Literatur
Einen kritischen Text bietet jetzt: Andreas Gryphius, Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke, hrsg. v. M. Szyrocki u. H. Powell, Bd. 5 (Trauerspiele II), hrsg. v. H. Powell, Tübingen 1965. Nach dieser Edition richten sich im folgenden auch Zeilenangaben und Zitate; doch sind die Abbreviaturen aufgelöst.
Die wenigen einschlägigen Arbeiten fassen jeweils nur sehr spezielle Gesichtspunkte ins Auge: W. Mawick, Der anthropologische u. soziologische Gehalt in Gryphius’ Staatstragödie ‘Leo Armenius’, Diss. Münster 1936; S. Duruman, Zum ‘Leo Armenius’ des Andreas Gryphius, in: Stud. z. dt. Spr. u. Lit. 2 (Istanbul), 1955, S. 103ff. (bes. Quellenfragen); H. Plard, La sainteté du pouvoir royal dans le ‘Leo Armenius’ d’Andreas Gryphius, in: Le pouvoir et la sacré, Bruxelles o. J., S. 159ff. Vgl. auch die weiter unten genannten Arbeiten von A. Heisenberg und W. Harring sowie G. Kaiser, ‘Leo Armenius’ — Das Weihnachtsdrama des Andreas Gryphius, Poetica 1, 1967, S. 333ff.
H. Steinberg, Die Reyen in den Trauerspielen des Andreas Gryphius, Diss. Göttingen 1914; W. Flemming, Die Form der Reyen in Gryphs (!) Trauerspielen, Euph. 25, 1924, S. 662ff.; der wichtigste Beitrag aus neuerer Zeit: A. Schöne, Emblematik und Drama im Zeitalter des Barock, München 1964, S. 156ff.
Ein Beispiel für die allgemeine Vernachlässigung der Reyen: K. Viëtor in seiner ‘Gesch. d. dt. Ode’, Darmstadt 21961, würdigt ausführlich Gryphius’ Odendichtung, für die Reyen bleibt ein einziger Satz: »Die dreiteiligen Chorlieder in seinen Trauerspielen haben nur das Schema mit der pindarischen Ode gemeinsam«. Eine der wenigen Gegenstimmen vertritt M. Szyrocki, Andreas Gryphius, a.a.O. S. 85, zum ‘Leo Armenius’: »die beiden ersten Reyen gehören zu dem Besten, was er je auf dem Gebiet der Ode geschrieben hat«. Die eingehendste Behandlung des genannten Reyens findet sich jetzt bei A. Schöne, Emblematik…, a.a.O. S. 159ff.
Den Terminus prägte E. R. Curtius, Europ. Lit. u. lat. MA, Bern u. München 31961, S. 289f. Vgl. auch K.O. Conrady, Lat. Dichtungstradit. u. dt. Lyrik des 17. Jh.s, Bonn 1962, S. 149ff. Ferner: A. Beck, Über ein Gedicht v. G.R. Weckherlin, Jb. d. Dt. Schillerges. 6, 1962, S. 14ff. (vgl. Interpretationen. Dt. Lyrik v. Weckherlin bis Benn, hrsg. v. J. Schillemeit, Frankfurt a.M. u. Hamburg 1965, S. 11ff.), und: Über einen Formtypus der barocken Lyrik in Deutschland u. d. Frage seiner Herkunft, Jb. d. Freien Dt. Höchst. 1965, S. 1ff. (mit zahlreichen Parallelen und weiterer Lit.).
Zur Tradition der pindarischen Ode vgl. E.R. Keppeler, Die Pindarische Ode in d. dt. Poesie des 17. u. 18. Jh.s, Diss. Tübingen 1911, bes. S. 13ff. u. 30ff. (nichts über die Reyen!); W. Koch, Das Fortleben Pindars in d. dt. Lit. von d. Anfängen bis A. Gryphius, Euph. 28, 1927, S. 195ff.; K. Viëtor, a.a.O. S. 68ff.
Manches erinnert an die ‘fugale’ Kompositionsweise, die neuerdings — mit einigen Überzeichnungen — W. Flemming hervorgehoben hat: Die Fuge als epochales Kompositionsprinzip des dt. Barock, DVjs. 32, 1958, S. 483ff.; ders., Andreas Gryphius, Stuttgart, Berlin usw. 1965, S. 130ff. u. ö.
