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Zur Geschichte des Faches Werte und Normen in Niedersachsen

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Denken ohne fachliches Geländer?

Part of the book series: Ethik und Bildung ((ETHBI))

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Zusammenfassung

Auch wenn das Fach Werte und Normen, wie es der Titel des vorliegenden Bandes formuliert, eines „fachlichen Geländers“ entbehren sollte, hat es das schulfachliche Gelände Niedersachsens in den letzten Jahrzehnten nicht unwesentlich beeinflusst. In diesem Beitrag werden nicht nur zentrale Inhalte, sondern auch bedeutsame Stationen der historischen Entwicklung des Faches Werte und Normen aufgezeigt.

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Notes

  1. 1.

    Als Beispiele für diese „Gruppen“ zählt Stäblein die Freireligiöse Landesgemeinschaft, die Unitarier, die Freigeistige Aktion sowie den Monistenbund „Sonne“ auf (vgl. Stäblein 1997, S. 292).

  2. 2.

    Die „Freireligiöse Landesgemeinschaft Niedersachsen“ wurde 1948 aus der Taufe gehoben und erhielt 1952 den offiziellen Status einer freien Weltanschauungsgemeinschaft. Im Jahr 1988 erfolgte die Umbenennung in „Freie Humanisten Niedersachsen“; seit 2007 schließlich heißt die Vereinigung „Humanistischer Verband Deutschlands Niedersachsen“, vgl. www.hvd-niedersachsen.de/geschichte-des-hvd.html (zuletzt abgerufen am 14. Juli 2023).

  3. 3.

    Stäblein hält in diesem Zusammenhang ausdrücklich fest, dass besagter Einfluss (entgegen manchen damaligen Eindrücken in der Schulöffentlichkeit) seitens der „Freireligiösen Landesgemeinschaft Niedersachsen“ weder von Indoktrination im Allgemeinen noch von einer Fokussierung auf das Themenfeld „Religion“ im Besonderen geprägt gewesen sei (vgl. Stäblein 1997, S. 292).

  4. 4.

    Im Grundgesetzkommentar von Maunz/Dürig wird detailliert erläutert, welche Bedingungen für die Einführung eines ordentlichen Unterrichtsfachs erfüllt sein müssen. Dazu gehören beispielsweise die Basis eines offiziellen, landesweit gültigen Lehrplans (in der aktuellen Terminologie in Niedersachsen also eines Kerncurriculums), die Notwendigkeit einer Zeugnisnote bzw. eines Lernentwicklungsberichts, die Übernahme der Personalkosten durch das Land bzw. die Übernahme der Sachkosten durch den kommunalen Schulträger, die Genehmigung von fachspezifischen Lehrwerken etc. (vgl. Maunz und Dürig: 2013, Randnummern 75 und 76 zu Art. 7; sowie Bade 2012, S. 23).

  5. 5.

    Im Schulverwaltungsblatt 6/2023 stellt das Niedersächsische Kultusministerium noch einmal explizit fest, dass die wechselseitige Anerkennung der Lehrbefähigungen für Werte und Normen bzw. Philosophie sich nicht nur auf Bewerbungskontexte beziehe, sondern auch für die Besetzung der Abitur-Fachprüfungsausschüsse in den beiden Fächern gelte (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2023, S. 303).

  6. 6.

    In einem Offenen Brief an den Kultusminister Grant Hendrik Tonne vom 4. November 2020 bemängelt der Humanistische Verband Niedersachsen den seines Erachtens zu geringen religionskundlichen Anteil in den verschiedenen Kerncurricula des Faches Werte und Normen und betont, dass dieses „im Schwerpunkt ein religionskundliches Fach“ sei. Durch die Vernachlässigung der entsprechenden Bezugswissenschaft werde „den Schülerinnen und Schülern […] damit die Auseinandersetzung mit einem wichtigen Bestandteil ihres eigenen Lebens verwehrt.“ Weiterhin kommt der Offene Brief zu der folgenden (umstrittenen) Einschätzung: „Bei den insgesamt 52 Kompetenzbereichen beträgt der Anzahl derer, die zumindest dem Etikett nach eine religionskundliche Ausrichtung haben, lediglich 19 %. 81 % der Lerninhalte werden somit den anderen Bezugswissenschaften eingeräumt“. Vgl. https://www.hvd-niedersachsen.de/nachrichten-nds/offener-brief-an-den-kultusminister.html (abgerufen am 28.2.2022).

  7. 7.

