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Parzival und Feirefiz — Priester Johannes — Loherangrin Der offene Schluß des Parzival von Wolfram von Eschenbach

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Eine Analyse der Schlußpartie des Parzival von Wolfram von Eschenbach läßt erkennen, daß der Dichter sein Werk zuletzt für Themen und Probleme geöffnet hat, die das, was vorher erzählt worden ist, in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Abstract

The analysis of the last section of Wolfram von Eschenbach’s Parzival shows that, at the end, the author introduced new subject matter which shows the preceeding part of the story in a different light.

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References

  1. Karl Bertau, Über Literaturgeschichte: Literarischer Kunstcharakter und Geschichte in der höfischen Epik um 1200 (1983), S. 68.

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  2. Vgl. Peter Wapnewski, Wolframs Parzival: Studien zur Religiosität und Form, 2. Aufl., Germanische Bibliothek, Reihe 3 (1982), S. 151 ff.

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  3. Grundlegend zu Trevrizents Lüge: Wapnewski (Anm. 5), S. 151 ff. Die jüngste Interpretation von Bernd Schirok, “ich loue durch ableitens list: Zu Trevrizents Widerruf und den neutralen Engeln,” ZfdPh, 106 (1987), 46–72

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  4. folgt Wapnewski in wesentlichen Punkten, ohne jedoch dieselben textkritischen Konsequenzen zu ziehen. Interessante Gesichtspunkte bei Arthur B. Groos, “Trevrizent’s ‘Retraction’: Interpolation or Narrative Stra-tegy?,” DVjs, 55 (1981), 44–63.–Wenn man–wie es der Textzusammenhang nahelegt -Trevrizents “Lüge” in seinen Aussagen über die Neutralen Engel sieht, ergibt sich die Schwierigkeit, daß kaum zu verstehen ist, wie Trevrizent durch diese Aussage den Neffen “vom Gral ablenken” (798, 6f.) wollte. Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, daß Trevrizent seine früheren Äußerungen über die Neutralen Engel falsch wiedergibt: er hatte im neunten Buch nicht behauptet, daß diese Engel gerettet seien (die ich iu ze hulden nante hie 798, 18), sondern hatte nur gesagt, daß er nicht wüßte, ob Gott ihnen verziehen habe oder nicht (471, 23ff.). Ähnlich widersprüchlich ist Trevrizents Stellungnahme zu der Frage, ob man den Gral erstriten könne. Man hat den Eindruck, daß es Wolfram gerade auf diese Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten ankam. Die Szene ist offenbar darauf angelegt, daß die Zuhörer das, was Trevrizent im neunten Buch gesagt hatte, mit dem vergleichen sollten, was er jetzt sagt, daß sie die Widersprüche bemerken und sich ihre Gedanken über Trevrizents Autorität machen sollten.

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  5. Der kleine Constantinus (der spätere Kaiser Friedrich IL) wurde Ende 1196 in Frankfurt am Main zum König gewählt. Mehrere Fürsten haben dem Kind (das übrigens nicht persönlich anwesend war) Mannschaft geleistet. 1197 sollte das Kind in Aachen gekrönt werden; der Tod Heinrichs VI. hat diesen Plan dann durchkreuzt; vgl. Ulrich Schmidt, Königswahl und Thronfolge im 12. Jahrhundert, Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters, 7 (1987), S. 255ff.

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  6. Grundlegend zum Priester Johannes: Friedrich Zarncke, “Der Priester Johannes,” Abhandlungen der Kgl. Sächsischen Ges. der Wiss.: Phil.-hist. Klasse, 7 (1879), 827–1030; 8 (1883), 1–186. Der Text des lateinischen Briefes: Bd. 7, 909–934. Übersetzungen des Briefes ins Neuhochdeutsche von Anna-Dorothee van den Brincken, “Presbyter Iohannes: Dominus Dominantium–ein Wunsch-Weltbild des 12. Jahrhunderts,” Ornamenta Eccle-siae: Kunst und Künstler der Romanik, Katalog zur Ausstellung des Schnütgen-Museums in der Josef-Haubrich-Kunsthalle, hrsg. Anton Legner, Bd. I (1985), 83–97 (Übersetzung des Briefes: 87–90)

  7. und von Ulrich Knefelkamp, Die Suche nach dem Reich des Priesterkönigs Johannes: Dargestellt anhand von Reiseberichten und anderen ethnographischen Quellen des 12.-17. Jahrhunderts (1986) (Übersetzung des Briefes: S. 180–188).

