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Publicly Available Published by De Gruyter Oldenbourg October 28, 2017

Familiale Mechanismen zur Generierung motorischer Leistungen von Kindern im Einschulungsalter

Familial mechanisms for the generation of motor performance of preschool children
  • Torsten Schlesinger EMAIL logo , Janine Oelze and Henry Schulz
From the journal Sport und Gesellschaft

Zusammenfassung

Erklärungen zu Unterschieden in den motorischen Leistungen von Kindern verweisen vielfach auf statusspezifische Unterschiede und den daraus resultierenden Benachteiligungen unterer sozialer Statusgruppen. Die folgende Studie verfolgt das Ziel, eine differenziertere Prüfung erklärungsrelevanter familiärer Faktoren vorzunehmen, indem Effekte elterlicher Ressourcen sowie deren bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken (als Folge der variablen Transformation verfügbarer Ressourcen) hinsichtlich der motorischen Leistung ihrer Kinder simultan berücksichtigt werden. Datengrundlage der empirischen Analyse bilden standardisierte Querschnittserhebungen von Chemnitzer Kindern (n = 2 484) im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung. Deskriptive Befunde bestätigen zunächst statusspezifische Unterschiede in der motorischen Leistung der Kinder. Allerdings zeigen multivariate Regressionsanalysen zwischen den Statusgruppen, dass der ‚reine‘ Effekt kaum noch zur Differenzierung der motorischen Leistung der Kinder beiträgt, wenn weitere einstellungs- und verhaltensbezogene Variablen einbezogen werden. Betrachtet man die Einflüsse innerhalb der Statusgruppen, so zeigt sich interessanterweise, dass bei den Familien mit niedrigerem Sozialstatus eine höhere Variabilität hinsichtlich bewegungsbezogener Einstellungen und Praktiken besteht.

Summary

Explanations on differences in the motor performance of preschool children often refer to status-specific differences and the resulting disadvantages of lower social status groups. The aim of this study is to provide a more detailed analysis of relevant family factors by using the effects of parental resources and their activity-related socialization practices (as a result of the variable transformation of available resources) with regard to their children’s motor performance. The data base of the empirical analysis consists of standardized cross-sectional surveys of children in the city of Chemnitz (n = 2 484) as part of the school entrance examination. Descriptive findings confirm status-specific differences in children’s motor performance. However, multivariate regression analyses between the status groups indicate that the ‘pure’ effect hardly contributes to the differentiation of children’s motor performance if other variables are included. Looking at the influences within the different status groups, it is interesting to note that families with lower social status have a higher variability with regard to activity-related attitudes and practices.

1 Einleitung[1]

Empirische Analysen zur motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern – als eine wichtige gesundheitliche Ressource – haben in Deutschland inzwischen eine jahrzehntelange Tradition (Albrecht, Hanssen-Doose, Bös, Schlenker, Schmidt, Wagner, Will & Worth, 2016; Ahnert, 2005; Bös, Worth, Opper, Oberger & Woll, 2009; Emrich, Klein, Papathanassiou, Pitsch, Schwarz & Urhausen, 2004; Kemper, 1982; Klein, Fröhlich & Emrich, 2011; Klein, Fröhlich, Pieter & Emrich 2016; Quell & Sattel, 1976; Wagner, Bös, Jekauc, Mewes, Oberger, Reimers, Schlenker, Worth & Woll, 2014). Gleichwohl lässt sich die viel diskutierte Frage nach einer im zeithistorischen Verlauf sinkenden sportmotorischen Leistungsfähigkeit aufgrund der widersprüchlichen Befundlage bislang nicht verlässlich beantworten (Wirzing, 2015).[2],[3] Hingegen werden Bewegungsmangel bzw. zu geringe Bewegungsintensitäten im Alltag relativ eindeutig als Risikofaktoren hinsichtlich der motorischen Leistungsfähigkeit in wichtigen sensitiven Phasen der Ontogenese von Kindern identifiziert (Tomkinson & Olds, 2007; Voelcker-Rehage, 2005). In diesem Zusammenhang wird immer wieder auch auf soziale Unterschiede verwiesen, wonach sozial benachteiligte Kinder in höherem Maße körper- und gesundheitsbezogenen Risiken ausgesetzt sind (Lampert 2010; Poulsen, Biering & Andersen, 2016). Um solchen Risiken entgegenzuwirken, werden vielfältige Initiativen in unterschiedlicher Trägerschaft lanciert, um über eine entsprechende Gestaltung des Bewegungsalltags die körperliche Entwicklung von Kindern im Allgemeinen und deren motorische Leistungsfähigkeit im Besonderen positiv zu beeinflussen. Eine effiziente Gestaltung solcher Maßnahmen in Bezug auf Inhalte, Anreizsetzung und zu fokussierenden Risiko- bzw. Zielgruppen setzt jedoch voraus, jene Faktoren genauer zu verstehen, die die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern determinieren.

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass sich die motorische Ontogenese in der handlungsvermittelten, wechselseitigen Interaktion von Person und Umwelt vollzieht, so dass sie nur unter Berücksichtigung sozialer Kontexte adäquat begriffen werden kann (Baur & Burrmann, 2009; Worth, Oberger, Wagner & Bös, 2009). Kinder werden demnach in ihren Verhaltensroutinen, in ihrer Leistungsfähigkeit sowie in ihren Präferenzen nicht nur biogenetisch bestimmt, sondern auch entlang unterschiedlicher Handlungs- und Interaktionssphären (z. B. Familie, Peers, Erziehungs- und Freizeiteinrichtungen), in die sie sozial eingebunden sind. Dementsprechend werden motorische Kompetenzen von Kindern bislang aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven betrachtet, wobei eine Vielzahl von Einflussfaktoren der Motogenese in den Blick genommen werden (im Überblick Wirzing, 2015).

Der vorliegende Beitrag fokussiert familiäre Mechanismen im Zusammenhang mit der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern im Einschulungsalter. Eine solche Engführung ist dadurch gerechtfertigt, dass komplexe Entwicklungskonzeptionen „nicht in einem Wurf bis in ihre einzelnen Verästelungen hinein theoretisch elaboriert oder gar als ein geschlossener Hypothesenzusammenhang empirisch geprüft werden können“ (Baur & Burrmann, 2009, S. 95). Entsprechend ist es analytisch sinnvoll, dass einzelne Handlungs- und Interaktionsphären der Kinder (hier: die elterlichen Sozialisationsbemühungen) theoretisch differenziert betrachtet und Fragestellungen bzw. Annahmen formuliert werden, die anschließend empirisch zu prüfen sind. Darüber hinaus ist ein solches Vorgehen gewinnbringend, sofern die empirischen Befunde entlang der theoretischen Überlegungen gespiegelt werden, um diese entsprechend weiterzuentwickeln.

2 Zum Forschungsstand

Bislang vorliegende Erklärungsansätze und Befunde, die den familialen Kontext im Zusammenhang mit der motorischen Leistung von Kindern zum Analysegegenstand machen, basieren auf unterschiedlichen theoretischen Zugängen und Annahmen. Analysen zu primären Herkunftseffekten verweisen zunächst auf statusbedingte Unterschiede in der elterlichen Ressourcenausstattung und der daraus resultierenden Benachteiligung von Kindern aus unteren sozialen Schichten hinsichtlich ihrer motorischen Leistung. Jedoch erweist sich der postulierte Zusammenhang zwischen dem Sozialstatus der Familie und der motorischen Leistungsfähigkeit der Kinder in vorliegenden empirischen Analysen als inkonsistent. Einerseits werden Kindern der oberen sozialen Schicht bessere motorische Fähigkeiten zugeschrieben (Chowdhury, Wrotniak & Ghosh, 2010; Freitas, Maia, Beunen, Claessens, Thomis, Marques, Crespo & Lefevre, 2007; Ketelhut, Strang & Holzweg, 2011; Klein, Fröhlich & Emrich, 2011; 2016; Worth et al., 2009), andererseits wird der Einfluss der sozialen Schicht auf die motorischen Fähigkeiten der Kinder relativiert (Ahnert, 2005; Baur, 1994; Kemper, 1982; Heim & Stucke, 2003; Wirzing, 2015). Demnach scheint die Erklärungskraft schicht- bzw. statusbezogener Variablen begrenzt zu sein, was sich nicht zuletzt auch in den eher geringen Varianzaufklärungen solcher Modelle widerspiegelt. Denn der soziale Status stellt eine eher unscharfe (weil zu hoch aggregierte) Trägervariable dar, deren Auswirkung nicht isoliert, sondern erst über komplexere Vermittlungsketten zum Tragen kommt (Klein, Fröhlich & Emrich, 2011; Pampel, Krüger & Denney, 2010). Es geht somit um jene Erklärungsmechanismen, die sich hinter globalen Merkmalen wie Sozialstatuts verbergen, um einer Analyse der motorischen Leistung von Kindern die entsprechende Tiefenstruktur zu verleihen (Baur & Burrmann, 2009).

