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Freges Erläuterung des Urteils

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Summary

According to Frege the notion of judgement cannot be defined, but must be explicated by referring to natural language. Frege uses a subjective and an objective notion of judgement: on the one hand a judgement is an inner mental process, on the other hand judging is explained as advancing from the thought to the truth-value. The subjective notion of judgement logically depends on the objective conception of a judgement, but nevertheless remains indispensable. To clarify the objective notion of judgement, the relation of thought and truth must be explicated by using Frege's theory of sense and reference. Only an intersubjective and action-guiding knowledge of the way in which the truth-value of a sentence is determined can make it possible to advance from the thought and the understanding of a sentence to the acknowledgement of its truth. Since by this advance a sentence receives a cognitive value, Frege's theory of sense and reference makes a contribution not only to semantics but also to epistemology.

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References

  1. LU, 65. Freges Schriften werden folgendermaßen zitiert: BS: Begriffsschrift und andere Aufsätze, hrsg. v. I. Angelelli, Darmstadt 1977; GA: Die Grundlagen der Arithmetik, hrsg. v. Ch. Thiel, Hamburg 1988; FB: Funktion und Begriff, in: Funktion, Begriff, Bedeutung, hrsg. v. G. Patzig, Göttingen51980, 18–39; SB: Über Sinn und Bedeutung, in: Funktion, Begriff, Bedeutung, a.a.O., 40–65; BG: Über Begriff und Gegenstand, in: Funktion, Begriff, Bedeutung, a.a.O., 66–80; GG: Grundgesetze der Arithmetik, 2 Bde., Nachdr.: Hildesheim 1962; LU: Logische Untersuchungen, hrsg. v. G. Patzig, Göttingen21976; KS: Kleine Schriften, hrsg. v. I. Angelelli, Hildesheim 1967; NS: Nachgelassene Schriften, hrsg. v. H. Hermes et al., Hamburg21983; WB: Wissenschaftlicher Briefwechsel, hrsg. v. G. Gabriel et al., Hamburg 1976.

  2. NS, 201.

  3. Vgl. SB, 50, 65; vgl. ebenso WB, 96.

  4. Nach M. Dummett ist einerseits der Fortschritt vom Gedanken zum Wahrheitswert nicht dem Bereich der Psychologie zuzuordnen, andererseits hat sich Frege aber nicht von der Auffassung der Behauptung als äußere Bekundung eines inneren Aktes freimachen können; vgl. Dummett, M.: Frege. Philosophy of Language, Cambridge/Mass.21981, 240 und 312.

  5. Vgl. LU, 33.

  6. Vgl. hierzu LU, 32; BG, 66f.; WB, 150; FB, 30; NS, 254.

  7. Vgl. zu dieser Unterscheidung: NS, 224ff., 254; KS, 286ff.; WB, 61ff.

  8. Vgl. KS, 286ff.; BG, 67.

  9. NS, 254.

  10. NS, 224.

  11. WB, 63.

  12. NS, 227.

  13. Ebd.

  14. SB, 50.

  15. Vgl. GG, Bd. 2, 148 Anm.

  16. Vgl. SB, 43; WB, 235. Vgl. zu dieser allgemeinen Konzeption von Bedeutung Carl, W.: Sinn und Bedeutung, Königstein/Ts. 1982, 121 ff.

  17. SB, 48; vgl. WB, 247. Daß Sätze eine Bedeutung haben, läßt sich unabhängig von der Auffassung begründen, daß Sätze Namen sind und ihre Bedeutungen Gegenstände. Diese Auffassung ergibt sich vielmehr erst aus Freges Funktionstheorie; vgl. dazu Carl, a.a.O., 115.