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  8. Zum Priester Johannes außerdem: Constantin Marinescu, “Le Prêtre Jean, sons pays, explication de son nom,” Academie Roumaine: Bulletin de la section historique, 10 (1923), 73–112.

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  9. –E. Denison Ross, “Prester Johan and the Empire of Ethiopia,” Travel and Travellers of the Middle Ages, hrsg. Arthur P. Newton (1926), S. 174–194.

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  10. –Leonardo Olschki, “Der Brief des Presbyters Johannes,” Historische Zeitschrift, 144 (1931), 1–14.

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  11. –Karl F. Helleiner, “Prester John’s Letter: A Mediaeval Utopia,” The Phoenix, 13 (1959), 47–57.

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  12. –Vsevolod Slessarev, Prester John: The Letter and the Legend (z). -C.F. Beckingham, The Achievements of Prester John (1966).

  13. –Anna-Dorothee van den Brincken, Die Nationes Christianorum Orientalium im Verständnis der lateinischen Historiographie von der Mitte des 12. bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, Kölner Historische Abhandlungen, 22 (1973) (“Johannes presbyter”: S. 382–412).

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  14. –Elisabeth Schmid, “Priester Johannes oder die Aneignung des Fremden,” Germanistik in Erlangen: 100 Jahre nach der Gründung des Deutschen Seminars, hrsg. Dietmar Peschel, Erlanger Forschungen, A 31 (1983), 75–93.

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  15. –Martin Gosman, “Otton de Freising et le Prêtre Jean,” Revue belge de philologie et d’historie, 61 (1983), 270–285.

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  16. –Lev N. Gumilev, Searches for an Imaginary Kingdom: The Legend of the Kingdom of Prester John, übers. R.E.F. Smith (1987).

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  17. –Martin Gosman, “La légende du prêtre Jean et la propagande auprès des croisés devant Damiette (1218–1221),” La croisade: réalités et fictions. Actes du colloque d’Amiens, 18–22 mars 1987, hrsg. Danielle Buschinger, Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 503 (1989), 133–142.

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  18. –Die altfranzösischen Übersetzungen des Priester-Johannes-Briefs sind herausgegeben und kommentiert von Martin Gosman, La lettre du Prêtre Jean: Les versions en ancien français et en ancien occitan. Textes et commentaires, Proefschrift Groningen (1982). Über die mittelalterlichen deutschen Übersetzungen vgl. Dietrich Huschenbett, “Priesterkönig Johannes (Presbyterbrief),” VL, 2. Aufl., Bd. VII (1989), 828–842.

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  19. Vgl. Herbert Kolb, Munsalvaesche: Studien zum Kyotproblem (1963), S. 51 ff. 117ff.

