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Die Einrichtung der Klinischen Ethikberatung am Universitätsklinikum Ulm

Persönlicher Einsatz – Institutionelle Bereitschaft – Gesellschaftliche Strömungen

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Ethikberatung in der Medizin
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Zusammenfassung

Im Jahr 2010 hat sich auch das Universitätsklinikum Ulm der Reihe von Universitätskliniken in Deutschland angeschlossen, die ein Klinisches Ethikkomitee zu ihren Einrichtungen zählen. Damit folgte das Klinikum den Empfehlungen der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer zur Ethikberatung in der Klinischen Medizin. Ethik in der Klinik hat, zumindest was die Dynamik der Institutionalisierung betrifft, Konjunktur. Kurse zur Ausbildung von Ethikberatern, professionelle Beratungsangebote für die Implementierung von Ethikkomitees und Foren für den Austausch unter den Institutionen können als Zeichen dafür gelten, dass die Klinische Ethik sich nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Europa und anderen Teilen der Welt etabliert hat.

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Notes

  1. 1.

    Zur fachlichen Diskussion: vgl. Saunders (2004), Nilson (2006), Dörries (2007), Fukuyama (2008), Kettner (2008), Pedersen (2008), Svantesson (2008), Tarzian (2009), Winkler (2010), Gaudine (2010), Larcher (2010). Einen knappen historischen Abriss über Klinische Ethik geben Ashcroft et. al. (2005), S. 1–6. Zur Klinischen Ethikberatung: z. B. Steinkamp u. Gordijn (2010), Dörries et al. (2008), Groß et al. (2008). Das Jahrbuch Ethik in der Klinik, hrsg. von Frewer et al. (2008), untersucht ausdrücklich neben erwünschten auch unerwünschte Wirkungen Klinischer Ethikkomitees. Außerdem „Clinical Ethics Consultation“, hrsg. von Schildmann et al. (2010), das aus einer internationalen Tagung in Bochum im Jahr 2008 hervorgegangen ist.

  2. 2.

    Zum Kontext vgl. die Ausführungen von Ley (2005), Kettner (2005), Vollmann (2006), Paul (2008), Vollmann (2008), Tarzian (2009), Schildmann et al. (2010).

  3. 3.

    Aus der Perspektive auf „die moderne Gesellschaft als funktional differenzierter Gesellschaft ohne ethische/moralische Zentralperspektive“ identifiziert Nassehi (2006) Ethik-Gremien als Orte „entscheidungsorientierter, d. h. praxisrelevanter ethischer Reflexionsformen“, die eine in Abgrenzung zur akademischen Ethik eigene Form ethischer Reflexion darstellten. Allerdings sieht er die Entstehung dieser Ethik-Gremien nicht als Ergebnis einer arbeitsteiligen Ausdifferenzierung von Ethikern neben anderen Professionen, denn die dort ablaufenden Entscheidungsprozesse seien genuin interdisziplinäre, an denen sich unterschiedliche Berufsgruppen und nicht ausschließlich Ethik-Experten beteiligten.

  4. 4.

    Gründung 1989 durch Prof. Dr. Dr. Helmut Baitsch, PD Dr. Dr. Gerlinde Sponholz, Dr. Diana Meier-Allmendinger und Dr. Gebhard Allert.

  5. 5.

    Der erste Lehrstuhlinhaber ist seit Ende 2008 Prof. Dr. Heiner Fangerau.

  6. 6.

    Auf Grundlage des von Habermas ausformulierten Programms der Diskursethik legt Kessler die Grundgedanken der Diskursethik dar und analysiert, wie diese Eingang in das Konzept der Ethikseminare des Arbeitskreises gefunden hat.

  7. 7.

    Eine ausführliche Beschreibung der Organisation sowie der didaktischen Grundlagen dieser Lehrveranstaltung findet sich bei Gommel u. Glück (2005). Vgl. auch Gommel u. Raichle (2005)

  8. 8.

    Vgl. Grundsatzpapier des Fachverbandes Medizingeschichte und der Akademie für Ethik in der Medizin (2009): „Zu den Lehrzielen im Bereich der Fähigkeiten und Fertigkeiten zählen der sensible Umgang mit unterschiedlichen Perspektiven auf Gesundheit, Krankheit und Kranksein sowie mit verschiedenen Menschenbildern und medizinischen Konzepten, die Wahrnehmung moralischer Werte in Patientenversorgung und medizinischer Forschung und die Reflexion des eigenen Wissenschaftsverständnisses[…].“

  9. 9.

    Ob mit der Zeit durch die systematische medizinethische Ausbildung im Curriculum des Medizinstudiums und die Schaffung einer „Kultur“ der ethischen Reflexion in der klinischen Arbeit der Bedarf an Klinischer Ethikberatung wieder zurückgehen könnte, diese – vielleicht auch hypothetische – Frage könnte zu späterer Zeit einmal aufgegriffen werden.

  10. 10.

    Teilnehmer eines ersten regionalen Vernetzungstreffens im Februar 2011 waren die KEKs aus Aalen, Göppingen, Heidenheim, Kempten und Ravensburg. Kontakt besteht außerdem zur geriatrischen Agaplesion Bethesda Klinik in Ulm.

  11. 11.

    Zum Vergleich mit Erfahrungen anderer Kliniken in Deutschland bei der Implementierung Klinischer Ethikberatung siehe auch Dörries u. Hespe-Jungesblut (2007).

  12. 12.

    Generell gilt, dass Ethikberatung den Arzt nicht von seiner persönlichen Verantwortung für die inhaltliche Richtigkeit der Entscheidung gegenüber dem Patienten entlastet, siehe Rothärmel (2008). Andererseits wäre denkbar, dass Mitglieder eines KEK wegen (fahrlässiger) Nebentäterschaft für Ratschläge, die den strafrechtlichen Vorgaben widersprechen, strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könnten, siehe Gaidzik (2005) und Kap. 15.

  13. 13.

    Fahr (2008) schlägt vor, Ethikberatung als Prozess zu sehen, „in dem ein […] Berater einem oder mehreren Ratsuchenden gegenübertritt, um den Ratsuchenden in einem ergebnisoffenen und aufrichtigen Diskurs ein moralisch-praktisches Urteil über eine bestimmt moralische Handlungssituation X zu ermöglichen.“ (S. 79).

  14. 14.

    So kommt in manchen US-Staaten den „HealthCare Ethics Committees“ die Entscheidungsbefugnis als Stellvertreter für den Patienten in der Frage lebensverlängernder Maßnahmen zu, wenn Angehörige/Vertreter im Konflikt miteinander oder den behandelnden Ärzten sind oder kein rechtlich befugter Stellvertreter verfügbar ist.

  15. 15.

    Vorschläge für eine Integration von Theorie und Praxis in einen klinisch-ethischen Ansatz in Anlehnung an die philosophische Hermeneutik finden sich z. B. bei ten Have (1994).

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Imhof, C. (2012). Die Einrichtung der Klinischen Ethikberatung am Universitätsklinikum Ulm. In: Frewer, A., Bruns, F., May, A. (eds) Ethikberatung in der Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-25597-7_10

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