Zusammenfassung
Design steht auch im heutigen Kulturdiskurs noch allzu oft für den affirmativen Vollzug von Warenästhetik und Konsumlogik. Durch eine Reformulierung des Designbegriffs und der Prämissen der Designgeschichtsschreibung zeigt der Beitrag, dass auch die Gestaltung ein Widerstandspotential besitzt. Indem zunächst die tradierten Dogmen der Funktionalismustheorie entkräftet werden, lässt sich die Gestaltung als ein ästhetisches System beschreiben, das in seiner Autonomie der Kunst vergleichbar ist. Kunst und Design sind nicht gleich, aber auf Augenhöhe im Hinblick auf die ästhetischen Freiheiten zu denken, denn Design hat sich als das Kommunikationssystem der modernen Gesellschaft herausgebildet, das gegen die Ratio der Zweckrationalität und Technisierung zum Widerstand aufrief. Nicht das Gehorchen gegenüber vermeintlicher Alternativlosigkeit, sondern das Aufzeigen eines Andersmöglichseins bildet die zentrale Motivation des Entwerfens. Die menschliche Kreativität will durch das Design der Dinge mehr ausdrücken als nur dem Zweck zu folgen oder gar den vermeintlichen Naturgesetzen des Praktischen und Pragmatischen zu gehorchen. Daher ist der Widerstand gegen Zerstörung und Selbstzerstörung nirgends sinnvoller aufgehoben als im Alltäglichen.
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Geiger, A. (2018). Design als Widerstand?. In: Bosch, A., Pfütze, H. (eds) Ästhetischer Widerstand gegen Zerstörung und Selbstzerstörung. Kunst und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18767-5_19
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