Dementsprechend ist argumentiert worden, dass über spezifische Sozialisationspraktiken der Eltern der bewegungsbezogene Alltag der Kinder maßgebend beeinflusst wird (Burrmann, 2005; Downward, Hallmann & Pawlowski, 2014; Würth, 2001). Bewegungsbezogene Sozialisationsbemühungen in der Familie wurden im Zusammenhang mit der motorischen Leistung von Kindern anhand verschiedener Aspekte thematisiert: den sportlichen Aktivitäten in der Familie, der familiären Unterstützung sportlicher Aktivitäten (Ahnert, 2005), den Umfang und die Intensität von Sportaktivitäten sowie Übungsstunden im Sportverein (Krombolz, 2005; Wirzing, 2015), den Wohnverhältnissen (Kemper, 1982; Kretschmer & Wirzing, 2004; Wirzing, 2015) oder den Erziehungseinstellungen der Eltern (Scheid & Prohl, 1993). Weiterhin wird auf die intergenerationale Weitergabe von Sport- und Bewegungspraktiken verwiesen (Burrmann, 2005; Hayoz, Klostermann, Schlesinger & Nagel, 2016; Hayoz, Klostermann, Schmid, Schlesinger & Nagel, 2017) sowie auf Eltern in ihrer Funktion als positive Vorbilder bzw. Rollenmodelle (Bois, Sarrazin, Brustad, Trouilloud & Cury, 2005; Coleman, Cox & Roker, 2008), um Effekte elterlicher Bewegungs- und Sportaktivitäten auf die motorische Leistung der Kinder zu analysieren (Klein, Fröhlich & Emrich, 2011). In diesem Zusammenhang wird diskutiert, inwiefern statusspezifische Unterschiede über die Vermittlungsketten in der familialen Sozialisation wirksam werden. Dass Unterschiede im Sport- und Bewegungsverhalten zwischen verschiedenen sozioökonomischen Statusgruppen bestehen, belegen verschiedene Studien (Klein, Fröhlich & Emrich, 2011; Nagel, 2003; Scheerder, Vanreusel, Taks & Renson, 2002; Schmiade & Mutz, 2012; Wilson, 2002; im internationalen Vergleich: Rohrer & Haller, 2015).[4]

Dennoch bleiben diese Zusammenhänge mit Blick auf die motorische Leistung von Kindern mitunter vage, da eine simultane Betrachtungsweise empirisch bislang aussteht. Zudem werden bewegungsbezogene Sozialisationspraktiken der Eltern oftmals nur verkürzt berücksichtigt, um Unterschiede in der motorischen Leistung auch prozessorientiert statt lediglich ergebnisorientiert analysieren zu können. Es können somit keine Aussagen hinsichtlich der Variabilität in den Lebenslagen und den bewegungsbezogenen Orientierungs- und Verhaltensmustern getroffen werden, die den Bewegungsalltag von Kindern determinieren. Im Hinblick auf die motorische Leistung der Kinder dürfte sich dies wiederum in der Wirksamkeit verfügbarer familialer Ressourcen und elterlichen Sozialisationsbemühungen widerspiegeln. Insbesondere die Frage nach der statusspezifischen Bestimmtheit bewegungsbezogener Sozialisationspraktiken ist sowohl aus ungleichheitssoziologischer Perspektive als auch sozialpolitisch relevant. Denn dies würde bedeuten, dass Kinder, die in Familien mit wenigen sozioökonomischen Ressourcen sowie bewegungsrestriktiven Sozialisationspraktiken aufwachsen, wichtige Bedingungen für deren körperliche Entwicklung vorenthalten bleiben, was zur sozialen Vererbung körper- und gesundheitsbezogener Risiken führt und damit zur Reproduktion sozialer Ungleichheitsmuster beiträgt (Snellman, Silva, Frederick & Putnam, 2015; Rohrer & Haller, 2015). Insofern ist es nicht nur von wissenschaftlicher, sondern auch von gesellschaftlicher Bedeutung, die familialen Mechanismen im Zusammenhang mit der motorischen Leistung von Kindern im Einschulungsalter differenzierter zu betrachten.

Bislang ist deutlich geworden, dass Erklärungen, die ausschließlich auf primäre Herkunftsunterschiede und damit auf ungleichen Ressourcenverteilungen basieren, in ihrer Reichweite beschränkt sind. Nicht bloß die Verfügbarkeit objektiv messbarer Ressourcen, sondern auch die unterschiedlichen Nutzungsformen der Ressourcen und deren Transformation in bewegungsbezogene Sozialisationspraktiken, die den Bewegungsalltag von Kindern determinieren, dürften für die zu beobachtenden Unterschiede in der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern ausschlaggebend sein. Die folgende Analyse verfolgt das Ziel, eine differenziertere Prüfung erklärungsrelevanter familiärer Faktoren vorzunehmen, indem Effekte elterlicher Ressourcen sowie deren bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken hinsichtlich der motorischen Leistungsfähigkeit ihrer Kinder simultan berücksichtigt werden.

3 Theoretische Überlegungen

Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass vielfältige Bewegungs- und Sportaktivitäten der Kinder auch deren motorische Leistung positiv beeinflussen.[5] Dazu wird ein Modell entwickelt, das die familialen Mechanismen berücksichtigt und zusammenführt, die die Gestaltung des Bewegungsalltags von Kindern beeinflussen und demnach für die Erklärung der motorischen Leistung von Kindern von Bedeutung sind: Die Unterschiede zwischen den in Familien verfügbaren Ressourcen und die Spezifika elterlicher bewegungsbezogener Sozialisationsbemühungen.

Die theoretischen Argumente, die sich auf den Zusammenhang familialer Ressourcen und motorischer Leistung der Kinder beziehen, lassen sich zunächst in einem einfachen Ressourcen-Investitions-Modell plausibilisieren. Die Höhe der verfügbaren Ressourcen steigert die Handlungsalternativen der Eltern, die (soziale, körperliche, intellektuelle) Entwicklung des Kindes gemäß ihren Nutzenwertwartungen zu fördern. Die elterlichen Ressourcen bestehen aus der für die Interaktion mit dem Kind verfügbaren Zeit sowie ihrem verfügbaren ökonomischen und kulturellen Kapital (Humankapital), die für die Entwicklungsförderung der Kinder einsetzbar sind (grundlegend dazu Becker, 1981; Bourdieu, 1983). Jede dieser Ressourcen hat ihre eigenen Beschränkungen und ist mit spezifischen Anreizstrukturen verknüpft: So ist die verfügbare Zeit begrenzt durch Aktivitäten, die nicht mit Kinderbetreuung verbunden werden kann (z. B. außerhäusliche Erwerbstätigkeit oder die Zeit, die anderen Kindern exklusiv gewidmet wird). Allerdings hat verfügbare Zeit nur dann einen Effekt, wenn hinreichende Kompetenzen zur Förderung bzw. Stimulierung der motorischen Entwicklung des Kindes vorhanden sind, d. h. Zeit wirkt nur in einer multiplikativen Verknüpfung mit dem jeweiligen kulturellen Kapital. Ähnliches trifft für das ökonomische Kapital der Familie zu, das nur dann einen Effekt auf die motorische Entwicklung des Kindes haben dürfte, wenn es zur Gestaltung des Bewegungsalltags, etwa für die Bereitstellung bewegungsstimulierender Umweltbedingungen (z. B. Spiel- und Sportgeräte) oder als Gebühren für institutionelle Betreuungen außerhalb der Familie (z. B. Kindergarten, Spielgruppen) bzw. für Mitgliedschaften (z. B. Sportverein, Kindersportschule) eingesetzt wird. Das Bildungsniveau der Eltern steht in einem positiven Zusammenhang mit dem verinnerlichten kulturellen Kapital, was sowohl das Wissen über die Wirkung von Bewegungsaktivitäten auf die körperliche und motorische Entwicklung von Kindern als auch eine hohe Präferenz für Bewegung als Mittel der Entwicklungsförderung beinhaltet (Baur, Burrmann & Krzysmanski, 2002). Entsprechend steigt mit zunehmendem Wissen der Eltern über die positiven Effekte von Bewegungs- und Sportaktivitäten auf die motorische Entwicklung ihrer Kinder auch die Wahrscheinlichkeit, dass Zeit und Geld sowohl indirekt in eine, die motorische Entwicklung stimulierende, Umwelt des Kindes als auch direkt in sport- und bewegungsstimulierende Eltern-Kind-Interaktionen (z. B. gemeinsame Sportaktivitäten) investiert werden.[6] Diesen Überlegungen entsprechend ist davon auszugehen, dass die Ressourcenverfügbarkeit dahingehend wirkt, wie sport- und bewegungsförderliche Kontexte zugänglich sind.