  18. SB, 48.

  19. NS, 155.

  20. W. Carl zeigt, daß Frege erst nach der „Begriffsschrift“, in der dieses Verhältnis ungeklärt bleibt, und erst durch die Konzeption der Theorie von Sinn und Bedeutung zu einem ausgearbeiteten und angemessenen Verständnis der Beziehung zwischen Gedanke und Wahrheit gekommen ist (vgl. Carl, a.a.O., 51, 80ff.); die Unterscheidung von Sinn und Bedeutung eines Satzes ist „als Explikation und Präzisierung“ dieser Beziehung „konzipiert“ und hat in „einer Klärung des Begriffs des Urteils“ (Carl, a.a.O., 105) eines ihrer wesentlichen Ziele.

  21. Vgl. hierzu LU, 30f.; NS, 2, 139.

  22. Frege unterscheidet schon in der „Begriffsschrift“ zwischen dem beurteilbaren Inhalt und der Bejahung oder Zuerkennung der Wahrheit (vgl. BS, 2), ohne allerdings das Verhältnis zwischen beiden sowie den Begriff des beurteilbaren Inhalts befriedigend klären zu können. Indem Frege 1891/92 zwischen Sinn und Bedeutung unterscheidet und diese Unterscheidung zur Klärung des Verhältnisses von Gedanke und Wahrheit benutzt, entwirft er eine zweite, gegenüber der ersten revidierte und differenzierte Urteilstheorie. Die grundlegende Unterscheidung zwischen einer Inhalts- und einer Aktkomponente wird aber in beiden Urteilslehren getroffen; vgl. zu dieser Unterscheidung: Bell, D.: Frege's Theory of Judgement, Oxford 1979, 94ff.; Mohanty, J. N.: Husserl and Frege, Bloomington 1982, 100ff. — Vgl. zur ersten Urteilslehre und ihren Schwierigkeiten, auf die hier nicht eingegangen werden kann: Hoche, H.-U.: Vom ‘Inhaltsstrich’ zum ‘Waagerechten’, in: M. Schirn (Hrsg.): Studien zu Frege, Bd. 2, Stuttgart-Bad Cannstatt 1976, 87–102; Carl, a.a.O., 45ff.

  23. SB, 50.

  24. Dummett, a.a.O., 240.

  25. WB, 234f.

  26. WB, 235.

  27. SB, 49.

  28. Daß Frege in dieser Weise interpretiert werden muß, er damit aber einen unter systematischer Hinsicht zu engen Urteilsbegriff entwirft, versuche ich zu zeigen in der Abhandlung: Wahrheit und sprachliche Handlung. Untersuchungen zur sprachphilosophischen Wahrheitstheorie, Freiburg/München 1988, 50ff.

  29. Vgl. zur Herausarbeitung der erkenntnistheoretischen Orientierung Freges in Kritik an Dummetts Frege-Interpretation: Sluga, H. D.: Frege as a Rationalist, in: Schirn, a.a.O., Bd. 1, 27–47; ders.: Gottlob Frege, London, Boston und Henly 1980, 58f., 105ff. Vgl. dazu Carl, a.a.O., 7ff.; nach Carl geht es Frege darum, „die sprachphilosophischen Grundlagen für einen bestimmten Begriff der Erkenntnis zu legen“ (ebd. 18). — Durch die Hinwendung zur sprachlichen Grundlage von Erkenntnis unterscheidet sich Frege zugleich aber auch von der Tradition der Erkenntnistheorie.

  30. WB, 96; vgl. zum Verhältnis von Gedanke und Wahrheit als Verhältnis von Sinn und Bedeutung neben SB, 49 auch NS, 211, 252.

  31. Vgl. FB, 32 Anm. — Der Urteilsstrich ist ein Zeichen mit der Aufgabe eines performativen Ausdrucks; vgl. dazu Bell, a.a.O., 98.

  32. SB, 49.

  33. NS, 271. Vgl. LU, 34; danach könnten wir es bei der Bedeutung des Wortes ‘wahr’ „mit etwas zu tun haben, was in dem sonst üblichen Sinne gar nicht Eigenschaft genannt werden kann“, wobei anzunehmen ist, daß für Frege üblicherweise im semantischen Sinn bei Prädikaten von Eigenschaften die Rede ist.

