Zusammenfassung
In der aktuellen ethischen Debatte über die ärztliche Unterstützung bei der Selbsttötung von schwerkranken Patienten werden von unterschiedlicher Seite strafrechtliche Verbote gefordert. Ging es zunächst in der politischen Debatte ausschließlich um das Verbot organisierter Formen der Beihilfe zur Selbsttötung, werden nunmehr einerseits auch weitergehende strafrechtliche Verbote bis hin zum Verbot jeder Form von Beihilfehandlungen wie andererseits die ausdrückliche Zulassung der Suizidbeihilfe durch Ärzte gefordert. Ausgehend vom Ansatz, ein Verbot der Suizidassistenz im Strafgesetzbuch aufzunehmen, zeigt der Artikel, dass die Straflosigkeit von Suizid und Suizidassistenz in Deutschland auf eine lange Tradition zurückgeht. Die Straflosigkeit der Beihilfe zum Suizid lässt sich dabei nicht nur systematisch, sondern auch inhaltlich begründen. Eine Strafbarkeit hingegen wäre weder rechtlich noch ethisch überzeugend darzustellen. Die Verfasser sprechen sich unter Bezugnahme auf einzelne Regelungsvorschläge gegen ein Strafverbot und schließlich für einen offenen Diskurs innerhalb der Ärzteschaft sowie für eine Neuregelung im Berufsrecht aus.
Abstract
Definition of the problem In the current ethical debate on physician-assisted suicide in Germany new sanctions in criminal law are debated from different sides. Whereas in the beginning the debate focused only on the ban of organised forms of suicide assistance, the explicit licensing of assisted suicide is also now requested by physicians. Arguments Considering the approach to include prohibition of assisted suicide within the German Criminal Code, the article shows that the impunity of suicide and suicide assistance has a long tradition in Germany. The impunity of assisted suicide cannot only be systematically and factually justified, but also in terms of content. A criminalization can be neither legally nor ethically justified. Conclusion The authors advocate—with reference to different legal drafts in the German Federal Parliament (Deutscher Bundestag)—for an open discourse within the medical profession and for a revision of the professional law.
Notes
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BGH StV 2011, 283 f.
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Danksagung
Wir danken Michaela Prskawetz und Agnieszka Ptaszny für das Korrekturlesen des Manuskripts.
Interessenkonflikt
T. Henking und J. Vollmann geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen und Tieren.
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Henking, T., Vollmann, J. Rechtliche Verbotsvorschläge der ärztlichen Unterstützung bei der Selbsttötung von schwerkranken Patienten. Ethik Med 28, 121–134 (2016). https://doi.org/10.1007/s00481-015-0372-6
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00481-015-0372-6
Schlüsselwörter
- Ärztlich assistierte Selbsttötung
- Freiverantwortlichkeit
- Ärztliches Berufsrecht
- Strafwürdiges Unrecht
- Verbot von Sterbehilfeorganisationen