Der ressourcenbasierte Ansatz lässt Unterschiede in der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern als plausibel erscheinen, aber nicht uneingeschränkt. Denn für die motorische Entwicklung ist vor allem die Gestaltung der Bewegungsumwelt ausschlaggebend, in die Kinder eingebunden werden, die wiederum maßgeblich durch elterliche Sozialisationsbemühungen, z. B. deren Einstellungen zu Bewegungsaktivitäten und ihre bewegungsbezogenen Verhaltensweisen, vermittelt wird (Burrmann, 2005; Duncan, Duncan & Strycker, 2005; Wheeler, 2012). Unterschiede in den motorischen Leistungen der Kinder werden demnach auch durch die elterlichen bewegungsbezogenen Sozialisationsbemühungen und deren Wirksamkeit determiniert (Baur & Burrmann, 2009). Das einfache Ressourcen-Investitionsmodell erweiternd, wird angenommen, dass die (variable) Nutzung verfügbarer Ressourcen der Eltern für die motorische Entwicklung der Kinder ausschlaggebend ist. Eine solche Variabilität der Ressourcennutzung impliziert elternspezifische Unterschiede in der Transformation verfügbarer Ressourcen in bewegungsbezogene Sozialisationsbemühungen, was sich entsprechend in der Gestaltung des Bewegungsalltags oder in den präferierten Bewegungsaktivitäten widerspiegelt. Demnach werden Unterschiede in den motorischen Kompetenzen von den Möglichkeiten der Transformierbarkeit verfügbarer Ressourcen beeinflusst.[7] Dabei dürfte die Transformation zum einen davon abhängen, inwiefern der motorischen Entwicklung für die zukünftige Wohlfahrt des Kindes hohe Geltung beigemessen wird. Die Einstellungen der Eltern in Bezug auf die Wichtigkeit von Sport und Bewegung im Rahmen der körperlichen Entwicklung determiniert demnach, ob den Kindern neben intellektuellen und sozialen Lerngelegenheiten auch körperbezogene Erfahrungsmöglichkeiten eröffnet werden (Welk, Babkes & Schaben, 2009; Burrmann, 2005). Eltern, die ein ganzheitliches Entwicklungsverständnis haben, dürften somit Ressourcen sowohl für regelmäßiges Vorlesen oder Theaterbesuche als auch für gemeinsame Bewegungsaktivitäten bzw. bewegungsbezogene Unterstützungsleistungen aufzuwenden bereit sein, oder eben nicht (Nagel & Ehnold, 2007). Zum anderen dürften variable Bewertungen bezüglich der Instrumentalität von elterlichen Investitionen im Hinblick auf die motorische Entwicklung des Kindes maßgebend sein. Inwiefern erachten also Eltern ihre Investitionen in Form bewegungsbezogener Engagements, Anregungen oder Unterstützungsleistungen für die motorische Entwicklung ihrer Kinder als wirksam? Vorliegende Studien (Beets, Cardinal & Alderman, 2010; Wheeler, 2012) zeigen, dass sich hierzu der Kombination von direkten und indirekten Praktiken bedient wird, um den Bewegungsalltag ihrer Kinder zu beeinflussen. Im direkten Modus erfolgt dies anhand von Übungs-/Interventionsformen oder Anleitungen (z. B. als Folge eigener sportlicher Vorerfahrungen), im indirekten Modus durch ermöglichende bzw. stimulierende Verhaltensweisen, die Kinder sich bewegungsbezogene Erfahrungsräume aber dann jeweils selbst erschließen (Baur, 1989).[8] In den Sozialisationspraktiken der Eltern spiegelt sich demnach sowohl der perzipierte Nutzen motorischer Kompetenzen für die individuelle Wohlfahrt des Kindes als auch die Instrumentalität von Bewegungsaktivitäten und -engagements im Hinblick auf die motorische Entwicklung wider. Sport- und bewegungsbezogene Unterstützungsleistungen sowie gemeinsame Sport- und Bewegungsaktivitäten dürften daher aufgrund der Variabilität elterlicher Bewertungen und Einstellungen in unterschiedlicher Weise im Familienalltag verankert sein. Entsprechend verschieden gestaltet sich die Transformation verfügbarer Ressourcen (Zeit, Geld, Wissen) in die Gestaltung bzw. Nutzung bewegungsstimulierender Erfahrungsräume oder in präferierte Bewegungs- und Sportaktivitäten. Sollte die Transformationsthese Bestand haben, so wäre zu erwarten, dass sich der Effekt des sozialen Status auf die motorische Leistung der Kinder unter Kontrolle der bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken der Eltern abschwächt.

Überdies stellt sich die Frage nach der Statusabhängigkeit elterlicher bewegungsbezogener Sozialisationspraktiken. Vielfach werden sogenannte ‚Schichtmentalitäten‘ unterstellt, wonach Lebensführungen und die darin eingebundenen Freizeitengagements durch sozialstrukturelle Konstellationen der Familie gerahmt sind (Bourdieu, 1996). Dementsprechend sind statusspezifische Unterschiede auch in den bewegungsbezogenen Einstellungen und der Gestaltung bewegungsbezogener Aktivitäten durch die Eltern zu erwarten (Haut, 2011; Nagel, 2003). Dies würde die Genese des ungleichen Zugangs zu Sport- und Bewegungsaktivitäten bestimmen und somit Defizite in der motorischen Leistung von Kindern als sekundären Herkunftseffekt begründen. Solche statusspezifischen Unterschiede in den bewegungsbezogenen Praktiken wurden bereits empirisch bestätigt. Demnach sind Eltern mit höherem Sozialstatuts häufiger selbst sportlich aktiv und sportlich aktive Eltern regen ihre Kinder häufiger dazu an, sich zu bewegen und Sport zu treiben bzw. melden sie öfter in organisierten Sportangeboten an (Schmiade & Mutz, 2012). Der Frage einer statusspezifischen Transformation verfügbarer Ressourcen in bewegungsbezogene Sozialisationspraktiken wurde bislang aber kaum vertiefend Beachtung geschenkt. Zudem sollte nicht unberücksichtigt bleiben, dass die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken der Eltern nicht zwangsläufig an sozioökonomisches Kapital gekoppelt sein müssen. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entstrukturierungsprozesse (Differenzierungsparadigma; dazu z. B. Kemper, 1982; Kretschmer & Wirzing, 2004) ist deshalb zu prüfen, inwiefern solche Einstellungen und die daraus resultierenden bewegungsbezogenen Gestaltungsmuster statusgruppenspezifisch variieren. Zeigt sich dabei nur eine geringere Variabilität innerhalb der Statusgruppen, dann würde dies für vergleichsweise homogene bewegungsbezogene Sozialisationspraktiken sprechen.

Die bisherigen modelltheoretischen Überlegungen berücksichtigen sowohl elterliche Ressourcen als auch deren bewegungsbezogenen Sozialisationsbemühungen als Folge der (variablen) Transformation verfügbarer Ressourcen und führen diese zusammen. Somit ist das entwickelte Modell integrativ, da es Annahmen über die Variabilität der elterlichen Perzeptionen hinsichtlich Nutzen und Instrumentalität von bewegungsbezogenen Aktivitäten erlaubt. Gleichzeitig bleiben die Erklärungen hinsichtlich der Einflüsse elterlicher Ressourcen auf die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern mitberücksichtigt. Durch die simultane Betrachtung beider Perspektiven kann somit die Transformationsthese und deren statusspezifische Bestimmtheit innerhalb und zwischen den Statusgruppen geprüft werden. Bliebe der Effekt des sozialen Status zur Differenzierung der motorischen Leistung von Kindern unter Einbezug weiterer sozialisationsbezogener Faktoren erhalten oder nahezu konstant, würde sich indes die Annahme des direkten Einflusses des Sozialstatus bestätigen. Die empirische Analyse geht folgenden Forschungsfragen nach:

  1. Inwiefern sind die Unterschiede in den motorischen Leistungen von Kindern im Einschulungsalter auf die sozioökonomische Ressourcenausstattung der Eltern zurückzuführen?

  2. Inwiefern erklären die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken der Eltern die Unterschiede der motorischen Leistungen der Kinder (wobei zwischen einstellungs- und verhaltensbezogenen Merkmalen zu unterscheiden ist)?