  34. LU, 34.

  35. Zur ausführlichen Behandlung von Freges Wahrheitskonzeption vgl. Becker, Wahrheit und sprachliche Handlung, a.a.O., Kap. 2.

  36. NS, 7. Zur Identität von Gedanken gegenüber verschiedenen Zeitpunkten, Personen und natürlichen Sprachen vgl. Rohs, P: Was sind Bedeutungen?, in: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 10, H. 3 (1985), 1–26.

  37. NS, 144; vgl. zum Folgenden Freges Argumentation an dieser Stelle sowie GG, Bd. 1, XVff.

  38. GA, 41f. Vgl. zur Abhängigkeit des Objektiven von der Vernunft: Sluga, Gottlob Frege, a.a.O., 117ff.; Gabriel, G.: Frege als Neukantianer, in: Kant-Studien 77 (1986), 98f.

  39. GA, 14; vgl. NS, 2f.

  40. Dies gilt auch für Urteile mit ‘ich’ als Subjekt, in denen der Urteilende sich selbst einen Bewußtseinszustand zuschreibt; vgl. dazu Becker, W.: Die Mitteilbarkeit von Gedanken. Zu Selbstbewußtsein und Intersubjektivität bei Frege, in: Zeitschrift für philosophische Forschung 42 (1988), 274–286.

  41. Vgl. FB, 32.

  42. GG, 50.

  43. Vgl. SB, 48.

  44. Vgl. WB, 128, 234. Vgl. dazu Shwayder, D. S.: On the Determination of Reference by Sense, in: Schirn, a. a. O., Bd. 3, 85–95.

  45. NS, 2f.

  46. LU, 35. An anderen Stellen weist Frege darauf hin, daß „Jahre mühevoller Untersuchungen ... zwischen dem Fassen des Gedankens und der Anerkennung seiner Wahrheit liegen“ können (LU, 63) und daß „erst, nachdem die Untersuchung zu Gunsten der Hypothese ausgefallen ist,“ der Forscher es „wagt ..., sie als wahr hinzustellen.“ (NS, 150)

  47. Vgl. NS, 213; LU, 76f.; WB, 234f. Voraussetzung für die Anwendung dieses Kriteriums für Sinngleichheit ist das klare Erfassen des Sinns beider Sätze. — Auf die Verbindung des Sinnbegriffs mit dem Begriff des Beweises weisen hin: Baker, G.P., Hacker, P.M.S.: Frege: Logical Excavations, Oxford 1984, 286 ff.

  48. Vg. vor allem LU, 63ff.; NS, 273. Wie dem Urteilsbegriff gibt Frege auch dem Begriff des Fassens eine subjektive und eine objektive Deutung, da er es einmal als seelisehen Vorgang, zum endenen als eine Weise der intersubjektiv nachvollziehbaren Identifikation desselben Wissensinhalts versteht; vgl. dazu Becker, Wahrheit und sprachliche Handlung, a.a.O., 141ff.

  49. Vgl. NS, 252.

  50. LU, 63 Anm.

  51. GG, Bd. 1, XVIf., vg. NS, 157.

  52. GA, 15.

  53. Vgl. dazu NS, 2ff.

  54. Vgl. WB, 126f.: „Wenn ich etwas als wahr behaupte, will ich nicht von mir sprechen, von einem Vorgange in meiner Seele. Und um es zu verstehen, braucht man nicht zu wissen, wer es behauptet.“

  55. Eine Behauptung im Sinne Freges kann deshalb auch nicht als “the external expression of an interior act of adopting a particular mental attitude“ aufgefaßt werden (so Dummett, a.a.O., 311f.).

  56. Vgl. NS, 156.

  57. Vgl. LU, 67; ferner NS, 161, 201.

  58. NS, 273.

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Becker, W. Freges Erläuterung des Urteils. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 20, 230–248 (1989). https://doi.org/10.1007/BF01801476

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