G. Müller, Dt. Dichtg. v. d. Renaiss. bis z. Ausgang des Barock, Darmstadt 21957, S. 206, wies auf eine Parallele aus Harsdörffers ‘Gesprechspielen’ hin: »Mit einem Wort zu sagen, Leben und Tod ist in der Zunge Mächten«; von dorther gesehen, nehme sich der Gryphius-Text wie eine »Versifizierung« aus.
Vor allem in Bayern tobt der Krieg immer noch mit aller Heftigkeit. Zu Straßburg selbst s. J.B. Ellerbach, Der Dreißigjährige Krieg im Elsaß, 2 Bde., Mühlhausen 1912/25. Vgl. auch V. 13 der ‘Trawrklage des verwüsteten Deutschlandes’ in der Fassung von 1636 (Gesamtausg., Bd. 1, 1963, S. 19).
H. Powell, Probleme der Gryphius-Forschung, GRM 7, 1957, S. 328ff. (dort S. 339).
Über den Einfluß der Predigt auf Gryphius: A. Schöne, Säkularisation als sprachbildende Kraft, Göttingen 1958 (Palaestra 226), S. 29ff.
M. Szyrocki, Der junge Gryphius, Berlin 1959, S. 75.
E. Meier-Lefhalm, Das Verhältnis von mystischer Innerlichkeit u. rhetorischer Darstellung bei Angelus Silesius, Diss. Heidelberg 1958.
Vgl. B. S. v. Stosch, ‘Last = und Ehren = … Seule … Herrn Andreae Gryphii’, Leipzig 1665, S. 26 (Gryphius habe sich dabei »durch seine Eloquentz … werth … gemacht«); s. auch M. Szyrocki, D. junge Gryphius, a.a.O. S. 39.
Vgl. etwa F.A. Tholuck, Das akad. Leben des 17. Jh.s, 2 Bde., Halle 1853/54; E. Horn, Die Disputationen u. Promotionen an d. dt. Universitäten, Leipzig 1893; F. Paulsen, Gesch. d. gelehrten Unterr., Bd. 1, Leipzig 31919, bes. S. 465ff.
Ausführliche Anweisungen zur ars disputandi gibt z. B. Christian Weise in den ‘Curieusen Fragen über die Logica’, Leipzig 1696, S. 848ff.
Vgl. E. Trunz, Der dt. Späthumanismus um 1600 als Standeskultur, Zs. f. Gesch. d. Erz. u. d. Unterr. 21, 1931, S. 17ff. (Abdruck in: Deutsche Barockforschung, hrsg. v. R. Alewyn, Köln u. Berlin 1965, S. 147ff.; dort bes. S. 162ff.).
Gryphius selbst ist, was das neue Weltbild betrifft, auch der ‘modernste’ unter den Barocklyrikern; vgl. Chr. Junker, Das Weltraumbild in d. dt. Lyrik von Opitz bis Klopstock, Berlin 1932, S. 21, und dagegen H. Powell, Probleme …, a.a.O. S. 335.
U. Stötzer, Die Trauerreden des Andreas Gryphius, Wiss. Zs. d. M.-Luther-Univ. Halle-Wittenb. 11, 1964, S. 1731ff. M. Fürstenwald, Andreae Gryphii Dissertationes Funebres, Diss. Montreal 1965 (vgl. das Selbstreferat im Germ. 7, 1966, S. 80), jetzt auch gedruckt: Bonn 1967. H.-J. Schings, Die patrist. u. stoische Tradit. bei Andreas Gryphius, Köln u. Graz 1966.
Vgl. dazu A. Heisenberg, Die byzantin. Quellen v. Gryphius’ ‘Leo Armenius’, Zs. f. vgl. Lit. gesch. N.F. 8, 1895, S. 439ff.
Der Text ist, im Anschluß an einen genaueren Vergleich, abgedruckt bei W. Harring, Andreas Gryphius u. d. Drama der Jesuiten, Halle 1907, S. 74ff.
Als Sophokles-Text liegt im folgenden die Ausgabe von A. C. Pearson, Sophoclis Fabulae, Oxford 71955, zugrunde. Opitz’ Übersetzung wird zitiert nach den ‘Weltlichen Poemata’, Frankfurt a. M. 1644, S. 245ff., jetzt im Neudruck hrsg. v. E. Trunz, Tübingen 1967 (1. Teil = Dt. Neudr., R. Barock 2).