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  20. Im Brief des Priesters Johannes (ich zitiere nach der Ausgabe von F. Zarncke [Anm. 15] und der Übersetzung von A.-D. v.d. Brincken [Anm. 15]) spricht der Verfasser an einer Stelle davon, daß es an seinem Hof Könige und hohe geistliche Würdenträger gebe, und erklärt: “Deshalb benennt sich unsere Erhabenheit nicht mit diesen Namen und beansprucht nicht diese Titel, von denen unser Hof voll zu sein scheint, sondern mit einfacherem Namen und bescheidenerem Rang wünscht sie aus Gründen der Demut gekennzeichnet zu sein” (§ 98) (“Et icirco altitudo nostra non est passa se nominari eisdem nominibus aut ipsis ordinibus insigniri, quibus curia nostra piena esse videtur, et ideo minori nomine et inferiori gradu propter humilitatem magis elegit nuncupari,” S. 924). Daraus könnte man schließen, daß Priester Johannes ein angenommener Herrschername ist. Von dieser Aussage ist jedoch ein weiter Weg bis zu Wolframs Mitteilung, daß alle indischen Könige Priester Johannes genannt wurden. Insofern ist die Bemerkung von Dietrich Huschenbett (Anm. 15): “Der Hinweis auf den Titel priester Johan verrät Wolframs Kenntnis des Briefes” (Sp. 839), nicht richtig. Vielmehr beweist Wolframs Aussage, daß er, über den Brief an den Kaiser Manuel hinaus, weitere Informationen über den Priester Johannes besaß. Tatsächlich hat sich offenbar schon früh die Vorstellung herausgebildet, daß der Name Priester Johannes bei den Königen von Indien (oder von Äthiopien) erblich war. Das früheste historische Zeugnis scheint ein Brief Jacobs von Vitry vom Jahr 1221 zu sein, in dem er von dem Inderkönig David berichtet, “der vom Volk Priester Johannes genannt wird” (“qui presbyter Iohannes a vulgo appellatur,” Robert B.C. Huygens, Lettres de Jacques de Vitry [1160/1170–1240] évêque de Sant-Jean-d’Acres. Edition critique, Proefschrift Leiden [1960], S. 141). Nach Vinzenz von Beauvais war dieser König David ein Sohn des Priesters Johannes, vgl. A.-D. v.d. Brincken, Die Nationes Cbristiano-rum Orientalium (Anm. 15), S. 397. Die Vorstellung, daß alle indischen Könige Priester Johannes genannt wurden, begegnet erst in jüngeren historischen Quellen, vgl. ebd., S. 407

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  21. Willem Snelleman, Das Haus Anjou und der Orient in Wolframs Parzival, Proefschrift Amsterdam (1941), S. 189f.; Knefelkamp (Anm. 15), S. 71.–E. Denison Ross (Anm. 15), S. 184f., hat (im Anschluß an die äthiopische Ursprungsthese von Constantin Marinescu [Anm. 15]) die Auffassung vertreten, daß die Bezeichnung “Priester Johannes” als Titel der Könige von Äthiopien nach Europa gelangt sei.

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  22. Paul Hagen, Der Gral, Quellen und Forschungen zur Sprach–und Culturgeschichte der germanischen Völker, 85 (1900), S. 4ff.

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  23. Friedrich Panzer hat in seiner Besprechung von Hagens Schrift (Literaturblatt für germanische und romanische Philologie, 22 [1901], 147–152) den Nachweis von Wolframs Kenntnis des Priester-Johannes-Briefs als das wichtigste Ergebnis von Hagens Untersuchung herausgestellt: “Von ganz besonderem Interesse sind die Nachweisungen Hagens über die Benutzung des Presbyterbriefes in Wolframs Nachrichten vom Gral” (Sp. 151).

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  24. Dagegen hat Samuel Singer (Rez. Hagen, AfdA, 27 [1901], 30–36) die Auffassung vertreten, daß die von Hagen hervorgehobenen Übereinstimmungen “teilweise allzu äußerlich sind, teilweise eine andere Erklärung verlangen” (S. 31). In den späteren Erörterungen über die Quellen des Parzival ist dieser Punkt meistens nicht mehr angesprochen worden.

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  25. In neuerer Zeit haben sich Willem Snelleman (Anm. 17), S. 181 ff., und Herbert Kolb (Anm. 16), S. 73ff., 140f., eingehender mit den Beziehungen zwischen dem Priester-Johannes-Brief und Wolframs Dichtung beschäftigt. Beide setzen voraus, daß Wolfram den Brief gekannt hat, ohne die Quellenfrage selbst neu zu prüfen. Vgl. auch Annie Faugère, Les origines orientales du graal chez Wolfram von Eschenbach: Etat des recherches, Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 264 (1979), S. 18ff.

