Abstract
Für Ernst Troeltsch ist das Verständnis der Gegenwart das Ziel der Geschichtswissenschaft. Die These dieses Artikels ist, daß Troeltsch in seiner Auslegung der Geschichte des Protestantismus die Bedeutung des protestantischen Christentums für moderne deutsche Identität feststellt. Sein Argument, daß der lutherische Idealismus den “metaphysisch-religiösen” Geist der Deutschen untermauert, basiert auf einer kulturtheoretisch geprägten Analyse nationaler Identität und wird im Kontext der Debatten des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts über den konfessionellen Charakter der deutschen Nationalität artikuliert. Dieser Beitrag widmet sich in diesem Sinne der Untersuchung politischer Implikationen der deutschen Theologie um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert und integriert die neuere Nationalismusforschung mit der “intellectual history” des deutschen Protestantismus.
© Walter de Gruyter