  3. Inwieweit sind die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken der Eltern statusspezifisch indiziert? Bleiben statusspezifische Unterschiede in den motorischen Leistungen von Kindern bestehen, wenn die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken der Eltern kontrolliert werden?

4 Methode

4.1 Stichprobe

Das Datenmaterial für die empirische Analyse stammt aus dem Projekt ‚Komplexe allgemeine Schuluntersuchung‘ (KOMPASS) von Kindern in der Stadt Chemnitz im Bundesland Sachsen. Über drei Erhebungsjahre (2011–2013) hinweg nahmen alle einschulpflichtigen Kinder an einer Schuleingangsuntersuchung teil (Vollerhebung). Neben der Schuleingangsuntersuchung erfolgte eine Elternbefragung. Alle Eltern, deren Kind in eine kommunale Chemnitzer Schule eingeschult wurde, hatten die Möglichkeit, an der Elternbefragung teilzunehmen. Der Rücklauf variierte in den Erhebungsjahren zwischen 69 % und 74 %. Die motorischen Tests fanden in den drei Erhebungsjahren jeweils zu Beginn des Schuljahres statt. Insgesamt liegt der Studie ein Sample von n = 2 484 Fällen (50.3 % weiblich; Alter: M = 6.6 Jahre; SD = .46) zugrunde.

4.2 Messinstrumente

Messung der motorischen Leistung

Zur motorischen Testung wurde der Deutsche Motorik-Test (DMT 6–18) verwendet (Bös et al., 2009a), der Entwicklungsstandards von Kindern über die gemessenen Kompetenzen abbildet. Zu den Testleistungen gehören die aerobe Ausdauer (6-Minuten-Lauf), die Kraftausdauer (Liegestütze in 40 s, Sit-Ups in 40 s), die Schnellkraft (Standweitsprung), die Aktionsschnelligkeit (20 m-Sprint), die Koordination (unter Zeitdruck mit seitlichem Hin- und Herspringen, unter dem Aspekt der Präzision mit Balancieren rückwärts) sowie die Rumpfbeweglichkeit (Rumpfbeuge)[9]. Die generierten Rohdaten wurden anschließend zu Standardnormwerten transformiert (ebd.), so dass eine Vergleichbarkeit der motorischen Leistungen unabhängig von Alter und Geschlecht möglich wird. Auf Basis dieser Daten wurden die Werte zu einem additiven Summenscore Konditions-Index (Kond.-Index) verrechnet, der die konditionellen Fähigkeiten berücksichtigt (6-Minuten-Lauf, Liegestütze, Sit-Ups, Standweitsprung, 20 m-Sprint). Der Koordinations-Index (Koord.-Index) wurde aus den beiden Items seitliches Hin- und Herspringen sowie Balancieren rückwärts gebildet. Der z-standardisierte Gesamtmotorik-Score (Mot.-Index) ergibt sich aus der Aggregation der motorischen Leistungen aller sieben Testübungen (siehe die Vorgehensweise bereits bei Klein, Fröhlich & Emrich, 2011).

Sozialer Status und Ressourcen der Familie

Zur Messung des sozialen Status wird im Rahmen der Studie ein mehrdimensionaler, aggregierter Status-Index gemäß dem Vorgehen nach Winkler (1998) herangezogen, welcher schon in anderen Studien verwendet wurde (Klein, Fröhlich & Emrich, 2011; Klein et al. 2016; Kraus & Lampert, 2014; Lampert, 2010). Der Status-Index wird auf Basis elterlicher Angaben zu ihrer Schulbildung und beruflichen Qualifikation, ihrer beruflichen Stellung und ihrem Haushaltsnettoeinkommen (Nettoeinkommen aller Haushaltsmitglieder nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben) bestimmt. Erhoben wurden die drei Ausgangsvariablen Einkommen, Bildung und Beruf. Basierend auf der Operationalisierung der Variablen wurde ein ungewichteter, aggregierter Punktsummenscore zur Bestimmung des Schichtindex gebildet (Winkler, 1998; Winkler & Stolzenberg, 2009). Die Teilscores der drei Dimensionen Bildung, Beruf und Einkommen setzten sich jeweils aus maximal sieben Punkten zusammen. Dabei wurden die Skalenpunkte der drei Indikatoren addiert, wodurch die Werte ein Spektrum von minimal 3 bis maximal 21 Punkte abdecken können. Im Folgenden soll daher vom Sozialstatus der Familie gesprochen werden, der sich in einen niedrigen (3–8 Punkte), einen mittleren (9–14 Punkte) und einen hohen Sozialstatus (15–21 Punkte) differenzieren lässt (Lange, Kamtsiuris, Lange, Schaffrath Rosario, Stolzenberg & Lampert, 2007; Winkler & Stolzenberg, 2009). Innerhalb der Stichprobe verteilen sich die Fälle über die drei sozialen Statusgruppen wie folgt: unterer Sozialstatuts n = 500 (20,1 %), mittlerer Sozialstatuts n = 1 183 (47,6 %), hoher Sozialstatus n = 801 (32,3 %).

Bewegungsbezogene Einstellungen und Sozialisationsbemühungen der Eltern

Mit Hilfe des Elternfragebogens wurden sowohl einstellungs- als auch verhaltensbezogene Faktoren erfasst. Hinsichtlich einstellungsbezogener Aspekte (Tabelle 1), konnten die Eltern zunächst Angaben zum Nutzen von Bewegungsaktivitäten für die Entwicklung des Kindes auf einer vierstufigen Skala (1 = ‚trifft nicht zu‘ bis 4 = ‚trifft voll und ganz zu‘) machen. Dies wurde anhand von sechs Items erhoben und zu einem Faktor verrechnet (M = 3.22; SD = .57). Der Reliabilitätstest ergab bei einem Cronbach’s Alpha von .79 eine zufriedenstellende Konsistenz. Die Trennschärfe (Item-Total-Korrelation) für die einzelnen Items weisen gute Werte auf (alle ≥.40), so dass alle Items für die Faktorbildung beibehalten werden konnten. Die sport- und bewegungsbezogenen Einstellungen der Eltern wurden anhand von fünf Items abgefragt (ebenfalls auf einer vierstufigen Skala: 1 = ‚trifft nicht zu‘ bis 4 = ‚trifft voll und ganz zu‘) und zu einem Faktor verrechnet (M = 2.76; SD = .61). Der Reliabilitätstest ergab mit einem Cronbach’s Alpha von .72 eine zufriedenstellende Konsistenz. Die Trennschärfe der einzelnen Items ist gut bis akzeptabel, so dass kein Item bei der Faktorbildung entfernt wurde.

Tabelle 1

Reliabilitätsanalyse der beiden Einstellungsfaktoren sowie deskriptive Angaben auf Itemebene. Anmerkungen: rtt = Trennschärfe; S = Schiefe; K = Kurtosis (Antwortformat von: 1 = ‚trifft nicht zu‘ bis 4 = ‚trifft voll und ganz zu‘).

FaktorItemsM (SD)rttSK
Sport- und bewegungsbezogene Einstellungen der Eltern (M = 2.76; SD = .61; α = .72)
Wir ziehen Bewegung und Sport anderen Freizeitaktivitäten vor.2.42 (1.0).44.08-1.05
Bei der Urlaubsplanung wird Wert auf körperliche Aktivität gelegt.2.68 (.90).49-.14-.77
Sport ist ein regelmäßiges Gesprächsthema in unserer Familie.2.44 (.97).57.09-.98
Das Wochenende wird so gestaltet, dass sich das Kind viel bewegt.3.18 (.73).49-.51-.29
Für sportliche Aktivitäten unseres Kindes sind wir gern bereit Geld auszugeben.3.03 (.88).44-.50-.63
Nutzen von Bewegungsaktivitäten für die Entwicklung des Kindes (M = 3.22; SD = .57; α = .79)
Wenn sich das Kind regelmäßig bewegt/sportlich aktiv ist,…
…wird es nicht so leicht krank.2.92 (.92).46-.48-.65
…entwickelt es sich körperlich gut.3.45 (.65).60-1.081.05
…knüpft es soziale Kontakte.3.32 (.75).54-.93.40
…wird es selbstständiger.3.17 (.75).59-.59-.13
…ist es ausgeglichener.3.34 (.76).57-.92.46
…hat es keine Gewichtsprobleme.3.12 (1.04).45-.91-.43

Im Hinblick auf die Gestaltung und das Monitoring des Bewegungsalltags der Kinder als verhaltensbezogene Faktoren wurde danach gefragt, ob das betreffende Kind sportlich aktiv ist oder nicht. Zudem wurden die Eltern gebeten, Angaben zu Dauer und Umfang von Bewegungsaktivitäten des Kindes sowie zur institutionellen Förderung (Organisation und Art der Angebotsnutzung) zu machen. Zudem wurden die monatlichen Ausgaben für Bewegungs- und Sportaktivitäten, der tägliche Fernsehkonsum sowie die Anteile täglicher Inaktivität des Kindes erfasst. Außerdem wurde der Aspekt elterlicher Sorge berücksichtigt, also ob das Kind bei einem oder beiden Elternteilen lebt.