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  26. Zuletzt hat sich Christoph Gerhardt (“vDaz werc von Salamander bei Wolfram von Eschenbach und im Brief des Priesters Johannes,” Ars et Ecclesia: Festschrift für Franz ]. Ronig, hrsg. Hans-Walter Stark u.a., Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier, 26 [1989], S. 135–160) zu dieser Frage geäußert. Er glaubt, daß als Quelle für Wolframs Aussagen über die Salamander (735, 24ff.; 757, 4f. u.ö.) “nur und ganz allein der Brief des Priesters Johannes in Frage kommen kann” (S. 141). Gerhardt überschätzt jedoch die Beweiskraft seiner Argumente. Wenn man es für wahrscheinlich hält, daß Wolfram den lateinischen Brief kannte, können auch die Stellen über die Salamander von dort angeregt sein. Man darf aber nicht übersehen, daß gerade die charakteristischsten Angaben, die der Priester-Johannes-Brief über die Salamander macht (§ 42–43), bei Wolfram fehlen.

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  27. Daß Wolframs Tribalibot von dem Namen der indischen Stadt Palibothra abgeleitet ist, der in der antiken Geographie vorkommt, ist seit Ernst Martins Nachweis (Zur Gralsage, Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgeschichte der germanischen Völker, 42 [1880], S. 6) bekannt; vgl. zuletzt Paul Kunitzsch, “Die Arabica im Parzival Wolframs von Eschenbach,” Wolfram-Studien, 2 (1974), 9–35, bes. S. 12, Anm. 17. - Ders., “Erneut: der Orient in Wolframs Parzival,” ZfdA, 113 (1984), 79–111, bes. 90. Willem Snelleman (Anm. 17), S. 188f., hat darauf aufmerksam gemacht, daß auf der antiken Weltkarte des Pomponius Mela der Völkername Palibotbri, der noch besser zu Wolframs Wortform paßt, in Indien vorkommt. Diesen Namen kennt auch Solinus: “Prasia gens validissima. Palibothram urbem incolunt, unde quidam gentem ipsam Palibothros nominaverunt” (C. lviii Solini Collectanea rervm memorabilivm, hrsg. Theodor Mommsen, 2. Aufl. [1958], S. 185, Z. 12–13)

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  28. vgl. Werner Schröder, Die Hamen im Parzival und Titurel Wolframs von Eschenbach (1982), S. 121.

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  29. Eli sabeth Schmid (Anm. 15), S. 87. So wird die Stelle auch in den neueren Überset zungen aufgefaßt: “Bald ließ unterweisen Vaire-Fils zu Gottes Ruhm sein ganzes Land im Christentum” (Wolfram von Eschenbach, Parzival, übers. Wolfgang Mohr, Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 200 [1977], S. 451); “Feirefiz ließ in Indien den christlichen Glauben verbreiten” (Spiewok [Anm. 13], II, 665); “Fairefis ließ in schriftlicher Form im ganzen Indien verbreiten, was man vom Christenleben wußte” (Dieter Kühn, Der Parzival des Wolfram von Eschenbach [1986], S. 900).

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  30. Vgl. Willy Krogmann, “wünsch von pardîs,” ZfdA, 85 (1954/55), 35–38.–Kolb (Anm. 16), S. 114ff.

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  31. Vgl. Samuel Singer, “Zu Wolframs Parzival,” Abhandlungen zur germanischen Philologie: Festgabe für Richard Heinzel (1898), S. 353–436; selbständig unter dem Titel: Bemerkungen zu Wolframs Parzival (1898).–Hagen (Anm. 18), S. 14ff.–Kolb (Anm. 16), S. 42ff.

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  32. –Barbara Seitz, Die Darstellung häßlicher Menschen in mittel hochdeutscher erzählender Literatur von der Wiener Genesis bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts, Diss. Tübingen (1967), S. 63ff.

