Zusammenfassung
Sternheims Hauptkomödien der Zeit vor 1914 sind weder reine Satiren noch verherrlichen sie das bürgerliche Heldenleben, wie es Sternheims Theorie behauptet, sondern ihre Schilderung menschlicher Schwächen und fixer Ideen, die laut Sternheim den Grundzügen menschlichen Verhaltens entsprechen, ist mehrdeutig. Nur in späteren Komödien gibt es wahre Helden.
Abstract
Sternheim’s major pre-1914 comedies are neither satires nor do they glorify bourgeois heroism, but their depiction of human frailty and obsessions which, according to Sternheim, constitute the basic features of human conduct is ambiguous. Only in his later comedies are genuine heroes to be found.
Literature
Vgl. Herbert W. Reichert, “Nietzsche und Carl Sternheim,” Gotthart Wunberg (hrsg.) Nietzsche-Studien, I (1972), S. 334–352; Nachdruck in: Nietzsche und die deutsche Literatur, II, Forschungsergebnisse, (1978), S. 11–34, der Sternheims Einstellung zu Nietzsche erörtert. Der Aufsatz bedarf sowohl der Korrektur wie der Ergänzung. Sternheim soll im Sommersemester 1906 Heinrich Rickerts Vorlesungen in Freiburg i. B. besucht haben. Es ist daher von Interesse zu wissen, daß Rickert in jenem Semester einstündig über Nietzsche las. (Ich verdanke diese Auskunft Gerhard Kaiser.)
Vgl. “Tasso oder Kunst desjuste Milieu” (1921); GW, VI, 177–201; vgl. auch Rhys W. Williams: “Carl Sternheim’s ‘Tasso oder Kunst desjuste Milieu’: An Alternative History of German Literature,” The Modern Language Review, 75 (1980), 124–137.
Gustave Flaubert, Madame Bovary, I, 7 (1971). Zu Flauberts Einwirkung auf Sternheim vgl.
Rhys W. Williams, “Carl Sternheim’s Debt to Flaubert,” arcadia, 156 (1980), 149–163.
Zitiert aus “Carl Sternheim: Briefe an Franz Blei,” hrsg. Rudolf Billetta, Neue deutsche Hefte, 18, Nr. 129–132 (1971), 48f.
Vgl. “Bürger Sternheim,” Blätter des deutschen Theaters, II, 7, (Februar 1924), 50f. Nachdruck in Weltliteratur der Gegenwart, Bd. Deutschland. II (in Verbindung mit Ernst Blaß und Lutz Weltmann) hrsg. Ludwig Marcuse (1924), S. 148–50. Auch Kuno Brombacher (Der deutsche Bürger im Literaturspiegel von Lessing bis Sternheim [1920]) scheint diese Auffassung zu teilen.
Vgl. Rudolf Billetta, Sternheim Kompendium. Carl Sternheims Werk. Weg und Wirkung. Bibliographie und Bericht [1975], ein Glanzstück bibliographischer Arbeit, weiterhin zitiert als Billetta, S. 121 ff.)
Vgl. Juden in der deutschen Literatur. Essays über zeitgenössische Schriftsteller, hrsg. Gustav Krojanker (1922), S. 314f.
Von Diebolds Kritik, die dieser einflußreiche Theaterkritiker der hochrenommierten Frankfurter Zeitung in seinem Buch Anarchie in Drama ([1921]; vgl. insbesonders S. 112) vorbrachte, war Sternheim anscheinend betroffen. Vgl. seine ironische Kritik an Diebolds Buch in Tasso oder Kunst des Juste Milieu, VI, 201; vgl. auch Rhys W. Williams, “Carl Sternheim’s ‘Tasso oder Kunst des Juste Milieu’: An Alternative History of German Literature,” MLR, 75 (1980), 136.
Vgl. Felix Bertaux, (Da ich keinen Zugang zu der französischen Originalausgabe seiner Literaturgeschichte hatte, verweise ich auf die von John J. Trounstone besorgte englische übersetzung) A Panorama of German Literature 1871–1931 (1935), S. 178 f.
Vgl. Jethro Bithell, Modern German Literature 1880–1938 (1939), S. 439, (3. Aufl. [1959], S. 389)
H. F. Garten, Modern German Drama (1959), S. 96
R. Beckley, “Carl Sternheim,” German Men of Letters, hrsg. Alex Natan, II (1963), S. 131–154
Roy Pascal, From Naturalism to Expressionism. German Literature and Society 1880–1918 (1973), S. 265.
Vgl. Carl Sternheim, GW, I, 5–19. Vgl. auch Wilhelm Emrich, “Carl Sternheims ‘Kampf der Metapher’ und für die eigene Nuance,” Geist und Widergeist. Wahrheit und Lüge der Literatur (1965), S. 163–184; “Die Komödie Carl Sternheims” in Der Deutsche Expressionismus. Formen und Gestalten, hrsg. Hans Steffen (1965), S. 115–137. Schon vor Emrich hatte zwar Rudolf Billetta, dieser gründliche Kenner der Sternheim-Kritik und Forschung, in seiner Wiener Dissertation (Carl Stemheim) (Promotion: 7. Februar 1952) aus dem Jahre 1950 eine ähnliche Linie, aber viel weniger radikal, vertreten (S. 77ff.).