Datenauswertung

Zur Beantwortung der Frage nach den familialen Einflussfaktoren auf die motorische Leistung von Kindern im Vorschulalter wurden zunächst bivariate Analysen (X2-Tests und Mittelwertvergleiche) zwischen den drei Statusgruppen sowohl hinsichtlich der motorischen Testleistungen als auch der einstellungs- und verhaltensbezogenen Einflussgrößen durchgeführt (Tabellen 2 und 3). Im nächsten Schritt wurden lineare Regressionsmodelle geschätzt. Die Regressionsmodelle beinhalten als abhängige Variable jeweils motorische Testleistung als aggregierten und z-standardisierten Index. Als Prädiktoren werden sowohl der sozioökonomische Status als auch die einstellungs- und verhaltensbezogenen Merkmale herangezogen. Zunächst werden Regressionsmodelle geschätzt, in denen die Effekte innerhalb der jeweiligen soziökonomischen Statusgruppen miteinander verglichen werden (Tabelle 4). Diese Schätzungen zielen darauf ab zu prüfen, inwiefern die Einflussfaktoren hinsichtlich Wirkungsrichtung und -stärke innerhalb der drei Statusgruppen variieren. Hierbei werden jeweils alle erklärenden Variablen einbezogen und als Gesamtmodell geschätzt. Darauf aufbauend wird in weiteren Modellen geprüft, inwiefern die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken der Eltern die Unterschiede in der motorischen Leistung von Kindern im Einschulungsalter zwischen den statusspezifischen Gruppen erklären (Tabelle 5). Als Kontrollvariablen kommen dabei jene Merkmale infrage, von denen anzunehmen ist, dass sie mit den Statusvariablen in Zusammenhang stehen. Entsprechend werden zunächst die einstellungs- und verhaltensbezogenen Variablen jeweils einzeln als Kontrollvariablen in das Regressionsmodell einbezogen. Abschließend erfolgt die Schätzung eines Gesamtmodells, so dass der eigenständige Erklärungsbeitrag des sozioökonomischen Status erkennbar ist (Robustheit des Statuseffekts).

Tabelle 2

Motorische Testleistungen (Rohdaten und aggregierte, z-standardisierte Index-Werte), differenziert nach sozioökonomischen Statusgruppen (Mittelwerte ± Standardabweichungen).

TestaufgabeGesamtSozialstatusF-Statistik
niedrigmittelhoch
20-m Sprint (in s)4.83 (.45)4.89 (.49)4.83 (.44)4.79 (.42)F (2; 2 355) = 6.75; p = .001; η2 = .006
6 Minuten Lauf (in m)846.9 (117.4)819.9 (122.2)849.3 (113.7)859.9 (117.2)F (2; 2 356) = 17.49; p ≤ .0005; η2 = .02
Standweitsprung (in cm)112.3 (17.1)108.5 (17.1)112.2 (17.0)114.8 (16.5)F (2; 2 357) = 20.71; p ≤ .0005; η2 = .02
Sit-ups (Anzahl in 40 s)15.8 (5.9)15.2 (6.1)15.74 (5.8)16.23 (5.8)F (2; 2 357) = 4.66; p = .01; η2 = .004
Liegestütz (Anzahl in 40 s)11.6 (3.5)10.9 (3.6)11.7 (3.4)11.8 (3.4)F (2; 2 357) = 8.33; p ≤ .0005; η2 = .007
Balancieren rückw. (Anzahl Schritte)28.0 (9.5)26.1 (9.3)27.6 (9.6)29.8 (9.4)F (2; 2 358) = 23.64; p ≤ .0005; η2 = .02
Seitl. Springen (Anzahl in 15 s)18.3 (4.7)17.5 (4.9)18.3 (4.8)18.9 (4.9)F (2; 2 357) = 11.77; p ≤ .0005; η2 = .01
Koord.-Index (z-Werte)--.23.01.15F (2; 2 355) = 17.49; p ≤ .0005; η2 = .03
Kond.-Index (z-Werte)--.21-.04.19F (2; 2 355) = 28.08; p ≤ .0005; η2 = .03
Mot.-Index (z-Werte)--.25-.01.18F (2; 2 355) = 34.83; p ≤ .0005; η2 = .04

Tabelle 3

Deskriptive Statistiken einstellungs- und verhaltensbezogener Variablen, differenziert nach sozioökonomischen Statusgruppen (Verteilungen, Mittelwerte).

GesamtSozialstatusF-Statistik
niedrigmittelhoch
Sportaktiv (ja, in %)47.539.250.964.3χ2 (2, 2 480) = 80.95; p ≤ .0005; V = .18
Institutionelle Bewegungsförderung (ja, in %)45.236.543.153.6χ2 (2, 2 480) = 40.04; p ≤ .0005; V = .13
im Sportverein (in %)27.218.726.833.0χ2 (2, 2 480) = 115.10; p ≤ .0005; V = .15
in der Kindersportschule (in %)3.21.62.74.9χ2 (2, 2 480) = 64.12; p ≤ .0005; V = .12
Häufigkeit (≥ 2 mal pro Woche, in %)24.416.625.028.3χ2 (2, 2 480) = 23.35; p ≤ .0005; V = .10
Übungsdauer (≥ 2h pro Woche, in %)25.116.026.229.2χ2 (2, 2 480) = 29.83; p ≤ .0005; V = .11
Inaktivität (≥ 60 Minuten täglich, in %)35.946.437.626.9χ2 (2, 2 480) = 53.61; p ≤ .0005; V = .15
Fernsehkonsum pro Tag (≥ 60 Min., in %)21.730.222.115.9χ2 (2, 2 480) = 37.42; p ≤ .0005; V = .12
Elterliche Sorge (Kind lebt bei beiden Eltern, in %)70.837.271.490.5χ2 (2, 2 480) = 443.72; p ≤ .0005; V = .28
Sport- und bewegungsbezogene Einstellungen der Eltern (MW, SD)2.76 (.62)2.54 (0.62)2.76 (.61)2.88 (.59)F (2, 2 459) = 46.01; p ≤ .0005; η2 = .03
Nutzen von Bewegungsaktivitäten des Kindes (MW, I)3.22 (.57)3.07 (.61)3.25 (.61)3.28 (.43)F (2, 2 451) = 22.73; p ≤ .0005; η2 = .02
Ausgaben für Sport und Bewegung des Kindes in € p. M. (MW, SD)19.77 (24.4)16.6 (26.3)20.1 (26.4)20.4 (21.5)F (2, 2 242) = 2.07; p = .13

Tabelle 4

Bewegungsbezogene Sozialisationspraktiken und motorische Leistung der Kinder innerhalb der sozioökonomischen Statusgruppen (OLS Regressionen; standardisierte β-Werte).

Sozialstatus
niedrigmittelhoch
Sportaktiv.127[**].084[*].079[*]
Institutionelle Bewegungsförderung.032.051.084
Häufigkeit.049.062.181[***]
Übungsdauer.136[*].105[*].115[**]
Ausgaben für Sport und Bewegung des Kindes.034.029.018
Inaktivität.030.022.017
Fernsehkonsum pro Tag.014-.016.009
Sport- und bewegungsbezogene Einstellungen der Eltern.187[***].118[**].121[**]
Nutzen von Bewegungsaktivitäten des Kindes.120[**].089.042
Elterliche Sorge-.229[***]-.074-.014
Konstante-1.492[***]-1.219[***]-1.032[***]
Beobachtungen n4451 105754
korr. R2.169[***].073[***].101[***]

Tabelle 5

Bewegungsbezogene Sozialisationspraktiken und motorische Leistung der Kinder zwischen den Sozialstatusgruppen (OLS Regressionen; standardisierte Beta-Werte).