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  33. Der Zusammenhang zwischen Wolframs mißgebildeten Nachkommen von Adams ungehorsamen Töchtern und den monströsen Untertanen des Priesters Johannes wird noch enger, wenn man annehmen darf, daß Wolfram sich die Mißgebildeten genauso vorgestellt hat, wie sie in der Wiener Genesis beschrieben werden (wo der Mythos von den Adamstöchtern zum ersten Mal in deuscher Sprache begegnet): sumeliche heten hǒbet sam hunty sumeliche heten an den brüsten den munts an den ahselun dei ougen, dei můsen sich des hǒbtes gelǒben; sumeliche heten so michel oren, daz sie sich damite dachten. Etlicher het einen fůz unt was der uile grôz (hrsg. Dollmayer, V. 1294–1301). Vgl. Roy A. Wisbey, “Marvels of the East in the Wiener Genesis and in Wolfram’s ParzivalEssays in German and Dutch Literature, hrsg. W.D. Robson-Scott (1973), S. 1–41. Deutsch unter dem Titel: “Wunder des Orients in der Wiener Genesis und in Wolframs Parzival,” Studien zur frühmittelhochdeutschen Literatur: Cambridger Colloquium 1971, hrsg. L.P. Johnson (u.a.) (1974), S. 180–214. Außerdem: Rudolf Wittkower, “Marvels of the East: A Study in the History of Monsters,” Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, 5 (1942), 159–197, deutsch: “Die Wunder des Ostens: Ein Beitrag zur Geschichte der Ungeheuer,” in: R. Wittkower, Allegorie und der Wandel der Symbole in Antike und Renaissance, dumont-taschenbücher, 142 (1983), S. 87–150. Kolb (Anm. 16), S. 77, sieht in Wolframs Schilderung der indischen Mißgeburten das wichtigste Indiz dafür, daß Wolfram “schon lange vor dem XVI. Buch” die Einführung des Priester-Johannes-Komplexes ins Auge gefaßt hatte.

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  34. Wolfram bringt die Spiegelsäule in Schastel marveile mit dem Grabmal der Königin Camille in Zusammenhang (589, 6 ff.), das in Veldekes Eneit ausführlich beschrieben wird (hrsg. Ettmüller, V. 252,9 ff.). Werner Wolf, der dem Motiv der Spiegelsäule einen Aufsatz gewidmet hat (“Die Wundersäule in Wolframs Schastel marveile,” Annales Academiae scientiarum Fennicae, Ser. B.84 [1954], 275–314), hebt mit Recht hervor, daß Wolframs Beschreibung der Säule in wichtigen Einzelheiten von Veldekes Grabmalschilderung ab weicht und in diesen Punkten genauer mit dem Säulenspiegel vor dem Palast des Priesters Johannes übereinstimmt. Wolf hat daraus jedoch nicht den Schluß gezogen, daß Wolfram den Brief des Priesters Johannes kannte, sondern er hat beide Beschreibungen, zusammen mit anderen Zeugnissen für Zauberspiegel und Wundersäulen, auf ein gemeinsames orien talisches Vorbild zurückgeführt, dessen Ursprung er in dem alten persischen Heiligtum auf dem Takt-i-Suleiman vermutet. Das steht in Zusammenhang mit der von Wolf (und Ringbom) vertretenen These, daß der Ursprung der Gralsage in Persien zu suchen sei. Unter den von Wolf erwähnten Spiegeln steht jedoch keiner der Säule von Schastel marveile so nahe wie der Zauberspiegel im Priester-Johannes-Brief. Deswegen ist es am wahrscheinlichsten, daß Wolfram für seine Beschreibung, außer der Eneit, den lateinischen Brief benutzt hat.

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  35. Vgl. Thomas Cramer, Lohengrin: Edition und Untersuchungen (1971), S. 46ff.

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  36. der eine gute Übersicht über die mittelalterlichen Bezeugungen der Schwanrittersage bietet. Außerdem: Wolfgang Golther, “Lohengrin,” Komanische Forschungen, 5 (1890), 103–136.

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  37. –J. F. D. Blöte, “Das Aufkommen des clevischen Schwanritters,” ZfdA, 42 (1898), 1–53.–Ders., “Das Aufkommen der Sage von Brabon Silvius, dem brabantischen Schwanritter,” Verhandelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschapen te Amster dam, Afdeeling Letterkunde, Nieuwe Reeks, Deel 5, Nr. 4 (1904).

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  38. –Anna-Louise Frey, The Swan Knight Legend: Its Background, Early Development and Treatment in the German Poems (1931).

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  39. –A.G. Krüger, Die Quellen der Schwanritterdichtungen (1936).

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  40. –Willy Krogmann, “Die Schwanrittersage,” Archiv für das Studium der neueren Sprachen, 171 (1937), 1–16.

