Zusammenfassung
Die Gesundheitsreformen der vergangenen Jahrzehnte haben die Organisation Krankenhaus einem grundlegenden Wandel unterzogen. Neben offenkundig notwendigen und sinnvollen Veränderungen hat es aber auch solche gegeben, die die Frage aufwerfen, welchen gesellschaftlichen Aufgaben das Krankenhaus in Zukunft dienen soll. Pointiert gefragt: Welcher Effektivität soll die seit Jahren betriebene Effizienzsteigerung in der Organisation Krankenhaus dienen außer der Begrenzung eines allgemeinen Kostenanstiegs? Es ergibt sich ein paradoxer Befund: Der Wandel der Organisation Krankenhaus scheint sich maßgeblich der Ökonomisierung zu verdanken, die zugleich das Mittel darstellt, mit dem der Wandel bewältigt werden soll. In diesem Beitrag werden organisations- und institutionstheoretische Entwicklungen auf den Prozess der Ökonomisierung abgebildet und aus einer ethischen Perspektive reflektiert.
Abstract
Definition of the problem The hospital as an organization has undergone substantial changes during recent decades due to reforms in the health care system. There have been necessary and quite helpful modifications; however, some modifications raise the question: what public tasks should hospitals fulfill in the future? The following question, thus, arises: what kind of effectiveness, besides cutting costs, should be achieved by the permanent increase of efficiency in hospitals? Paradoxically spoken, the change of the organization hospital seems to be entailed by economization which at the same time is meant to be a remedy for change. Arguments This article reflects on the process of economization from an ethical perspective using patterns from organizational and institutional theory, e.g., a model to evaluate levels of economization contributed by the French sociologist Pierre Bourdieu, applied in this case to German hospitals. Conclusion Market-driven incentives are no answer to the question which goals (i.e., morally, socially, and legally) the health care system should meet. Therefore, public deliberation and performance-orientated shaping of the institutions is required.
Notes
Ich unterscheide semantisch zwischen Gesundheitswesen und Gesundheitssystem. Während Erstes die Institution als mit Sinnstiftungen, wenn nicht gar Heilserwartungen aufgeladenen sozialen Komplex bezeichnet, meint der zweite Begriff in erster Linie die technisch-ökonomisch steuerbaren Einheiten. Natürlich ist das eine nicht ohne das andere zu haben, aber für die Analyse der Probleme erscheint mir diese Unterscheidung weiterführend.
Dass es auch anders gehen könnte, also erweiterte Kosten-Nutzen-Kalküle mit dem Respekt vor der Humanität, resp. der menschlichen Würde zusammengehen könnten, deutet Beckley [2] zumindest theoretisch an.
Die Formulierung „Humanität des Menschen“ mag auf den ersten Blick tautologisch anmuten. Aus anthropologischer wie aus ethischer Perspektive ist das, was den Menschen zum Menschen macht, ihn also vom Unter- und Unmenschlichen ebenso wie vom Übermenschlichen abgrenzt und bestimmt, etwas wozu er sich bilden soll und kann, was er aber auch verfehlen kann. Ich muss es weiteren Publikationen vorbehalten, die im Folgenden hergestellte und nicht ganz offensichtliche Verbindung zwischen evangelischer Sozialethik und der Ethik von Emmanuel Levinas darzulegen; hier muss der Hinweis genügen, dass Levinas’ Vorstellung vom Erwachen des Menschen zur Humanität in der Verantwortung für den Anderen nicht nur philosophisch, sondern auch theologisch hoch anschlussfähig ist [26].
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Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor weist darauf hin, dass keinerlei Interessenkonflikte mit zitierten Personen oder Institutionen bestehen; das betrifft materielle wie ideelle Belange.
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Manzeschke, A. Die effiziente Organisation. Ethik Med 23, 271–282 (2011). https://doi.org/10.1007/s00481-011-0163-7
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