Modell 1Modell 2Modell 3Modell 4Modell 5
niedriger Sozialstatus-.162[***]-.104[***]-.135[***]-.091[**]-.059
mittlerer Sozialstatus-.104[***]-.099[**]-.073[**]-.088[**]-.054
hoher Sozialstatus (Referenzgruppe, RG)RGRGRGRGRG
Elterliche Sorge-.069[**]-.063[**]
Sport- und bewegungsbezogene Einstellungen der Eltern.152[***].146[***]
Nutzen von Bewegungsaktivität.088[**].078[*]
Sportaktivität.090[**].086[**]
Institutionelle Bewegungsförderung.026.028
Häufigkeit.101[**].103[**]
Übungsdauer.124[***].105[**]
Inaktivität.020.017
Fernsehkonsum pro Tag-.012-.010
Ausgaben für Sport und Bewegung des Kindes.011.009
Konstante.201[***].336[***]-1.042[***]-1.531[**]-1.719[**]
Beobachtungen n2,3532,3542,3192,2342,216
korr. R2.028[***].030[***].075[***].067[***].108[***]

Die Prüfung der Güte der linearen Regressionsmodelle erfolgt jeweils anhand der Betrachtung des Bestimmtheitsmaßes, zur Signifikanzprüfung wird jeweils die F-Statistik herangezogen. Im Hinblick auf die erforderlichen Modellprämissen erfolgt die Prüfung auf Linearität und Varianzhomogenität (mittels der Streudiagramme) sowie auf Normalverteilung (mittels Histogrammen und P-P-Diagrammen) (Tabachnick & Fidell, 2007). In Bezug auf die Annahme von Linearität und Varianzhomogenität zeigen sich keine Verletzungen. Das Histogramm zeigt nur leichte Abweichungen von der Normalverteilung. Das P-P-Diagramm verdeutlicht, dass die beobachteten Werte nahezu alle auf der eingezeichneten Diagonalen liegen. Mittels Mahalanobis-Distanz wurden insgesamt neun multivariate Ausreißer identifiziert, die aus dem Datensatz eliminiert wurden. Zudem erfolgte eine Prüfung auf Multikollinarität mittels Kollinearitätsstatistik. Die vorliegenden VIF-Werte (variance inflation factor) lagen im vertretbaren Bereich (nahe 1) und gaben somit keinen Hinweis auf vorliegende Multikollinaritäten.

5 Befunde

5.1 Deskriptive Befunde

Die Befunde bestätigen zunächst sozialstatusabhängige Effekte hinsichtlich der motorischen Testleistung der Kinder im Einschulungsalter, die sowohl für alle einzelnen Testaufgaben (Rohdaten) als auch für die aggregierten Indexwerte gelten (Tabelle 2). Je höher der Sozialstatus der Familie ist, desto besser sind die motorischen Testleistungen der Kinder. Die Effektgrößen fallen dabei recht klein aus, sind aber vergleichbar mit den Befunden anderer Studien (Klein, Fröhlich & Emrich, 2011; Klein et al., 2016; Worth et al., 2009).

Differenziert nach den Statusgruppen zeigen sich unterschiedliche Profile hinsichtlich der einstellungs- und verhaltensbezogenen Parameter (Tabelle 3). Im Hinblick auf die Gestaltung des Bewegungsalltags des Kindes wird deutlich, dass Kinder aus Familien mit hohem Sozialstatus zu einem größeren Teil sportaktiv sind und dies auch regelmäßiger und häufiger tun. Zudem partizipieren die Kinder zu einem größeren Anteil an institutionalisierten Bewegungs- und Sportangeboten, wie dies bereits vorliegende Studien bestätigen (Schmiade & Mutz, 2012). Hingegen zeichnen sich Kinder aus unteren sozialen Schichten durch einen höheren Fernsehkonsum sowie ein höheres Maß an täglicher Inaktivität aus. Hinsichtlich der monatlichen Ausgaben für Sport und Bewegung des Kindes bestehen keine signifikanten Unterschiede. Es zeigen sich zwar statusabhängige Bewertungen hinsichtlich der Instrumentalität von Bewegung für die Entwicklung (Wohlfahrt) der Kinder. Eltern mit niedrigem Sozialstatuts zeigen dabei etwas tiefere Bewertungen, wenngleich die inhaltliche Bedeutsamkeit der Unterschiede (Effektstärke) eher gering ist. Eltern, die Sport- und Bewegungsaktivitäten im Familienalltag eine hohe Bedeutung beimessen, weisen häufiger einen hohen sozialen Status auf, obwohl die berichteten Effektstärken ebenfalls recht klein ausfallen.[10] Darüber hinaus zeigt sich, dass Kinder mit Migrationshintergrund sowie alleinerziehende Elternteile (davon 94 % Mütter) häufiger in der unteren Statusgruppe vorzufinden sind.

5.2 Multivariate Befunde

In Tabelle 4 werden die Modelle für die Effekte familialer Einflussfaktoren auf die motorische Leistung der Kinder dargestellt. Die berichteten standardisierten Regressionskoeffizienten entstammen OLS-Regressionen, die zunächst jeweils differenziert innerhalb der drei Statusgruppen geschätzt werden. Zentrales Ergebnis dieser Modelle ist, dass die signifikanten Prädiktoren nicht in unterschiedliche Richtungen weisen, allerdings unterscheiden sich jeweils die Zusammenhänge zwischen den bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken und den motorischen Leistungen der Kinder in den statusgruppenspezifischen Modellen.

Besonders deutlich wird dies an den unterschiedlichen Effektstärken hinsichtlich der und sport- und bewegungsbezogenen Einstellungen der Eltern. Deren Einfluss auf die motorische Leistung von Kindern ist zwar in allen drei Statusgruppen signifikant, allerdings bei Eltern mit mittleren Sozialstatus am schwächsten (β = .12), bei Eltern mit dem niedrigsten Sozialstatus hingegen der stärkste Einzelprädiktor (β = .19). Weiterhin ist nur bei Eltern mit niedrigem Sozialstatus ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Nutzenerwartungen von Bewegung auf die Entwicklung des Kindes festzustellen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass in den beiden anderen Statusgruppen den bewegungsbezogenen Nutzenerwartungen geringere Bedeutung beigemessen wird. Allerdings ist der Prädiktor unerheblich, um die Unterschiede in der motorischen Leistung der Kinder innerhalb dieser Statusgruppen zu erklären. Der Zusammenhang, das sportaktive Kinder über bessere motorische Leistungen verfügen, zeigt sich über alle drei Statusgruppen, wobei die Einflussstärke statusabhängig variiert. Eine institutionell organisierte Bewegungs- und Sportförderung der Kinder zeigt in keinem Modell einen signifikanten Einfluss auf die motorische Leistung. Hinsichtlich der Frage, wie oft diese Institutionen wöchentlich frequentiert werden, zeigt sich ein Einfluss auf die motorische Leistung im Modell der höchsten Statusgruppe. Bezüglich Übungsdauer besteht über alle drei Statusgruppen hinweg ein signifikant positiver Zusammenhang mit der motorischen Leistung der Kinder. Schließlich besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Faktor elterliche Sorge und der motorischen Leistungsfähigkeit der Kinder im Modell der unteren Statusgruppe. Alleinerziehende Elternteile sind häufiger in der unteren Statusgruppe zu finden, wodurch die motorische Testleistung der Kinder negativ beeinflusst wird. Ohne signifikanten Einfluss bleiben in den statusgruppenspezifischen Modellen die Ausgaben für Sport und Bewegung, der tägliche Fernsehkonsum sowie die Dauer der täglichen Inaktivität.

Neben den Einzelbefunden ist von Bedeutung, dass sich die Varianzaufklärung desselben Modells zur motorischen Leistung für die drei sozioökonomischen Statusgruppen voneinander unterscheidet (bei zugrunde liegender Varianzhomogenität für alle drei Modelle). Interessanterweise ist diese am geringsten für Familien mit mittlerem Sozialstatus (R2 = .07), gefolgt von den Familien mit hohem Sozialstatus (R2 = .10) und ist am höchsten im Modell des niedrigsten Sozialstatus (R2 = .17). Aus den Unterschieden lässt sich damit schlussfolgern, dass bei den Familien mit niedrigerem Sozialstatus offenbar eine größere Variabilität hinsichtlich bewegungsbezogener Einstellungen und Verhaltensweisen besteht, was sich in einer erhöhten Wirksamkeit in Bezug auf die motorische Leistung der Kinder niederschlägt. Hingegen liegen bei Familien mit hohem Sozialstatus die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken insgesamt auf einem höheren Niveau und sind sich ähnlicher. Dadurch kommen die Unterschiede im Hinblick auf die Erklärung der motorischen Kompetenzen insgesamt weniger zum Tragen.