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  41. –Claude Lecouteux, “Zur Entstehung der Schwanrittersage,” ZfdA, 107 (1978), 18–33.

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  42. –Ulrich Wyss, “Parzivals Sohn: Zur strukturalen Lektüre des Lohengrin-Mythos,” Wolfram-Studien, 5 (1979), 96–115.

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  43. –Herbert Kolb, “Die Schwanrittersage als Ursprungsmythos mittelalterlicher Fürstengeschlechter,” History and Heroic Tale: A Symposium, hrsg. Tore Nyberg (u.a.) (1985), S. 23–50.

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  44. Le Chevalier au Cygne and La Fin d’Elias, hrsg. Jan A. Nelson, The Old French Crusade Cycle, 2 (1985).

  45. Vgl. Karl-Heinz Bender, Hermann Kleber, “Le premier cycle de la croisade. De Godefroy à Saladin: entre la chronique et le conte de fées (1100–1300),” Les épopés romanes, hrsg. Rita Lejeune (u.a.), Tome 1/2, Fase. 5, A I. 5, Grundriß der romanischen Literaturen des Mittelalters, Bd. III (1986), bes. S. 61 ff., 97ff. Die Dichtung wird in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert (ebd., S. 98).

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  46. Seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts führten die Grafen von Löwen den Herzogstitel in Niederlothringen; der Titel dux Brabantiae erscheint aber erst seit 1188. Vgl. Paul Bonenfant, “L’origine du titre de duc de Brabant,” Annales du congrès archéologique historique de Tournai de 1949 (1951), 704–712.

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  47. –Paul Bonenfant, A.-M. Bonenfant-Feytmans, “Du duché de Basse-Lotharingie au duché de Brabant,” Revue belge de philologie et d’histoire, 46 (1968), 1129–1165.

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  48. –Walther Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), mit Listen der ältesten Herzogsurkunden (1968), S. 403f.

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  49. –Walter Mohr, Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. II (1976), S. 15f.–Wenn Wolfram von einem Herzog und einer Herzogin von Brabant sprach, so benutzte er einen ganz modernen Herrschaftstitel, der erst zu seinen Lebzeiten eingeführt worden war.

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  50. Vgl. Carl Knetsch, Das Haus Brabant. Genealogie der Herzöge von Brabant und der Landgrafen von Hessen (1917), S. 23.

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  51. Der Herzog Lämbekin von Brabant wird bereits 73, 30f. genannt. Ob auch 270, 20 von ihm die Rede ist oder ob dort ein zweiter Lämbekin gemeint ist, läßt sich nicht entscheiden. Die ältere Forschung sah in den Versen 270, 20f. eine Anspielung auf “eine Dichtung, in welcher Lämbekin von Brabant eine Rolle spielte” (Karl Bartsch, “Die Eigennamen in Wolframs Parzival und Titurel,” Germanistische Studien. Supplement zur Germania, hrsg. K. Bartsch, Bd. II [1875], S. 114–159, Zitat S. 128).

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  52. J. F. D. Blöte (“Das Aufkommen des clevischen Schwanritters” [Anm. 40], S. 35, Anm. 1) vermutete, daß auch die Ersetzung von Nim wegen durch Antwerpen bei Wolf ram politische Gründe hatte. Herzog Heinrich I. von Brabant hatte die Stadt Nimwegen in Besitz genommen, mußte sie jedoch bei seinem Übertritt zur staufischen Partei im Jahr 1204 wieder herausgeben. “Bei der großen politischen bedeutung dieses Übertritts des herzogs wird diese herausgäbe eine zeitlang tagesgespräch in den ritterlichen kreisen gewesen sein und wird W. davon erfahren haben, demnach konnte er die handlung nicht in Nimwegen stattfinden lassen, denn dieses lag niemals auf brabantischem boden.” -Eine andere aktuelle Beziehung hat Paul Hagen (“Wolfram und Kiot,” ZfdPh, 38 [1906], 1–18, 198–237, bes. S. 203 f.) vermutet: er sah in der Ehe des Anschevin-Sprößlings Loherangrin mit der Brabanter Herzogin eine poetische Spiegelung der Ehe Ottos IV. mit der Brabanter Herzogstochter Maria. Der Weife Otto IV., über seine Mutter ein Mitglied der englischen Königsfamilie aus dem Geschlecht der Grafen von Anjou, verlobte sich 1198, im Anschluß an seine Wahl zum deutschen König, mit Maria; vollzogen wurde die Ehe erst im Jahr 1214, vgl. Knetsch (Anm. 46), S. 23. “Weil er also nicht wie Heinrich I. von Brabant eine fürstin heimführt, die sich ihrer herkunft vom schwanritter rühmen kann, sondern weil die sage nun weiter auf das haus Anjou übertragen worden ist, so ist klar, daß der dichter zwar ihre Verbindung mit Brabant kannte, daß ihm aber die heirat des jüngsten Anschevîn mit der Brabanter Fürstin wichtiger war als die Stammsage an sich” (Hagen, S. 204). Zu der Frage, ob Wolframs Namen Anschouwe, Anschevin an den Namen der Grafen von Anjou anklingen sollten, vgl. zuletzt Fritz P. Knapp, “Baiern und die Steiermark in Wolframs Parzival”, PBB, 110 (1988), 6–28, bes. 19ff.

