„Er aber hat keine Heimat und kann deshalb auf nichts verzichten und muß immerfort daran denken, sie zu suchen oder zu bauen, immerfort, ob er den Hut vom Nagel nimmt oder in der Schwimmschule in der Sonne liegt oder das von Dir zu übersetzende Buch schreibt.“ (Kafka an Milena über Max Brod)
Zusammenfassung
Der nachstehende Artikel liest Franz Kafkas letzten Roman Das Schloß als einen Text über das — historisch bedingte — Scheitern der Assimilationshoffnungen seines Autors. In diesem Sinne als einen — allerdings ironisch und modernistisch gebrochenen — „jüdischen Gralsroman“, wie er als Kafkas literarische „Antwort“ auf die dominierenden und ihn obsessiv beschäftigenden assimilationstheoretischen Diskurse seiner Zeit entstand.
Abstract
The following article presents Franz Kafka’s last novel The Castle as a literary document on the historically determined failure of the author’s hope in assimilation. Thus, although both ironic and modernistic — a kind of Jewish “Holy Grail novel” and a literary result of Kafka’s nearly obsessive focus on the main discourses in his time.
Literature
Franz Kafka, Briefe an Milena, hrsg. Willy Haas, Frankfurt a.M. 1952, 173.
Hartmut Binder, Kafka-Kommentar zu den Romanen, München 1976, 269.
Gerhard Neumann, „Hungerkünstler und singende Maus“, in: Gunter E. Grimm (Hrsg.), Metamorphosen des Dichters, Frankfurt a.M. 1992, 238.
Michael Müller, „So viele Meinungen!“, in: Franz Kafka, hrsg. Heinz Ludwig Arnold, München 1994, 10f.
Vgl. Bernd Neumann, „Ein anderer Prozeß“, Neue Deutsche Literatur, 52. Jahr, 561. Heft, Berlin November 2004, 40ff.
Vgl. dazu Hartmut Binder, Kafka in neuer Sicht, Stuttgart 1976, 350.
Franz Kafka, Briefe an Milena, hrsg. Jürgen Born, Michael Müller, Frankfurt a.M. 1986, 301.
Franz Kafka, Das Schloß, Frankfurt a.M. 1995, 9.
Martin Walser, Beschreibung einer Form, München 1961.
Heinz Politzer, Franz Kafka, der Künstler, Frankfurt a.M. 1965, 338.
„[…] außerdem machen die Studenten kaum eigene Fehler, sondern wiederholen meist fremde. Wenn ich ihnen einen Text gebe, z.B. ‚Die kaiserliche Botschaft‘, und sie frage, wo es spielt, transponieren sie die Geschichte sofort auf eine symbolische Ebene, erinnern sich, was sie über Kafka gehört und gelesen haben — seine Transzendenz, seine Metaphysik —, und sind nicht imstande, den konkreten Inhalt zur Kenntnis zu nehmen. Auch wenn ich ihnen die Merkmale aufzähle […] weigern sie sich, es mit irgendeiner Realität in Verbindung zu setzen.“ Libuşe Moniková, Pavane für eine verstorbene Infantin, Berlin 1983, 58.
Hannah Arendt, Die verborgene Tradition, Frankfurt a.M. 1976.
Vgl. dazu grundlegend Christoph Stölzl, Kafkas böses Böhmen, München 1975.
Erich Heller, „Die Welt Franz Kafkas“, in: ders., Enterbter Geist, Frankfurt a.M. 1954, 307f.
Klaus Wagenbach, Franz Kafka, Bern 1958, 78 (Zitat im Zitat aus
Felix Weltsch, The Bohemian Jew, New York 1943).
Vgl. dazu Achim Jaeger, Ein jüdischer Artusritter, Tübingen 2000.
Hugo Bergmann, „Erinnerungen an Franz Kafka“, Universitas 27 (1972), 741.
Franz Kafka, Briefe 1902–1924, hrsg. Max Brod, Frankfurt a.M. 1958, 59.
Teixeira de Pascoaes, zitiert nach Botho Strauss, Der Untenstehende auf Zehenspitzen, München 2004, 61.
Sylvelie Adamzik, Kafka. Topographie der Macht, Basel 1992, 45.
Martin Buber, Der Jude und sein Judentum, Gerlingen 1993, 46.
Hartmut Binder, Franz Kafka. Leben und Persönlichkeit, Stuttgart 1983, 112.
Max Brod, Leben mit einer Göttin, München 1923, 32.
Hans Blüher, In médias res. Grundbemerkungen zum Menschen, Jena 1920, 21.
Hans Blüher, Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft, Bd.L, Jena 1917, 38f.
Franz Kafka, Tagebücher, hrsg. Max Brod, Frankfurt a.M. 1976, 423.
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Neumann, B. Der Blick des großen Alexander, die jüdische Assimilation und die „kosmische Verfügbarkeit des Weibes“: Franz Kafkas letzter Roman Das Schloß als das Ende einer „neuen Kabbala“?. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 79, 307–340 (2005). https://doi.org/10.1007/BF03374704
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