Vgl. u.a. Wolfgang Wendler, Carl Sternheim. Weltvorstellung und Kunstprinzipien (1966). Vgl. auch derselbe, “Carl Sternheim,” Expressionismus als Literatur. Gesammelte Studien, hrsg. Wolfgang Rothe (1969), S. 454–473
Wolfgang Jahn, “Bürger in der ständischen Gesellschaft. Zu Bürger Schippel und anderen Komödien,” Wissenschaft als Dialog. Studien zur Literatur und Kunst seit der Jahrhundertwende. Wolfdietrich Rasch zum 65. Geburtstag (1969), S. 260
Günther Martens, Vitalismus und Expressionismus. Dichtung und Deutung expressionistischer Stilstrukturen und Motive. Studien zur Poetik und Geschichte der Literatur, 22 (1971), zitiert bei Billetta, S. 260
Heinz Ide, “Sternheims Komödie als aktuelle Herausforderung,” Jahrbuch der Wittheit zu Bremen, (1967), 269
Klaus Günther Just, Von der Gründerzeit bis zur Gegenwart. Geschichte der deutschen Literatur seit 1871, Handbuch der deutschen Literaturgeschichte, I, Darstellungen 4 (1973), S. 337
Derrick Barlow, Carl Sternheim: Bürger Schippel (1969), S. 28f.; Reichert, “Nietzsche und Carl Sternheim.”
Vgl. u. a. Winfried Georg Sebald, Carl Stemheim. Kritiker und Opfer der Wilhelminischen Ära, Sprache und Literatur 58 (1969), S. 15 und S. 34ff.
Helmut Karasek, Carl Sternheim (1965), S. 26
Winfried Freund, Die Bürgerkomödien Carl Sternheims (1976), S. 100f.
Peter Uwe Hohendahl, Das Bild der bürgerlichen Welt im expressionistischen Drama, Probleme der Dichtung 10 (1967), S. 119
Jörg Joost, “Carl Sternheim: Bürger Schippel. Prophet und Philister,” Das deutsche Drama bis zur Gegenwart, hrsg. Manfred Brauneck (1970), S. 72
Manfred Duzak, Das Expressionistische Drama. Carl Sternheim. Georg Kaiser (1978), S. 48.
Vgl. “Carl Sternheim’s use of the sea-serpent topos: an amplification,” arcadia, II (1976), 288–290; “Carl Sternheim’s Image of Van Gogh,” The Modern Language Review, 12 (1977), 112–124; “Carl Sternheim’s Image of Marx and his Critique of the German Intellec (1978) tuai Tradition,” German Life and Letters, New Series, 32, (1978), 19–29; “Carl Sternheim’s debt to Flaubert,” arcadia, 15 (1980), 149–163; “Carl Sternheim’s Tasso oder die Kunst des Juste Milieu: an Alternative History of German Literature,” The Modern Language Review, 75 (1980), 124–137; Carl Sternheim’s Aesthetics in Theory and Practice (Diss. Oxford 1973: Maschinenschrift); Carl Sternheim. A Critical Study (unveröffentlichtes Buchmanuskript). Dieses grundlegende Werk soll 1982 bei Peter Lang, Bern/Frankfurt/Main/Las Vegas erscheinen. Vorläufer dieser Ansicht sind schon bei Karl Viëtor, “Carl Sternheim,” Neue Blätterfür Kunst und Literatur, II, 7 (1920), S. 120, zu finden, später auch bei Walter H. Sokel, The Writer in Extremis. Expressionism in Twentieth Century Literature (1959). (Übers, als Der literarische Expressionismus. Der Expressionismus in der deutschen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts [1960]), S. 123.
Vgl. Klaus Hagedorn, Carl Sternheim. Die Bühnengeschichte seiner Dramatik (Diss. Köln 1976) für eine Würdigung der Rezeption Sternheims auf den deutschen Bühnen.
Vgl. Heinrich Siefken, “‘Ein ganzes Arsenal nichtssagender “Floskeln”’ — Sternheim’s Comedy Bürger Schippel,” Forum for Modern Language Studies, 15 (1979), 336–46.
“Nietzsche’s Animals: Idea, Image and Influence,” Nietzsche. Imagery and Thought. A Collection of Essays, hrsg. Malcolm Pasley (1978).
“Carl Sternheim — Hugo von Hofmannsthal Briefe,” hrsg. Leonhard M. Fiedler, Hofmannsthal Blätter, 4 (1970), S. 243.
Vgl. Manfred Linke, Carl Sternheim in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (1979), der das Leben Sternheims verständig darstellt. Die Tagebücher von Sternheims zweiter Frau Thea geb. Bauer dürfen zwar im Deutschen Literaturarchiv zu Marbach eingesehen werden, aber es darf daraus weder zitiert noch irgendwie darauf Bezug genommen werden.
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Reiss, H.S. “Sternheim — ein Satiriker!”?. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 57, 321–343 (1983). https://doi.org/10.1007/BF03374781
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