Im nächsten Schritt wird geprüft, in welchem Ausmaß die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken in der Familie die statusspezifischen Unterschiede erklären. Hierzu werden in den Regressionsmodellen die Unterschiede zwischen den Statusgruppen geschätzt (Tabelle 5). Modell 1 dient zunächst als Referenz, in das lediglich die Unterschiede hinsichtlich der motorischen Leistung der unteren und mittleren Statusgruppe eingehen (Referenzgruppe: hoher Sozialstatus). Modell 2 berücksichtigt den Prädiktor elterliche Sorge als separaten Prädiktor. Das Modell 3 beinhaltet die einstellungsbezogenen Variablen der Eltern in Bezug auf Sport und Bewegung. In Modell 4 werden verhaltensbezogene Variablen integriert, die konkret auf die Gestaltung des Bewegungsalltags der Kinder Einfluss nehmen. In Modell 5 werden schließlich alle Variablen simultan als Gesamtmodell geschätzt.

Modell 1 enthält die kategoriale Variable Statusgruppe als codierte Dummy-Variable ohne Einschluss von Kontrollvariablen und reproduziert die bereits in Tabelle 2 dargestellten Befunde, wobei die erklärte Varianz sehr gering ausfällt. Der sozioökonomische Status hat den vorhergesagten Einfluss auf die motorische Leistung der Kinder, wobei Kinder aus Familien mit hohem Sozialstatus signifikant bessere motorische Testleistungen erzielen.

In Modell 2 wird die elterliche Sorge als einzelner Parameter berücksichtigt. Leben Kinder lediglich bei einem Elternteil, so beeinflusst dies deren motorische Leistung negativ. Zudem wird deutlich, dass die geringere motorische Kompetenz von Kindern mit niedrigem Sozialstatus maßgeblich auf die familiären Verhältnisse (höherer Anteil an Alleinerziehenden) zurückzuführen ist, da der Effekt der Zugehörigkeit zur unteren Sozialstatusgruppe etwas gedämpft wird.

Modell 3 bezieht die bewegungsbezogenen Einstellungen der Eltern ein. Die Befunde bestätigen die Bedeutung der elterlichen sport- und bewegungsbezogenen Einstellungen auf die motorische Kompetenz der Kinder. Auch die Nutzenerwartungen von Bewegungsaktivitäten zeigen einen signifikanten Einfluss. Durch die Berücksichtigung der einstellungsbezogenen Merkmale erhöht sich zudem die Modellgüte. Beim Vergleich der Statusgruppen wird indes deutlich, dass sich unter Einbeziehung der bewegungsbezogenen Einstellungen die Effektstärken der Statusgruppenzugehörigkeit nur geringfügig reduzieren.

Im Modell 4 wird die statusspezifische motorische Leistung für die Gestaltung des Bewegungsalltags der Kinder kontrolliert. Die Bewegungs- und Sportaktivitäten der Kinder haben einen positiven Effekt auf die motorische Leistung der Kinder, wobei von der Übungsdauer der stärkste prädiktive Effekt ausgeht. Interessanterweise zeigt sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der motorischen Leistung und der Beteiligung der Kinder an institutionellen Angeboten. Damit wird deutlich, dass nicht allein die Inanspruchnahme solcher institutionalisierten Förderangebote für die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder ausschlaggebend ist, sondern vor allem die beiden Faktoren Übungsdauer und Häufigkeit erklärungsrelevant sind. Hinsichtlich des Vergleichs der Statusgruppen zeigt sich, dass geringere motorische Leistungen von Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus auf das geringere Gestaltungsniveau des Bewegungsalltags zurückzuführen sind, denn die Effektstärke reduziert sich im Vergleich zu Modell 1 von β = -.16 auf β = -0.09. Für die mittlere Statusgruppe fällt die Reduktion des Statuseffekts etwas geringer aus.

Werden schließlich alle Faktoren simultan berücksichtigt, dann erklärt dieses Gesamtmodell der sozialen Herkunft, der elterlichen bewegungsbezogenen Einstellungen und der Gestaltung des Bewegungsalltags 11 % der Varianz der (aggregierten) motorischen Testleistung von Kindern im Einschulungsalter (Modell 5). Es wird deutlich, dass sich die Unterschiede in der motorischen Leistung zwischen den verschiedenen Statusgruppen reduzieren (und sogar nicht signifikant werden). Der Sozialstatus als einzelner Prädiktor trägt damit kaum noch zur Differenzierung der motorischen Leistung der Kinder bei. Außerdem ist von Relevanz, dass sich die Einflussstärke der Faktoren zum Bewegungsalltag der Kinder ebenso wenig verändert, wie sich die Faktoren zu den bewegungsbezogenen Nutzenerwartungen und Einstellungen der Eltern verändern. Dies verdeutlicht, dass die soziale Herkunft und die damit einhergehende Verfügbarkeit von Ressourcen indirekt über die damit verbundenen elterlichen bewegungsbezogenen Sozialisationsbemühungen wirken. Ein niedriger Sozialstatus, vermittelt über geringere bewegungsbezogene Transferleistungen, führt zu einer geringeren motorischen Leistungsfähigkeit. Diese Wirksamkeit entfaltet sich dabei insbesondere im unterschiedlichen Gestaltungsniveau des Bewegungsalltags der Kinder, was sich in der Häufigkeit und Dauer der institutionalisierten Bewegungsaktivitäten zeigt, wohingegen sich der Aspekt alleinerziehender Eltern negativ auf die motorische Leistung auswirkt.

6 Diskussion

Obwohl eine Vielzahl empirischer Studien die Zusammenhänge zwischen familialer Ressourcenausstattung und der motorischen Leistung der Kinder belegen und bereits auch die beeinflussende Wirkung bewegungsbezogener Sozialisationspraktiken nachgewiesen wurden, steht eine simultane Betrachtungsweise beider Perspektiven bislang noch aus. Somit können keine Aussagen zur familiäreren Nutzung bzw. Transformation verfügbarer Ressourcen in bewegungsbezogene Sozialisationspraktiken sowie zu deren Wirksamkeit im Hinblick auf die motorische Leistung der Kinder gemacht werden. Die empirische Analyse basiert auf einem Vergleich motorischer Leistungen Chemnitzer Kinder im Einschulungsalter, die unterschiedlichen sozialen Statusgruppen entstammen. Aufgrund ihres Designs weist die Studie einige Einschränkungen und Limitationen auf, die es im Hinblick auf die Interpretation der Befunde zu berücksichtigen gilt: Sie basiert überwiegend auf selbstberichteten Sozialisationspraktiken der Eltern. Zudem bleibt unklar, ob die komplementären Ressourcen beider Elternteile in den Angaben hinreichend berücksichtigt werden. Die Befunde basieren außerdem auf einer regional begrenzten[11] Querschnittserhebung, so dass unklar bleibt, inwieweit die gefundenen Einflussfaktoren ursächlich sind, zudem können ‚echte‘ Sozialisationseffekte nicht aus einer Entwicklungsperspektive abgebildet werden. Vor dem Hintergrund dieser Einschränkungen erfolgte die empirische Prüfung der formulierten Forschungsfragen und Interpretation der Befunde.

Die vorliegende Studie repliziert zunächst wesentliche Befunde anderer Studien zur Motogenese von Kindern und den dahinterliegenden familialen Einflussgrößen. Sie geht aber auch einen Schritt weiter, indem erklärungsrelevante Zusammenhänge simultan berücksichtigt werden und diese sowohl innerhalb als auch zwischen den sozialen Statusgruppen analysiert. Die Regressionsanalysen weisen auf die erwarteten Zusammenhänge hin. Gemäß vorliegender Befunde zeigen Kinder aus unteren sozialen Statusgruppen geringere motorische Leistungen als Kinder der anderen beiden Statusgruppen. Zwar bestehen statusbedingt Unterschiede in der Ressourcenausstattung, diese besitzen jedoch als isolierter Faktor für die motorischen Unterschiede der Kinder nur begrenzte Erklärungskraft. Dies zeigt die geringe Varianzaufklärung im Referenzmodell (Modell 1 in Tabelle 5). Zudem macht die Betrachtung im Gesamtmodell (Modell 5 in Tabelle 5) deutlich, dass der ‚reine‘ Statuseffekt kaum noch zur Differenzierung der motorischen Leistung der Kinder beiträgt und sogar statistisch bedeutungslos wird, wenn das bewegungsbezogene Sozialisationsbemühen der Eltern – abgebildet über bewegungsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen – einbezogen wird. Dies spricht für die formulierte Transformationsthese, wonach die (variable) Nutzung von verfügbaren Ressourcen der Familie ausschlaggebend für die motorische Leistung der Kinder ist. Betrachtet man den Einfluss bewegungsbezogener Sozialisationspraktiken innerhalb der sozialen Statusgruppen, so zeigen sich durchaus Unterschiede hinsichtlich der Einflussstärke. Interessanterweise ist hierbei der Einfluss der bewegungsbezogenen Verhaltensweisen und Einstellungen von Eltern mit niedrigem Sozialstatus auf die motorische Leistung höher als in der oberen Sozialstatusgruppe. Dies deutet auf eine höhere Variabilität der bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken in Familien mit niedrigem Sozialstatus hin.

