Ambrosius, die Kaiser und das Ideal des christlichen Ratgebers
Abstract
In seinen Schriften an und über die Kaiser warnt Ambrosius vor schlechtem Rat bzw. Einfluss und geriert sich als spiritual guide und Experte. Außerdem benutzt er biblische Modelle von guten und bösen Ratgebern (Verführer/innen vs. Propheten), um sich zu legitimieren und Gegner zu disqualifizieren. Dabei entwirft er ein neues Ideal des christlichen Ratgebers, das er nicht nur für sich selbst in Anspruch nimmt, sondern auch auf die Kaiser projiziert, so dass imperator und consiliarius christianissimus verschmelzen. Durch diese Überzeugungsstrategien versuchte er einerseits, sich die Position an der Seite des Herrschers zu sichern - ohne Erfolg, auch wenn er in der Rückschau ein anderes Bild zeichnet -, und andererseits, Kollegen und Gemeinde von seiner Autorität zu überzeugen, was ihm besser gelungen ist. Christliche Autoren haben freilich nicht nur seine Strategien aufgegriffen, sondern auch seine Selbstdarstellung fortgeschrieben. Diese Studie leistet durch Quellenkritik und Diskursanalyse einen Beitrag zur Politik- und Mentalitätsgeschichte.