F. Gundolf, Andreas Gryphius, Heidelberg 1927, S. 46: »Mit seinen Trauerspielen hat er dichterisch das Reich des Opitz vollendet.«
Vorbarocker Klassizismus u. griech. Tragödie. Analyse der ‘Antigone’-Übers. des M.Opitz (= Neue Heidelb. Jbb., N. F. 1926, S. 3ff.), Darmstadt 1962, S. 14ff. (dort sind auch die einzelnen Übersetzungen genannt); vgl. ferner H. Rademann, Versuch eines Gesamtbildes über d. Verhältnis v. M. Opitz zur Antike, Diss. Jena 1926, S. 40ff. (erbringt nichts Genaueres für die Quellenfrage).
In Frage kommt natürlich vor allem die berühmte und weitverbreitete französische Übersetzung von Jacques Amyot (Biographien 1559, Moralia 1572); dazu jetzt R. Aulotte, Amyot et Plutarque, Genève 1965 (mit weiterer Lit.; hinzuzufügen die wichtige Arbeit von O. Weinreich, Zur Schätzung Plutarchs im Frankreich des 17. Jh.s, Wiener Stud. 58, 1940, S. 131ff.). Die lateinische Übersetzung von Cruserius und Xylander (Biographien 1564, Moralia 1570) war noch 1624 von Andreas Wechel in Frankfurt a. M. als Anhang zur Stephanus-Gesamtausgabe nachgedruckt worden.
Eine eingehende Analyse des Sophokleischen Stückes bietet jetzt J. Goth, Sophokles Antigone. Interpretationsversuche u. Strukturuntersuchungen, Diss. Tübingen 1966; zum ersten Stasimon: S. 64ff. Vgl. auch den neuen ‘Antigone’-Kommentar von G. Müller, Heidelberg 1967, bes. S. 83ff.
Die »Doppelbedeutung« von δεινός als »groß« und »nicht geheuer« betont W. Jens, Antigone-Interpretationen, in: Satura. Festschr. O. Weinreich, Baden-Baden 1952, S. 43ff. (bes. S. 48).
Der Kommentar von J. Camerarius, ‘Commentatio explicationum omnium tragoediarum Sophoclis’, Basel 1556, den Opitz bei der Übersetzung benutzt hat (s. R. Alewyn, a.a.O. S. 15), gibt als Bedeutung, durchaus zutreffend, »Orationem« an (S. 396).
Dazu U. Schmid, Die Priamel der Werte im Griechischen von Homer bis Paulus (Diss. Tübingen 1960), Wiesbaden 1964 (mit weiterer Lit.).
Nach H. Lausberg, Hb. d. literar. Rhetorik, Bd. 1, München 1960, S. 324 (§ 638), könnte man auch von einer Paronomasie mit »organischer« Veränderung sprechen.
Die Hymnenform wird bei Gryphius auch noch durch das Schema der pindarischen Ode nahegelegt; diese war durch die maßgebende Tradition (vor allem Ronsard, aber auch etwa Opitz und Weckherlin) ganz auf Hymnen und Enkomien ausgerichtet. Vgl. u. a. V. Manheimer, Die Lyrik des Andreas Gryphius, Berlin 1904, S. 53.
Vgl. zur Thematik der ‘Höhe’ im ‘Leo Armenius’: W. Eggers, Wirklichkeit u. Wahrheit im Trauerspiel v. Andreas Gryphius, Heidelberg 1967, S. 148ff.
Vgl. W. Schadewaldt, Sophokles und Athen, in: Hellas u. Hesperien, Zürich u. Stuttgart 1960, S. 215ff. (bes. S. 222ff.).
Etwa W. Schmid, Gesch. d. griech. Lit. I 2, München 1934, S. 350.
Kontrovers sind Zeitpunkt und Ausmaß des Einflusses. So bezweifelt beispielsweise F.-W. Wentzlaff-Eggebert, Dichtung u. Sprache des jungen Gryphius, Berlin 21966 für die Frühzeit einen solchen Einfluß. Dagegen wendet sich u. a. M. Szyrocki, D. junge Gryphius, a.a.O. passim (z.B. S. 46).
Vgl. die oben genannte Arbeit Stachels, ferner K. Vretska, Gryphius u. d. antike Drama, Mitteil. d. Vereins klass. Philologen in Wien, 1925/26, S. 79ff. und O. Regenbogen, Schmerz u. Tod in d. Tragödien Senecas, Vortr. d. Bibl. Warburg 6, Leipzig 1930, S. 167ff., jetzt in: Kl. Schriften, München 1961, S. 409ff. (bes. S. 420ff.).
So S. v. Birken, ‘Teutsche Redebind- und Dichtkunst’, Nürnberg 1679, S. 332.
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Barner, W. Gryphius und die Macht der Rede. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 42, 325–358 (1968). https://doi.org/10.1007/BF03376418
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