Blickt man etwas differenzierter auf die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken, dann zeigt sich, dass die Gestaltung des Bewegungsalltags der Kinder innerhalb der Statusgruppen unterschiedlich ausfällt. Im Modell der unteren Statusgruppe hat die Gestaltung des Bewegungsalltags lediglich für die Sportaktivität und Übungsdauer schwache signifikante Effekte auf die motorische Leistung. Zwischen den Statusgruppen differenziert die Gestaltung des Bewegungsalltags jedoch erheblich. Werden die Bewegungsaktivitäten bzw. -engagements des Kindes einbezogen, haben die Faktoren Sportaktivität, Übungsdauer und Häufigkeit den erwarteten positiven Effekt auf die motorische Leistung. Dies entspricht vorliegenden Befunden (Krombolz, 2005; Wirzing, 2015), die bereits einen positiven Effekt der Übungsdauer und Häufigkeit auf die motorische Leistung von Kindern feststellten. Darüber hinaus verdeutlichen die Befunde, dass sich vor allem in der unteren Statusgruppe bei Einbezug sozialisationsbezogener Variablen die Unterschiede im Vergleich zur Referenzgruppe reduzieren (Modell 4 in Tabelle 5). Demnach ist davon auszugehen, dass die geringere motorische Leistungsfähigkeit von Kindern der unteren Statusgruppe auf ein geringeres Gestaltungsniveau des Bewegungsalltags zurückzuführen ist. In Bezug auf die bewegungsbezogenen Einstellungen zeigt sich innerhalb der Statusgruppen, dass beide Faktoren lediglich im Modell der unteren Statusgruppe einen Einfluss auf die Differenzierung der motorischen Kompetenzen der Kinder ausüben. Zwischen den Statusgruppen differenzieren diese Parameter indes nur geringfügig. Werden die bewegungsbezogenen Einstellungen der Eltern zusätzlich zur Statusgruppe einbezogen, haben diese zwar jeweils einen positiven Effekt auf die motorische Leistung (Modell 3 in Tabelle 5). Jedoch reduzieren sich die Unterschiede zwischen der unteren und der oberen Statusgruppe (Referenzgruppe) nur geringfügig. Dies zeigt, dass die bewegungsbezogenen Einstellungen die motorische Leistung Kinder zwar beeinflussen, aber offenbar nur bedingt statusspezifisch variieren. Der Faktor elterliche Sorge hat innerhalb der Statusgruppen lediglich im Modell der unteren Statusgruppe einen signifikanten Effekt auf die motorische Leistung. Zwischen den Statusgruppen differenziert der Faktor elterliche Sorge jedoch erheblich. Wird ausschließlich der Prädiktor elterliche Sorge in das Modell aufgenommen (Modell 2 in Tabelle 5), bestätigt sich der negative Effekt alleinerziehender Eltern auf die motorische Leistung der Kinder und akzentuiert zudem statusbezogene Unterschiede. Dabei ist die geringere motorische Leistung von Kindern der unteren Statusgruppe auf den höheren Anteil alleinerziehender Elternteile zurückzuführen.

Bleibt abschließend nochmals die Frage aufzunehmen, inwiefern die bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken der Eltern (Transformationen) von statusspezifischen Prägungen entkoppelt sind, oder nicht? Hier lässt sich gemäß der vorliegenden Befunde keine eindeutige Antwort geben, weder in die eine noch in die andere Richtung. Für die Auflösung statusspezifisch geprägter Sozialisationspraktiken und damit einhergehender Statusdiskrepanz spricht, dass sich bei der unteren sozialen Statusgruppe das differenzierteste Bild zeigt, da Sportaktivität, Übungsdauer, bewegungsbezogene Einstellungen und Nutzenerwartungen sowie die elterliche Sorge für die motorischen Leistungswerte der Kinder inhaltlich bedeutsam sind. Hingegen gibt es bei den anderen beiden Sozialstatusgruppen eine geringere Variabilität der Einflussfaktoren, was auf eine größere Ähnlichkeit der bewegungsbezogenen Einstellungen und Gestaltungspraktiken innerhalb dieser Statusgruppe schließen lässt. Dies entspricht wiederum eher dem Ansatz, wonach bewegungsbezogene Sozialisationspraktiken nach wie vor eine gewisse Statusspezifik indizieren (zum Konzept der Statuskristallisation bereits bei Lenski, 1966). Allerdings scheinen sich diese Unterschiede weniger in den elterlichen bewegungsbezogenen Einstellungen widerzuspiegeln. Vielmehr zeigt sich dies in den unterschiedlichen Möglichkeiten der Transformation und der Wirkung verfügbarer Ressourcen, nämlich in Bezug auf die Gestaltung und Strukturierung des Bewegungsalltags, den Eltern ihrem Kind ermöglichen. Die sozialstrukturelle Positionierung wirkt sich also dahingehend aus, wie bewegungsrelevante Transferleistungen zielspezifisch und wirkungsvoll erbracht werden (Pampel, Krueger & Denney, 2010). Familien mit geringem Sozialstatuts scheinen demnach weniger in der Lage zu sein, den Bewegungsalltag ihrer Kinder im Hinblick auf Dauer, Häufigkeit und institutionelle Betreuung auf hinreichend hohem Niveau zu gestalten. Dabei wirkt der höhere Anteil alleinerziehender Elternteile innerhalb dieser Statusgruppe zusätzlich einschränkend. Hingegen gelingt es Eltern der höheren Statusgruppe offenbar besser, den bewegungsbezogenen Alltag ihrer Kinder auf einem höheren Niveau und damit wirksamer im Hinblick auf die motorische Entwicklung zu gestalten. Eltern mit höherem Sozialstatus sind selbst häufiger sportaktiv und regen damit auch ihre Kinder häufiger und regelmäßiger dazu an, sich zu bewegen und Sport zu treiben, so dass diese bereits frühzeitig in ihrer motorischen Entwicklung gefördert werden.

6.1 Forschungsperspektiven

Im Vergleich zu anderen Studien verbessert sich unter der simultanen Berücksichtigung der beiden Perspektiven – die elterlichen Ressourcen und bewegungsbezogenen Sozialisationspraktiken – die Varianzaufklärung der geschätzten Modelle. Dies verdeutlicht, dass die Modelle zu einem höheren Maße den empirischen Daten angepasst sind. Es zeigt sich aber auch, dass ein erheblicher Anteil nicht erklärter Varianz offenbleibt, so dass neben den elterlichen Mechanismen erstens noch andere bewegungssozialisierende Instanzen (Kindergarten, Spielgefährten) und Umweltbedingungen (Wohnverhältnisse, infrastrukturelle Anbindung) im Hinblick auf die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder erklärungswirksam sein dürften und somit Kontextanalysen nahelegen. Es sollte zweitens sozialisationstheoretisch nicht unberücksichtigt bleiben, dass die Familie mehr ist als bloßes Elternverhalten im Hinblick auf die kindlichen Zustände und Entwicklungen. Demnach lassen sich motorische Kompetenzen der Kinder nicht nur auf das Ergebnis elterlicher Sozialisationspraktiken reduzieren, sondern dürften auch von den Engagements, Präferenzen und Neigungen der Kinder selbst mitbestimmt werden. Ein wesentlicher Aspekt besteht darin, inwieweit die Kinder selbst fähig sind, die zur Verfügung stehenden Gelegenheiten für eigene Sport- und Bewegungsaktivitäten zu erschließen bzw. nutzbar zu machen (Baur, 1989). Es wurde drittens im Rahmen der theoretischen Überlegungen bereits darauf hingewiesen, dass bei intertemporaler Betrachtungsweise die elterlichen Einstellungen und Verhaltensweisen (z. B. die Fortsetzung, Aufrechterhaltung oder Wiederaufnahme bestimmter Aktivitäten oder Investitionen verfügbarer Ressourcen) immer auch Reaktionen auf vorgängige Erfahrungen bzw. Anpassungen auf mögliche motorische (Fehl-)Entwicklungen der Kinder darstellen. Somit liegt weiteres Erklärungspotenzial im Hinblick auf die familialen Mechanismen darin, dass entsprechende Anpassungs- und Kompensationsstrategien im Sinne intertemporaler Allokationsentscheidungen ergriffen werden. Allerdings setzt die Analyse solcher über den Lebenszyklus zu betrachtenden, dynamischen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge notwendigerweise längsschnittlich erhobene Daten voraus.

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Published Online: 2017-10-28
Published in Print: 2017-10-26

© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 25.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/sug-2017-0012/html
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