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  53. Hrsg. Mary Williams, V. 6882ff. Zu Gerbert von Montreuil und seiner Fortsetzung des Conte du Graal vgl. “Le roman jusqu’à la fin du XHIe siècle,” hrsg. Jean Frappier, Reinhold R. Grimm, Grundriß der romanischen Literaturen des Mittelalters, Bd. IV, Teil 1 (1978), S. 358ff.; Teil 2 (1984), S. 125ff.

  54. Gerbert von Montreuil hat nach 1220 gedichtet und kommt als Quelle für Wolfram nicht in Frage. Das umgekehrte Verhältnis (“Sollte etwa eine Rückwirkung von Wolframs Parzival auf Gerbert anzunehmen sein?,” Wolfgang Golther, Parzival und der Gral in der Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit [1925], S. 58; vgl. Kolb [Anm. 16], S. 62, Anm. 37) wird dadurch ausgeschlossen, daß Gerbert mehr über den Schwanritter erzählt als bei Wolfram steht: die Anspielungen auf das Schwankindermärchen und der Hinweis auf Gottfried von Bouillon und seine Brüder können nicht von Wolfram stammen.

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  55. Das ist schon deswegen am wahrscheinlichsten, weil ohnehin sowohl für Wolframs als auch für Gerberts Version der Schwanrittergeschichte eine französische Quelle voraus zusetzen ist. Dazu kommt, daß es noch mehr Berührungspunkte zwischen Wolframs Dichtung und der Vierten Fortsetzung des Conte du Graal gibt, die sich am leichtesten erklären lassen, wenn man sie auf einen gemeinsamen Fundus zurückführt (vgl. Golther [Anm. 56], S. 58ff.–Margaret F. Richey, “Some Points of Contact between Wolfram von Eschenbach and Gerbert de Montreuil,” Modern Language Review, 28 [1933], 62–74). In diesem Zusammenhang ist es vielleicht nicht uninteressant, daß in dem französischen Epos Beatrix, das zu den jüngeren Epen des Kreuzzugszyklus gehört, die Jugendgeschichte des Schwanritters im Stil der Jugendgeschichte Percevais im Conte du Graal erzählt wird; vgl. Karl-Heinz Bender, Hermann Kleber (Anm. 41), S. 66.

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  56. Nach dem Vierten Kreuzzug war die Enttäuschung über die Pervertierung der Kreuz zugsidee allgemein. Vgl. Palmer A. Throop, Criticism o f the Crusade: A Study of Public Opinion and Crusade Propaganda (1940).

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  57. –Elizabeth Siberry, Criticism of Crusading. 1095–1274 (1985). Wie skeptisch Wolfram die Kreuzzüge beurteilt hat, zeigt seine Behand lung des Themas im Willehalm.

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Bumke, J. Parzival und Feirefiz — Priester Johannes — Loherangrin Der offene Schluß des Parzival von Wolfram von Eschenbach. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 65, 236–264 (1991). https://doi.org/10.1007/BF03396371

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