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Fiktion und Identifikation. Zur Ästhetik der Leserrolle im deutschen Roman zwischen 1750 und 1780

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Entwicklung der erzählerischen Fiktion im 18. Jahrhundert zur ästhetischen Autonomie führt zu neuen theoretischen Ansätzen und Interaktionsformen zwischen Autor und Leser, die sich im Prinzip der Identifikation zusammenschließen. Anhand des deutschen Aufklärungsromans werden die poetologischen und rezeptiven Prozesse untersucht.

Abstract

The development of narrative fiction towards aesthetic autonomy in the 18th century leads to new theoretical approaches and to new forms of interaction between the author and his reader who both join in the principle of identification. This study deals with these poetological and receptive processes on the basis of the German novel in the Age of Enlightenment.

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Literatur

  1. Zur Kritik der Autoren am Unvermögen ihrer Leser vgl. die Belege bei D. Harth, “Romane und ihre Leser,” GRM, N.F. 20 (1970), 159–179, hier 167.

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  2. C.F. Geliert, Briefe nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen (1751), hg. innerhalb der “epistolographischen Schriften” Gellerts von R.M.G.Nickisch als Faksimiledruck (1971), S.97 und 98. Gellerts Äußerung gehört zwar in den aktuellen Zusammenhang von Briefen, “deren Inhalt aus bloßen Erzählungen besteht” (S. 96), doch zeigt der weitere Kontext der Stelle mit Verweis auf Livius, daß sich Geliert durchaus allgemein zum Problem der “prosaischen Erzählung” (S. 100) äußert. Zur Frage, inwieweit Gellerts Brieflehre als allgemeine Stiltheorie des Erzählens verstanden werden darf vgl. J.Jacobs, “Gellerts Dichtungstheorie,” Literaturwiss. Jb., N.F. 10 (1969), 95–108; D. Brüggemann, “Geliert, der gute Geschmack und die üblen Briefsteller. Zur Geschichte der Rhetorik in der Moderne,” DVjs, 45 (1971), 117–149; D.Kimpel, Der Roman der Aufklärung (1670–1774) (21977), S. 97.

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  3. Zu Wielands Fiktionstheorie und ihren poetologischen Diskussionsgrundlagen vgl. W.Preisendanz, “Die Auseinandersetzung mit dem Nachahmungsprinzip in Deutschland und die besondere Rolle Wielands (Don Sylvio, Agathon),” in H.R. Jauß (Hg.), Nachahmung und Illusion (1964), S. 72–93 (zum Agathon S. 88ff). Wieland bewegte sich faktisch nicht völlig ohne Zusammenhang mit anderen Romanautoren, die dem Prinzip der Wahrheitsfingierung als Antwort auf die ältere Fiktionskritik folgten (zu dieser vgl. G. Sauder, “Argumente der Fiktionskritik 1680–1730 und 1960–1970,” GRM, N.F. 26 [1976], 129–140, hier besonders 132ff). Wielands Romanvorstellung bezieht noch die rhetorisch-juristische Tradition des fictio-Begriffes als Modellfall mit natürlicher Wahrscheinlichkeit (vgl. G. Sauder a. a. O., S. 130f) mit ein, die bis hin zu Jean Pauls “Investitur” des Lesers im Komet anspielungsmäßig als präsent für die Leser erscheint. Der Entwurf eines phantastischen Modells von Wirklichkeit im fiktiven Erzähler/Leser-Spiel wird exemplarisch in einem späten Roman A. v. Knigges vorgeführt (vgl. J.Walter, “Adolph Freiherrn von Knigges Roman ‘Benjamin Noldmanns Geschichte der Aufklärung in Abyssinien,” GRM, N.F. 21 [1971], 153–180).

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  4. Vgl. L.E. Kurth, “W.E.N. — Der teutsche Don Quichotte, oder die Begebenheiten des Marggraf von Bellamonte. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Romans im 18. Jahrhundert,” Jb. d. dt. Schillergesellschaft, 9 (1965), 106–130, hier 117ff.

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  5. Vgl. die Belege bei K.-D.Müller (Anm. 73), S. 343, Anm. 12. Die Auffassung reicht über den Kreis der Romantiker hinaus. Eine Stelle bei J.G.Herder weist auf die Tradition dieser Ansicht in der Verknüpfung von Historie und Poesie hin. In den Briefen zu Beförderung der Humanität (1796) schließt Herder seine Bemerkungen zur romanhaften Geschichtsschreibung der Antike: “…und überhaupt ist uns der Menschen Thun und Laßen selbst so sehr zum Roman worden, daß wir ja die Geschichte selbst beinah nicht anders als einen philosophischen Roman zu lesen wünschen” (Sämtliche Werke, hg. B.Suphan, XVIII [1883], 110). Zur Wirkung Herders auf F. Schlegel im Kontext der Romanvorstellung vgl. W.A. van Schmidt, “Berührungspunkte der Romantheorien Herders und Friedrich Schlegels,” The German Quarterly, 47 (1974), 409–414.

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  6. Hippel, der auch gegenüber seinem engsten Bekanntenkreis die Autorschaft der Lebensläufe verhehlte, ließ durch eine Zeitungsnotiz die Verfasserschaft eines Majors Trodde von Treyden in Umlauf setzen. Zum Sachverhalt vgl. A.Warda, Euphorion, 15 (1908), 820 und F.J. Schneider, “Th. G. v. Hippeis Schriftstellergeheimnis,” Altpreußische Monatsschrift, 51 (1914), 1–35. Daß der vorgespielte, identifikatorische Leserappell nicht in seiner literarischen Intention begriffen wurde, belegt anschaulich das Urteil von Gervinus, der die Unmöglichkeit der inhaltlichen Auflösung des Romans zum entscheidenden, in der Folge immer wieder vorgetragenen Einwand gegen das Werk machte: “Durch diese naive, um das lesende Publikum ganz unbesorgte Art nun, die das Privatleben eines noch dazu streng namenlos auftretenden Schreibers gleichsam als bekannt voraussetzt, durch diese selbstgefällige Wichtigkeit, die auf die Persönlichkeit desselben gelegt ist, wird nicht allein die Form jener Werke bestimmt, sondern auch ihr Inhalt” (Geschichte der dt, Dichtung, V, [41853], 176). Zur literaturwissenschaftlichen Wertung der Lebensläufe vgl. P.Michelsen, Laurence Sterne und der dt. Roman des 18. Jahrhunderts (1962; 21972), S. 274ff.; H.Vormus, “Th. G. v. Hippel: Lebensläufe nach aufsteigender Linie nebst Beilage A, B, C. — Eine Interpretation,” Études Germaniques, 21 (1966), 1–16; N.Miller (Anm. 90), S. 241ff; J.Jacobs, Prosa der Aufklärung (1976), S. 204ff.

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  7. Zur Fiktionalisierung der Erinnerungen Goethes bezüglich des Werther vgl. W. Kayser, “Die Entstehung von Goethes Werther,” DVjs, 19 (1941), 430–457 und K.Maurer, “Die verschleierten Konfessionen. Zur Entstehungsgeschichte von Goethes Werther,” in Die Wissenschaft von dt. Sprache und Dichtung, Fs. f. F.Maurer z. 65.Geb. (1963), S. 424–437.

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Kleinschmidt, E. Fiktion und Identifikation. Zur Ästhetik der Leserrolle im deutschen Roman zwischen 1750 und 1780. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 53, 49–73 (1979). https://doi.org/10.1007/BF03376345

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