Abstract
Die Unvollkommenheit des Menschen zwingt ihn biologisch zu Kompensationen, die in den kulturellen Leistungen zum Ausdruck kommen. Psychologisch bedeutet diese Unvollkommenheit eine Offenheit hinsichtlich einer unendlichen Vielfalt schöpferischer Möglichkeiten. Während Alfred Adlers Überlegungen auf den Finalismus einer idealen Gemeinschaft als die noch zu vollendende Evolution zielen, stellen Sigmund Freud und Donald W. Winnicott die Unabschließbarkeit seelischer Entwicklungen heraus. Die Unvollkommenheit des Seelischen kann sich in alle Richtungen entfalten, muss aber dabei immer mit den unvermeidlichen Konsequenzen rechnen. Das Umgehen mit unserer Unvollkommenheit kann durchaus misslingen und führt zu Abwehrmaßnahmen, durch die die Menschen gottähnlich werden wollen.
About the author
Dipl. Psych., Psychoanalytiker in eigener Praxis in Köln, Dozent, Supervisor und Lehranalytiker am Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf. Arbeitsschwerpunkte: Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte, Phänomenologie.
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