Skip to main content
Log in

Sprachphilosophie in religionskritischer Absicht Karl Philipp Moritz’ Kinderlogik in ihrem ideengeschichtlichen Zusammenhang

  • Published:
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Moritz führt seine Kinderlogik über die bloße Einübung in richtiges Denken hinaus und skizziert eine Geschichtsphilosophie, die ohne Rekurs auf eine göttliche Vorsehung auskommt. Die Untersuchung rekonstruiert die Entwicklung von Moritz’ Denken in seiner Distanzierung von Herder und ordnet die Kinderlogik in den ideengeschichtlichen Kontext der Berliner Spätaufklärung ein.

Abstract

Moritz’s Kinderlogik goes beyond a simple introduction into correct reasoning, and sketches out a philosophy of history that is able to get along without the concept of divine providence. This inquiry reexamines the development of Moritz’s thought, reconstructing the deviation from Herder in order to demonstrate the relation of the Kinderlogik to the Berlin late enlightenment.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Literature

  1. Karl Philipp Moritz, Versuch einer kleinen praktischen Kinderlogik welche auch zum Theil für Lehrer und Denker geschrieben ist, Berlin 1786, 96 (Zitate werden im Text unter der Sigle KL verzeichnet).

    Google Scholar 

  2. Vgl. hierzu das Kapitel “Besondere Aspekte der deutschen Aufklärung” in Panajotis Kondylis, Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus, Stuttgart 1981, 537–649, speziell 537–545.

    Google Scholar 

  3. Jean Paul, Blumen-, Frucht- und Dornenstücke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs, Werke, hrsg. Norbert Miller, 3., neubearb. Ausgabe, München 1971, II, 7–576, hier: 275.

    Google Scholar 

  4. Jean-Jacques Rousseau, Emile ou de l’éducation, Oeuvres complètes, hrsg. Bernard Gagnelin, Marcel Raymond, Paris 1969, IV, 239–868, hier: 319.

    Google Scholar 

  5. Vgl. Christian Wolff, Vernùnfftige Gedancken (3) [Deutsche Ethik], hrsg. Hans Werner Arndt, Gesammelte Werke, hrsg. J. École, J. E. Hofmann, M. Thomann, H. W. Arndt, I. Abteilung, Deutsche Schriften, Hildesheim, New York 1976, IV, 212; außerdem die §§ 488 und 490 in Johann Christoph Gottsched, Erste Gründe Der Gesamten Welt-weisheit, Darinn alle Philosophische Wissenschaften in ihrer natürlichen Verknüpfung abgehandelt werden, Andrer Practischer Theil, Leipzig 1734, 321 f.

    Google Scholar 

  6. Der Einfluß von Herders Ältester Urkunde auf Moritz’ Sprachphilosophie ist schon von August Langen betont worden (vgl. August Langen, “Karl Philipp Moritz’ Weg zur symbolischen Dichtung”, ZfdPb 81 [1961], 169–218, 402–440, hier 408f.). -Daß Herders Genesis-Deutung der Kinderlogik als Folie dient, hat auch der anonyme Rezensent der Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen (“115. Stück. Den 21. Julii 1787”, 1149f., hier: 1150) bemerkt: “Die Schöpfungsgeschichte Mosis, als Geschichte des menschlichen Verstandes angesehen; ohngefähr wie in H. ältester Urkunde”.

    Google Scholar 

  7. Herder, Urkunde [Anm. 10], 258. — Der unmittelbare Einfluß der Ältesten Urkunde geht aus Moritz’ Brief an Herder vom 17. Juni 1780 hervor, der die Übersendung eines Sonderdrucks der Schöpfungsfeier begleitete: “Ich laß Ihre Schriften, insbesondre die Urkunde, und fand darinn was ich suchte, neue Aufschlüße über die Kinderseele. Ich säumte nicht, von dem was ich gelesen hatte, die Anwendung zu machen” (Moritz an Herder; Berlin, 17. 6. 1780. — Zitiert nach Hugo Eybisch, Anton Reiser. Untersuchungen zur Lebensgeschichte von K. Ph. Moritz und zur Kritik seiner Autobiographie, Probefahrten 14, Leipzig 1909, 187).