    Für die Schulform Gymnasium zum Beispiel schossen im 21. Jahrhundert die folgenden neuen Studienseminar-Standorte aus dem niedersächsischen Boden: Göttingen, Salzgitter, Wolfsburg, Stadthagen, Celle, Oldenburg, Osnabrück und Wilhelmshaven. Manche dieser Standorte bieten eine Ausbildung im Fach Werte und Normen sogar unabhängig von einer Ausbildung im Fach Philosophie an (Salzgitter, Wolfsburg und Celle). Mit Blick auf den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Haupt-, Real- und Oberschulen entstanden im ungefähr gleichen Zeitraum eigenständige Studienseminare in Goslar, Oldenburg und Stade und fachspezifisch kooperative Ausbildungsorte in Braunschweig, Göttingen, Hannover, Buchholz, Cuxhaven, Lüneburg und Verden. Auch dem Lehramt für Sonderpädagogik eröffneten sich während jener Zeitspanne fachspezifische Kooperationen mit benachbarten Studienseminaren (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium (o. J.), Standorte und Fächerübersicht, o. S.).

  8. 8.

    Im Jahr 2016 formierte sich auf Initiative des Humanistischen Verbands Deutschlands Niedersachsen der Fachverband Werte und Normen (nähere Informationen unter www.fv-wun.de).

  9. 9.

    Vgl. Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Die niedersächsischen allgemeinbildenden Schulen in Zahlen, Stand: Schuljahr: 2005/2006. Hannover 2006, S. 38. Statistikfans sei diese Broschüre ans mathematische Herz gelegt, da dort auch detaillierte Übersichten über die entsprechenden Anwahlen in den jeweiligen Schulformen, in den jeweiligen Bezirksregierungen (also heute in den jeweiligen RLSB) sowie über die jeweiligen Religionszugehörigkeiten präsentiert werden. Dies gilt ebenso für alle nachfolgenden Broschüren, denen die weiteren genannten Zahlen zugrunde liegen. Die einzelnen Broschüren, die hier aus Platzgründen nicht mehr gesondert aufgeführt werden, finden sich allesamt unter: www.mk.niedersachsen.de/startseite/service/statistik/die-niedersaechsischen-allgemein-bildenden-schulen-in-zahlen-6505.html (abgerufen am 27.2.2022).

  10. 10.

    Mit Beginn des Schuljahres 2017/18 begann an zehn niedersächsischen Grundschulen eine Erprobungsphase für das Fach Werte und Normen. An diesen Schulen wurde zwei Stunden wöchentlich Fachunterricht erteilt. Den Hintergrund dieser Maßnahme erläuterte die damalige Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) wie folgt: „Wir vernehmen vermehrt den Wunsch von Eltern nach einem Alternativfach für Grundschülerinnen und Grundschüler, die nicht an einem bekenntnisorientierten konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen möchten“ (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, Presseinformation vom 30.5.2017). Im folgenden Schuljahr 2018/19 wurde die Erprobungsphase auf 40 Grundschulen ausgeweitet, sodass in den Statistikbroschüren des Kultusministeriums seit 2019 auch Zahlen für den Grundschulbereich auftauchen (2019: 0,3 %; 2020: 0,3 %, 2021: 0,4 %). Für die nachfolgenden Jahre liegen bislang (Stand Juli 2023) noch keine Zahlen vor, doch im Zuge der Neuetablierung des Faches an niedersächsischen Grundschulen ist wohl davon auszugehen, dass der Primarbereich die Werte und Normen-Quote demnächst in neue Höhenregionen treiben wird.

  11. 11.

    Vgl. das Radio-Feature „‚Werte und Normen‘ als Unterrichtsfach“ im Deutschlandfunk vom 18.11. 2019, Transkript abgedruckt unter: www.deutschlandfunk.de/grundschule-in-niedersachsen-werte-und-normen-als-100.html (abgerufen am 28.2.2022).

  12. 12.

    Vgl. ebd.

  13. 13.

    Das Szenario ist mündlich überliefert, die Wiedergabe hier ist nach telefonischer Rücksprache von Till Warmbold ausdrücklich gestattet.

Literatur

  • Bade, Rolf. 2012. Zum Erlass „Regelungen für den Religionsunterricht und den Unterricht Werte und Normen“. In Religionsunterricht. Niedersachsen – Dokumente, Erläuterungen, Handreichungen, Hrsg. vom Katholischen Büro Niedersachsen und der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, 19–39. Hannover: o. V.

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Schimschal, T. (2024). Zur Geschichte des Faches Werte und Normen in Niedersachsen. In: Burkard, A., Martena, L. (eds) Denken ohne fachliches Geländer?. Ethik und Bildung. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-68347-7_2

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