason can allow for juridical legislation, a legislation which admits of an incentive other than the idea of duty for the fulfillment of certain duties. I present criticisms of interpretations according to which Law with its external character cannot be reconciled with morality for Kant. I also discuss some interpretations according to which Law with its duties and legislation is justifiable from the point of view of pure practical reason, either as directly derivable from the categorical imperative or as a means for the realization and protection of the individual's moral freedom. I argue that such accounts do not succeed in explaining the possibility of external coercion for pure practical reason. I do maintain, however, that Law is reconcilable with pure practical reason for Kant, and I offer an explanation of how this is so: an examination of the different classes of duties shows that only juridical duties, or perfect duties to others, are such that reason must recongnize for them a kind of constraint other than free self-constraint and therefore must acknowledge the possibility of juridical legislation for these duties. (shrink)