    Google Scholar 

  8. Vgl. Karl Philipp Moritz, Unterhaltungen mit meinen Schülern, Erstes Bändchen, Berlin 1780, 149–160.

    Google Scholar 

  9. Auch Herder versteht die Genesis als Poesie, die ihm grundsätzlich als “Muttersprache des Menschengeschlechts” gilt (Johann Gottfried Herder, Aelteste Urkunde des Menschengeschlechts, Zweiter Band, welcher den Vierten Theil enthält [Riga 1776], Sämtliche Werke, hrsg. Bernhard Suphan, Reprographischer Nachdruck der Ausgabe Berlin 1884, Hildesheim 1967, VII, 1–172, hier: 23). Bei Herder geschieht diese dichterische Leistung im göttlichen Auftrag — bei Moritz hingegen in Autonomie.

    Google Scholar 

  10. Karl Philipp Moritz, Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten, Berlin 1791, 1.

    Google Scholar 

  11. “Uebrigens ist diese kleine praktische Kinderlogik mir unter den Händen das gewor-den, was sie eigentlich nicht werden sollte, aber doch bei dem natürlichen Gange des Denkens werden mußte — indem ich bei der Ausarbeitung nothwendig auf Ideen stieß, die ich in diesem Zusammenhange zu verfolgen mich nicht erwehren konnte” (KL, unpagi-nierte Vorrede). — Raimund Bezolds an sich richtige Beobachtung, die Kinderlogik verliere “von Seite zu Seite mehr ihr ursprüngliches Ziel aus den Augen”, geht deshalb am Problem vorbei (Raimund Bezold, Popularphilosophie und Erfahrungsseelenkunde im Werk von Karl Philipp Moritz, Epistemata: Reihe Literaturwissenschaft 14, Würzburg 1984, 4).

    Google Scholar 

  12. “Eine jede menschliche Erkenntniß ist also zum Theil wahr, zum Theil unwahr; denn sie ist die Würkung einer Kraft, die ihre Gränzen und Einschränkungen hat” (Moses Mendelssohn, Morgenstunden oder Vorlesungen über das Daseyn Gottes, Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe, Schriften zur Philosophie und Ästhetik III, 2, bearb. Leo Strauss, Stuttgart-Bad Cannstatt 1974, 29).

    Google Scholar 

  13. “Schön ist die Ehe, die Gott zwischen Erkennen und Empfinden in unserm vermischten Daseyn knüpfte. Sie sind die zween Brennpunkte der Ellipse, um die unsre Lebenskugel sich reget, widrig ausgehende Pole, die aber im Mittelpunkt Eins sind” (Johann Gottfried Herder, Vom Erkennen und Empfinden den zwo Hauptkräften der Menschlichen Seele [1775], Sämtliche Werke, hrsg. Bernhard Suphan, Reprographischer Nachdruck der Ausgabe Berlin 1892, Hildesheim 1967, VIII, 263–333, hier: 297).

    Google Scholar 

  14. Peter Weber hat hervorgehoben, daß die Berlinische Monatsschrift “anhaltend gegen Orthodoxie* religiösen Aberglauben, pfäffisches Dunkelmännertum und mystische Ge-heimgesellschaften focht” (Peter Weber, “Die Berlinische Monatsschrift als Organ der Aufklärung”, Berlinische Monatsschrift [1783–1796], hrsg. Friedrich Gedike, Johann Erich Biester, Auswahl, Leipzig 1986, 356–452, hier: 365).

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this article

Meier, A. Sprachphilosophie in religionskritischer Absicht Karl Philipp Moritz’ Kinderlogik in ihrem ideengeschichtlichen Zusammenhang. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 67, 252–266 (1993). https://doi.org/10.1007/BF03396208

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/BF03396208

Navigation